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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_16/0035
Abb. 1: Hans Thoma (1839-1924) - Altersportrait
(Federzeichnung)

Schramberg? Beschränken wir uns auf das, was
die Chronisten berichten: Es gab Wahlen, Ordensverleihungen
, gräfliche und freiherrliche
Eheschließungen. In der Nacht vom 29. zum
30. September war ein großer Brand an der
Steige, dem neun Häuser zum Opfer fielen.
Man vermutete Brandstiftung, jedoch blieben
alle Ermittlungen erfolglos. Schramberg, damals
3127 Einwohner zählend, war am 7. September
1867 von König Karl von Württemberg
das Prädikat „Stadt-Gemeinde" verliehen worden
. 1868 wurde das „alte Schlößle" gräflicher
Wohnsitz. Am 18. Oktober 1868 wurde der Gesangverein
„Liederkranz" gegründet.
Am 19. September reiste Hans Thoma von Bernau
nach Säckingen, um sich dort zusammen
mit Mutter und Schwester zu etablieren. Am
2. Oktober, seinem Geburtstag, war er in
„trostloser Lage" und mußte sich selber immer
„Mut, Mut, zurufen". Erfolglose Ausstellungen
seiner Bilder und daraus resultierende Geldnot
prägten den Jahreslauf. Am 8.Oktober verließ
er Säckingen, fast planlos, wie er schrieb. „Wo
soll ich hin?"

Er ging nach Freiburg zu seinem Malerkollegen
Lugo3, trieb sich einige Tage in der schönen Gegend
umher, führte Kunstgespräche. Dann
ging er nach Kirnbach, von wo aus er mit den
Pfarrersleuten Krümmel nach Hohenstein bei
Schiltach reiste. In Hohenstein wurde er Gast
bei dem Ehepaar Wucherer, machte mit ihnen
Ausflüge, die sie auch nach „Schramberg, ins
Bernecktal" führten.

Was wird der große Meister empfunden haben
, als er das „freundliche Schramberg mit seinen
großen Fabrik-Anlagen und stattlichen Pri-
vat-Gebäuden, beherrscht von der gewaltigen,
mit Epheu umrankten Burg-Ruine Schramberg
"4 erblickte, was bei seiner Wanderung
durch das wildromantische Bernecktal, vorbei
an Felsblöcken, hohen Waldungen, herbstlichen
Blumenwiesen?

„Noch großartiger, wildromantischer" (als das
Lauterbachtal - Verf.), so schreibt der Chronist,
„ist das Berneckthal. Zunächst hinter Schramberg
verschwindet das Todtliegende und
plötzlich ist in vielgezackten, scharfen Gräten
quer über die Thalschlucht Granit und Porphyr
heraufgeschoben" (Abb. 2).
Und er fährt fort: „Zur Rechten erhebt sich eine
ganze Felsenwand und ein Felsenfeld mit
den malerischen Trümmern der Burg Falkenstein
, an deren Fuße in idyllischer Ruhe das bescheidene
Bernecker Bad liegt. Die schönste
Partie ist jedoch bei der sog. Teufelsküche: groteske
Granit-Felsen starren zur Rechten wildverworren
ruinenartig in die Höhe, während
links die Schiltach eine Felswand unterwühlt
und sich zu einem kleinen Becken geschwellt
hat - überragt von einem mächtigen Granitblocke
. Still und rastlos entfaltet sich hier eine
prachtvolle Pflanzenwelt: wasserliebende
Pflanzen entfalten ihre breiten Blätter und saftigen
Stengel in vollster Üppigkeit; die Felsen
sind an vielen Stellen auf's Schönste mit der
Alles belebenden Pflanzenwelt verziert; aus
allen Ritzen brechen die schlanken Wedel der
verschiedensten Farrenkräuter hervor; Steinbreche
und andere Felsenpflanzen entfalten
hier ihre zarten Blüthen und Flechten und
Moose überziehen die nackten Felsen mit den
verschiedensten oft prachtvollen Farben."'
Eine typische Thoma-Landschaft also! Sicher
galt auch hier, was der Künstler einst von sich
sagte, nämlich daß diejenige Landschaft für ihn
die schönste sei, in der er sich gerade befinde.
Was aber wird der Meister gefühlt haben, als er
durch diese geschichtsträchtige Landschaft
schritt, ihre Schönheit und Vielfalt mit seinen

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