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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0035
Fa. Becker bei Junghans keine oder nur sehr geringe
Spuren hinterlassen hat.
Woher Junghans die Mittel hatte, die beiden anderen
Firmen zu übernehmen, blieb für uns ungeklärt
. Erstaunlich ist, daß diese Ereignisse im
Umfeld der Familie Landenberger auch heute
noch mit Bitterkeit kommentiert werden. Charakteristisch
ist die Äußerung: „Junghans hat
sich durch die Übernahme saniert."
Die Fusion hatte innerhalb Schrambergs keine
weitreichenden sozialen Folgen. Zwar nahm
auch hier die Arbeitslosigkeit zu, aber das lag ja
in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung
begründet. Für Junghans bedeutete die
Fusion sicherlich eine wirtschaftliche Stärkung
, die auch der Stadt Schramberg insgesamt
zugute kam.

Ganz anders in Freiburg: Abgesehen von wenigen
Mitarbeitern aus der Firmenspitze und
dem mittleren Management verloren die Arbeiter
und Angestellten der Fa. Becker in kurzer
Zeit ihren Arbeitsplatz, da Junghans die Produktion
in Freiburg bis spätestens 1933 einstellte
. Über den genauen Zeitpunkt und die
Umstände gehen die Meinungen erstaunlich
weit auseinander:

„Die Werke in ... Freiburg in Schi. (...) liegen
zur Zeit still, können jedoch bei Bedarf wieder
in Gang gesetzt werden". (Schwarzwälder
Tagblatt am 29.8.33 in einem Sammelbericht
über die Tätigkeit der Fa. Gebrüder Junghans
)

Im Gegensatz dazu steht die Aussage in einem
Aufsatz von Peter Starsy, Neubrandenburg,
aus dem Jahre 1985 [in „Uhren und Schmuck"
22. Jg, Heft 5, S. 148-151], in Freiburg seien
noch bis 1941 Uhren hergestellt worden. Anläßlich
einer telefonischen Nachfrage versprach
der Autor, seine Belege für diese Äußerung
vorzulegen, was aber bisher nicht geschehen
ist. Daraus möchte ich den Schluß ziehen
, daß sich diese Aussage nicht erhärten läßt.
Das paßt auch damit zusammen, daß sie nirgendwo
anders bestätigt wird. Auch steht sie
im Widerspruch zu den Äußerungen in den
Briefen der Stadt Freiburg vom September
1930 und März 1935 (siehe unten).
Nach Webersinn [S. 152] erfolgte die endgültige
Einstellung der Uhrenfabrikation mit dem
Verkauf der Beckerschen Immobilien durch
die Fa.Junghans im Jahre 1932. Es ist also wohl
davon auszugehen, daß der Abbau der Produktion
in Freiburg mit der Fusion begann und
sich über einige Jahre hinzog.
Frau Herrmann berichtet, daß schon während
des Weihnachtsgottesdienstes 1930 eine Gruppe
Arbeitsloser durch die Stadt zog, die „Hunger
, Hunger" rief.

Herr Schubert, der 1933 als Zehnjähriger nach
Freiburg kam, erinnert sich an die langen
Schlangen der Arbeitslosen, die an bestimmten
Tagen vor dem Arbeitsamt anstanden, um sich
ihren Stempel zu holen. [Telefonische Information
von Herrn Horst Schubert, Wiesbaden,
am 27. Mai 1997]

Besonders verschärft wurde die Situation in
Freiburg auch noch dadurch, daß gleichzeitig
die letzte große Textilfabrik, die Fa. Kramsta,
mit der Fa. Methner und Frahne in Landes-
hut/Schles. fusionierte und ihren Betrieb ebenfalls
dorthin verlegte. (Anm.: Gerhart Hauptmann
, der aus der Freiburger Nachbargemeinde
Bad Salzbrunn stammte, erwähnt in seinem
Schauspiel „Die Weber" die Firma Kramsta,
leicht verballhornt in:„ Von hier ziehn m'r na
Freiburg zu Tromtra'n".)
Der Magistrat der Stadt Freiburg wandte sich
an die Stadtverwaltung Schramberg und erinnerte
an die seinerzeitige Absprache über einen
Finanzausgleich. In dem Brief heißt es
[zitiert, wie die folgenden Briefauszüge, aus
dem Schramberger Gemeinderatsprotokoll
vom 24.9.30]:

„ ... Wir nehmen Bezug auf das dortige gefl.
Schreiben vom 4. August 1927 sowie auf den
Auszug aus der Verhandlungsniederschrift
des Gemeinderats Schramberg vom 4. November
1926, in welchem gesagt ist, dass die
dortige Stadtgemeinde, wenn sie Sitz des neuen
Unternehmens wird, einen entsprechenden
Teil an der Mehreinnahme aus den Steuern
dauernd an die beteiligten Gemeinden
abtreten wird.

Die dortigen Bemühungen, Sitz der neuen
Aktiengesellschaft zu werden, waren von Frfolg
. Wir bringen die in den genannten Schreiben
gemachten Zusagen gefälligst in Erinnerung
. Fs steht fest, dass der Zusammenschluß
und die nunmehrige Fusion der Uhrenindustrie
für unsere Stadtgemeinde von sehr
grossem Nachteil ist. Die im Auszug vom 4.
November 1926 gemachten Ausführungen
über eintretende Steuerausfälle und wirtschaftliche
Nachteile, falls der Sitz nicht nach

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