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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0014
Da dies der wunde Punkt in der Auseinandersetzung
war, wobei es auf den genauen Wortlaut
ankam, führte der Graf wörtlich „auf Ehre"
an, was er, und zwar im Oktober und nicht
schon im August, zu den Bauern gesagt habe.
Die betreffende Textstelle ist im folgenden im
Wortlaut, allerdings in heutiger Schreibweise,
wiedergegeben:

„ Wenn ich überzeugt wäre, daß die Erlaubnis
, auf euren Höfen Mühlen zu
bauen, niemals mißbraucht werden
könnte, daß Nachbarn bei euch mahlen
dürfen, und wenn ihr ganz ebensoviel
Mühlfrucht mir abgeben würdet,
als ihr nach einer richtigen Berechnung
bisher als meine Mahlgäste mir
jährlich abgegeben habt, und wenn
noch überhin mir von höherem Ort eine
auf immer beruhigende Sicherheit,
daß aus diesem Beispiele mehrere meiner
bisherigen Mahlgäste (Benutzer -
Verf.) den mir nachteiligen Schluß,
neue Mühlen zu errichten, niemals folgen
dürften, so wollte ich nicht entgegen
sein, aus dem mir gewiß heiligen
Grundsatz, das Wohl meiner Untertanen
unabbrüchig (ohne Rücksicht -
Verf.) meines eigenen jedesmal zu
befördern, euch das Befugnis, neue
Mühlen zu erbauen, zuzugestehen. Ich
werde zu diesem Ende mich der Sache
näher erkundigen und wenn ich durch
Beispiele benachbarter Herrschaften,
die sich in ähnlicher Lage seit aufgehobenem
Mühlzwange befinden, diesfalls
beruhigt werde, euch das Weitere
seiner Zeit zu eröffnen unentstehen<(
(nicht zögern - Verf.).
Mit dieser Erklärung hätten sich die Bauern jedoch
keineswegs zufriedengegeben. Statt dessen
hätten sie - so berichtet der Graf weiter -
eindringlich darum gebeten, den Winter hindurch
bereits Vorkehrungen zum Mühlenbau
machen zu dürfen. Um ihr Ungestüm etwas zu
bremsen, habe er folgendes erwidert: „Auf
eigenes Risiko bleibt euch unbenommen, den
Winter durch einige Fürkehrungen zu treffen".
War diese Äußerung die Ursache für ein
Mißverständnis, das zum folgenschweren
Streit zwischen Herrschaft und Untertanen
führte, oder wollten die Bauern, wie der Graf

vermutete, mit ihrem Verhalten „den herrschaftlichen
Konsens . .. erschleuchen oder
.. .ertrotzen"?

In seiner weiteren Stellungnahme lehnt der
Graf erneut das „Gleichheitsprinzip", wonach
Aichhalden zugestanden werden müsse, was
Lauterbach seit Jahrhunderten besitzt, ab. Vor
allem aber geht es ihm darum zu vermeiden,
daß mit Mühlenbauten in Aichhalden ein „Präzedenzfall
" geschaffen werden könnte, der
letztlich die gesamten Besitzverhältnisse in der
Herrschaft umstoßen würde.
Neu, wenn auch etwas fadenscheinig, ist dagegen
das Argument, er wolle mit seiner ablehnenden
Haltung Schramberg vor wirtschaftlichem
Schaden bewahren, denn „der auf 1600
Seelen angewachsene Marktflecken bestehe
mehrenteils aus Gewerbsleuten, Krämern,
Handwerkern oder Wirten, da die Gebirgslage
den Fruchtbau daselbst nicht zulasse. Würde also
den vier Supplikanten die Erbauung neuer
Mühlen gestattet, so entginge den schramber-
gischen Gewerbsleuten nicht nur der Verkehr
und der Zufluß von diesen vier Familien, sondern
es würde noch zu besorgen (befürchten
- Verf.) sein, daß die Aichhaider Untertanen
und die übrigen außer dem Orte gelegenen,
zum Stab Schramberg aber gehörigen Höfe aus
ähnlichen Gründen die Errichtung der Mühlen
verlangten."

Nach alledem bat der Graf am Schluß seiner
Stellungnahme, den Widerspruch der Aich-
halder Bauern zurückzuweisen und ihnen einfür
allemal zu untersagen, in dieser Angelegenheit
nochmals tätig zu werden.
Die vorderösterreichische Regierung in Freiburg
machte sich in ihrer Entscheidung vom
30. August 1790 die Argumentation des Grafen
zu eigen und verwarf den Einspruch der Bittsteller
mit der Begründung, sie hätten vor Baubeginn
die herrschaftliche Genehmigung einholen
müssen. Da sie das nicht getan hätten,
werde ihnen die unnötig aufgebrachten Mittel
niemand ersetzen. Auch nach der Aufhebung
des Mühlenzwanges könne dem Grafen nicht
befohlen werden, die Erlaubnis zum Bau von
Hofmühlen zu erteilen.

Damit waren für die Bauern die rechtlichen
Mittel ausgeschöpft. Doch statt sich ins scheinbar
Unabänderliche zu schicken, trieben Furt-
wängler und Dold - die anderen vier hielten

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