http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_16/0038
Abend zur Betzeit. Im Frühjahr 1995 begleitete
sie das Geläut der drei Glocken zu ihrer letzten
Ruhestätte, gleichsam als Dank für ihren treuen
Dienst im Schönbronner Kirchlein über vier
Jahrzehnte.
Die Herkunft des Namens Schönbronn läßt verschiedene
Deutungen zu. Naheliegend ist die
Herleitung von ahd. sconi glänzend, hell, herrlich
, rein. Danach wäre der Name ursprünglich
die Bezeichnung für eine Quelle mit besonders
guter Wasserqualität, ein nicht zu unterschätzender
Faktor in der Siedlungsgeschichte. In
der Umgangssprache hört man noch häufig
„I bin z' Schenenbrunne g'si", was trotz des
Fehlens des bestimmten Artikels auf mehrere
Brunnen oder Quellen schließen ließe. Das traf
in der Tat früher auch zu, bevor die Schönbronner
ihr Wasser von der zentralen Wasserleitung
der Deisenbrunnenquelle erhielten. In
heißen, trockenen Jahren versiegten die Quellbrunnen
, die alle ihr Wasser vom Feurenmoos
bekamen, häufig, während der sehr tiefe Brunnen
beim Pfarrhaus und die Brunnen am Hang
zum Gründiesee noch lange Wasser lieferten.
Nicht ganz auszuschließen ist auch die Herleitung
von mhd. schem[e] Schatten, Larve. Die
Menschen früherer Zeiten waren sehr abergläubisch
, vor allem, wenn es sich um unerklärbare
Naturerscheinungen handelte (vgl.
Hungerbrunnen und Hungerbäche). So glaubten
sie etwa, manche Quellen verschwänden
zeitweise aus irgendeinem geheimnisvollen
Grund, geradeso wie Menschen hinter „Schemen
". Danach wären „Schemmbrunnen" solche
Brunnen, die zeitweise verschwinden, wie
es ,,z' Schemmbrune" der Fall war. So könnte,
weil man das Bestimmungswort später nicht
mehr kannte, daraus „Schönbronn" geworden
sein. Ähnlich ist es meines Erachtens dem Ortsnamen
Schömberg und manchen anderen
Zusammensetzungen mit „Schön" ergangen.
Wenn auch die Herkunft verschieden sein mag,
so steht der Name „unseres" Schönbronn
gleichbedeutend neben Schönborn, einem Ort
im Rhein-Lahn-Kreis, aus dem eines der bedeutendsten
rheinischen Adelsgeschlechter
stammt, oder Schönbrunn, dem berühmten
Wiener Lustschloß aus dem 18. Jahrhundert,
ganz zu schweigen von den vielen über die
ganze Republik verstreuten sonstigen Schönborn
, Schönbronn oder Schönbrunn.
In Reichenbach bei Hornberg, wo ein Kriegskamerad
lange Zeit Bürgermeister war, gibt es
den Schembachhof (mdal. de Schemba). Ich
fragte ihn eines Tages, was der Name bedeute.
Er wußte es nicht. Als ich meine Vermutung
äußerte, der Name habe vielleicht etwas mit
,,Schem[e]" zu tun, bestätigte er mir, daß der
„Schemba-Bur" in der Tat das Wasser oft von
einem fernen Brunnen holen müsse, wenn der
eigene Brunnen beim Hof versiege.
Das ist ein typisches Beispiel für Wörter, deren
Bedeutung nicht mehr verstanden wird und
die dann an geläufige angeglichen werden.
Schwende — Schwendewald
Etwa 200 m nordwestlich des Gifizenmooses,
also schräg gegenüber dem Schattenwald, liegt
die Schwende und in gleicher Entfernung, nur
in nordöstlicher Richtung, der Schwendewald.
Diese beiden Flurnamen bezeichnen ebenfalls
eine Rodung. Nach dem Abbrennen von Wald
und Gebüsch wurde das Gelände 15-20 Jahre
lang landwirtschaftlich genutzt, dann aber wieder
sich selbst überlassen, so daß es erneut
Wildnis wurde. Der Flurname leitet sich ab
vom mhd. Verb swenden schwinden machen,
ausreuten (bes. das Unterholz eines Waldes).
Er deutet auf eine bestimmte Art der Rodung
hin, bei der die Rinde der Bäume abgeschält
wurde, so daß diese abstarben oder leichter abgebrannt
werden konnten. Wahrscheinlich
galt das weniger für Nadelbäume als vielmehr
für Laubbäume, wie Eiche, Buche, Esche, Ulme
, Linde, Birke etc., deren Rinde teilweise
zum Gerben benutzt wurde. Hierher gehören
Orts- und Flurnamen wie Gschwend, Schwen-
di, Höchenschwand, Amrigschwand, Schwen-
denbühl, Langenschwand, Schwindhalde, Feuerschwende
u.a.m.
Allmand - Allmandwald
Auf alten Karten und Plänen findet man noch
einen Allmandwald auf dem Lienberg über
dem nördlichen Glasbach und eine Allmand
beim Sulgerberg.
Wie die ursprüngliche Form des Namens (ahd.
algimeinida) verrät, bezeichnete Allmende
schon in alter Zeit den ungeteilten Grundbesitz
einer Gemeinschaft an Wald, Weide, Wiesen
oder Wasser, seltener an Ackerland. Der frühen
Stufe einer gemeinsamen Nutzung folgte die
36
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_16/0038