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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0038
Direktors Juchelka, das unten noch erörtert
wird.

Bürgermeister Berger unternahm im März
1935 noch einmal einen Versuch, unter Hinweis
auf die verbesserte wirtschaftliche Lage
der Fa. Junghans die alte Abmachung über die
Teilung von Steuervorteilen in Kraft zu setzen.
Wörtlich heißt es in diesem Schreiben:
„Die Stadtgemeinde Schramberg hat im Jahre
1920 (sie; es muß richtig heißen: 1926) keine
Mühe gescheut, um die Verlegung des Sitzes
der Firma nach Schramberg zu erlangen,
weil sie davon eine Belebung der gesamten
Wirtschaft erwartete. Das ist auch eingetreten
, jedoch zum Nachteil der Gemeinden, die
damals den Sitz ihrer ansässigen Firmen verloren
. Die Stadtgemeinde Schramberg war
sich des Fintritts dieser Folge bewusst und
musste mit starkem Widerstand der betroffenen
Gemeinden rechnen. Um diesen aber
auszuschalten, gab die Stadtgemeinde in der
Gemeinderatssitzung vom 4. November 1926
die Zusage, dass die Gemeinde Freiburg an
den Steuererträgen beteiligt werden sollte. Die
Verhandlungsniederschrift des Gemeinderats
wurde mit Schreiben vom 4. 8.1927 der hiesigen
Stadtgemeinde übersandt.
Der Zusammenschluss der Vereinigten Freiburger
Uhrenfabriken A.G. incl. vormals Gustav
Becker Freiburg mit der dortigen Firma
Gebrüder Junghans A.G. Sitz Schramberg
hatte die Schliessung des hiesigen Werkes zur
Folge.

Die Arbeiter und Angestellten wurden entlassen
und fielen der öffentlichen Fürsorge
zur Last. Das bedingte notwendigerweise einen
katastrophalen Rückgang des Geschäftslebens
und damit einen Verlust an Steuereinnahmen
.

Freiburg gehört noch heute zu den Orten, die
eine der höchsten Zahlen an Unterstützungsempfängern
aufweisen. Bei einer Einwohnerzahl
von 9366 hat Freiburg rd. 2780
Gesamtunterstützungsempfänger.

Die Stadtgemeinde Freiburg erwartet nunmehr
, dass die dortige Gemeinde ihre Zusage
innehält und würde sich im Falle einer Ablehnung
genötigt sehen, die erforderlichen Schritte
zu unternehmen, um die dortige Gemeinde
zur Erfüllung ihrer Zusage anzuhalten."
Die Stadtverwaltung Schramberg wandte sich

wieder an die Fa. Junghans und lehnte mit
Schreiben vom 1. April 1935 die Freiburger Forderung
mit den nahezu gleichen Argumenten
ab wie 1930, wobei sie das Schreiben der Fa.
Junghans wörtlich in ihren Brief aufnahm.
Die weitere Entwicklung der Stadt Freiburg
und ihrer Industrie fällt nicht mehr unter die
Fragestellung dieses Aufsatzes.

Die Freiburger in Schramberg

Zu der Frage, ob Maschinen aus Freiburg nach
Schramberg verbracht wurden, gehen die
Äußerungen konträr auseinander. Webersinn
bejaht das [S. 152], in Schramberg wird das
allgemein bestritten. Immerhin wurde in
Schramberg noch eine Zeitlang unter dem Firmennamen
Becker produziert.
Letztlich mag es aber gleichgültig sein, woher
die Maschinen stammten, mit denen gearbeitet
wurde. Interessanter ist sicherlich, was mit
den Menschen geschah, die es aus dem fernen
Schlesien in den doch sehr abgeschiedenen
Schwarzwald verschlagen hatte. Wie wurden
sie aufgenommen? Behielten sie ihre fremde
Identität? Hielten sie zusammen? Wie erlebten
die Kinder den Wechsel?
Die Antworten auf diese Fragen fallen dürftig
aus. Wirklich Auskunft erhielten wir nur von
Frau Herrmann, die aber erst nach Ende des
Zweiten Weltkriegs nach Schramberg kam, wo
sie ihren Jugendfreund traf und heiratete. Sie
erwähnt wieder Dr. Helmut Junghans, der sich
um das Schicksal dieser Zugezogenen kümmerte
. Bestätigt wird das von Hardy Schlesinger
, der zwar selbst in Schramberg geboren
wurde, dessen Eltern aber zu den Freiburger
Zuwanderern zählten.

Offenbar hatte er selbst wie auch die Familie
von Hermann Stenzel, dem jüngsten der Zu-
wanderer, der erst hier in Schramberg heiratete
, keine Probleme mit der Integration. Es
gibt ein paar vorsichtige Hinweise, daß es die
Älteren damit offenbar schwerer hatten.
Die Zugezogenen selbst konnten nicht mehr
befragt werden. Wir wandten uns an einige der
Kinder dieser Familien, die mit den Eltern nach
Schramberg gekommen waren. Der Brief, den
wir an diese Überlebenden des Umzugs richteten
, lautete im Auszug:
„...

Vielleicht wissen Sie, daß das Interesse an
Becker-Uhren in der ganzen Welt noch sehr le-

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