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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0028
Vormittage im Schloß verbrachten und Funde
zusammentrugen.

Besonders danke ich meinem Kollegen am
Gymnasium, Herrn Oberstudienrat Günter
Buchholz, der sich mit all seiner ortsgeschichtlichen
Erfahrung in das für ihn fremde Thema
eingearbeitet hat. Er hat an diesem Artikel mitgearbeitet
und in die Projektgruppe wertvolle
Anregungen eingebracht.

Reinhard Großmann

Die Stadt Freiburg in Schlesien

Die Stadt Freiburg in Schlesien wurde im 13.
Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostsiedlung
gegründet. Sie liegt auf einem Hügel am
rechten Ufer der Polsnitz, die in den Bergen
oberhalb der Stadt entspringt und über die
Weistritz in die Oder fließt. Die bewaldeten
Berge auf der einen Seite der Stadt sind die letzten
Ausläufer des Riesengebirges, des höchsten
Teils der Sudeten. Auf der anderen Seite, jenseits
der Polsnitz, dehnt sich das Land hügelig
in die Oderebene hinein (Abb. 1).
Freiburg liegt etwa 60 km von der ehemaligen
schlesischen Landeshauptstadt Breslau entfernt
. Eine Bahnlinie, die die beiden Städte verbindet
, wurde als eine der ersten Strecken in
Deutschland elektrifiziert.
Auf dem anderen Polsnitz-Ufer liegen zwei Dörfer
, deren Namen Polsnitz und Zirlau auf alte
polnische Siedlungen schließen lassen.
Den Mittelpunkt der Stadt bildet, wie in den
Städten Böhmens und Schlesiens üblich, der
„Ring", ein etwa quadratischer Platz, den die
Häuser der wohlhabenden und einflußreichen
Bürger umgeben. In der Mitte des Platzes steht
das Rathaus, ein klassizistischer Bau mit einem
hohen Turm, den eine goldene Krone ziert -
eine Erinnerung an die Hilfe, die König Friedrich
II. von Preußen der Stadt nach einem verheerenden
Brand leistete (Abb. 2-4).
Heute heißt die Stadt Swiebodzice.Die beiden
Nachbardörfer sind eingemeindet, so daß die
Einwohnerzahl sich seit 1945 mehr als verdoppelt
hat. Die ehemals rein deutsche Bevölkerung
ist durch eine rein polnische ersetzt.
Sonst hat sich im Stadtbild wenig verändert.
Die heutigen Bewohner haben viel gebaut, alte
Häuser sehen alt aus, aber nicht heruntergekommen
, es wird erweitert und saniert. Es gibt
eine vielfältige mittelständische Industrie.

Die Freiburger Uhrenindustrie

Vergessen ist in Swiebodzice, daß Freiburg
einmal die schlesische Uhrenstadt war. Im
Freiburger Amtsboten, 6. Jahrgang, No. 15, erschien
folgende
„Etablissements-Anzeige
Hiermit gebe ich mir die Ehre, ergebenst anzuzeigen
, daß ich mich hierorts Bahnhofstraße
Nr. 257a. im Hause des Hrn. Maurermeister
Päsler als Uhrmacher etablirt habe.
Indem ich dieses Unternehmen geneigter Beachtung
empfehle und um wohlwollendes
Vertrauen für dasselbe bitte, erlaube ich mir
die Versicherung, daß es mein eifrigstes Bestreben
sein wird, dasselbe durch streng rechtliches
Wirken zu erhalten und mich dessen
werth zu zeigen. Zugleich empfehle ich mein
wohl assortirtes Uhren-Lager, für deren Solidität
und richtigen Gang garantiert wird.
Freiburg, den 1. April 1847.

Gustav Becker."
[zitiert nach Karl Kochmann, Gustav Becker
Story. Modesto Cal. (American Reprints Co)
und Concord Cal (Antique Clocks Publishing)
(1974) 1990 S. 3]

Gustav Becker war am 2. Mai 1819 in Oels/
Schlesien geboren worden. Seine Uhrmacherlehre
scheint er in seiner Heimat absolviert zu
haben, die Wanderjahre führten ihn nach Wien
und in die Schweiz. [Kochmann1990, S. 17] Mit
staatlicher Unterstützung baute Becker die
Werkstatt zu einer kleinen Fabrik aus - eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die durch
die Krise in der Textilindustrie stark gebeutelte
Region. Aus den ersten Anfängen in der Bahnhofstraße
entstand so im Laufe der Jahre eine
weitläufige Fabrik mit mehreren Produktionsstätten
in Freiburg und Filialen in Braunau
/Böhmen und Warschau.
In Freiburg entstand also damals, gut zehn Jahre
früher als in Schramberg, die erste deutsche
Uhrenfabrik: „So kann der Schlesier Gustav
Becker zu Recht als der Bahnbrecher der
deutschen Uhrenindustrie, der Wegbereiter
des damals modernen Regulators nach dem
Wiener von ihm nach Deutschland eingeführten
Muster, hergestellt erstmalig nach
dem Grundsatz der Arbeitsteilung, bezeichnet
werden. Die Schwarzwälder Uhrenindustrie
nahm erst viel später den sog. ,Wiener
Regulator' in ihr Fertigungsprogramm auf.<(

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