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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0041
Egon Herold:

LEBEN UND WIRKEN DER HEIMATDICHTERIN
EMMA HAASER

Die Poesie ist die freundliche
Göttin, die dem wegbestaubten
Erdenwanderer immer wieder
einen geistigen Labetrunk
darreicht. Sie ist der
Lichtquell, woraus uns die
reinsten Freuden des Lebens
zufließen.

Emma Haaser

Die „Schwäbische Dichter Straße", die sich von
Bad Mergentheim, Eduard Mörikes zeitweiligem
Wohnsitz, gen Süden bis nach Meersburg
, der Wahlheimat Annette von Droste-
Hülshoffs, hinzieht, besitzt eine stattliche Zahl
an Gedenkstätten schwäbischer Dichtkunst.
An dieser Strecke liegt zum Beispiel Weinsberg
, vor allem aber Marbach am Neckar, liegen
Tübingen, Wurmlingen, Biberach. Namen,
wie Justinus Kerner, Ludwig Uhland, Christian
Friedrich Daniel Schubart, Friedrich Schiller,
Friedrich Hölderlin, Wilhelm Hauff, Christoph
Martin Wieland, treten uns hier entgegen,
ebenso Hermann Hesse, Isolde Kurz, Ottilie
Wildermuth. Verlassen wir aber bei Tübingen
die Hauptstrecke in westlicher Richtung, so gelangen
wir, vorbei an Ludwig Uhlands
Wurmlinger Kapelle, nach Horb-Nordstetten,
wo einst Berthold Auerbach das Erdenlicht
erblickte.

Hätten wir schon früher, nämlich bei Stuttgart,
die Hauptader der Klassikerstraße in westlicher
Richtung verlassen, so wären wir über die
Solitude nach Leonberg gekommen, in dessen
Ortsteil Warmbronn der Landwirt, Dichter und
Menschenfreund Christian Wagner (Abb. 1)
zwischen 1835 und 1918 sein Erdenleben fristete
. Er, dessen Schicksal von bitteren Schlägen
geprägt war, stand ganz in der Tradition
des schwäbischen Dichterkreises. Seine materielle
Armut glich er durch geistigen Reichtum
aus, den er gerne mit seinen Zeitgenossen teilte
. Seine wichtigste Lehrmeisterin war und
blieb die Natur, das Leben von Pflanzen und
Tieren, das Menschenleben. In seinen späten
Jahren besuchten ihn viele aus nah und fern,
denen dann durch seinen Tod am 15. Februar
1918 eine Quelle des Trostes und der Hoffnung
versiegte. Unter den Trauernden befand
sich auch die Dichterin Emma Haaser aus
Schramberg, eine gleichgesinnte Seele, die jahrelang
mit ihm im Briefwechsel stand, ihn ihren
„Meister", sich selbst seine „Schülerin" nannte
(Brief vom 19. Juni 1911). Am 20. Juli 1915
schrieb sie an den greisen Dichter: „Wie verstehen
Sie es, mir frohen Mut zu machen für
meinen Zukunftsplan! und ganz stolz werde
ich, wenn Sie mir fortan so schöne Dinge sagen
... Aber der schreckliche Krieg tötet den
Frohsinn in uns, er lähmt die Lebensfreude, läßt
uns in keine gute Zukunft blicken." Sie versprach
, ihn wieder und wieder zu besuchen.
Wenn wir die Abzweigung von der Schwäbischen
Dichterstraße über Nordstetten hinaus
weiterführen wollten, so kämen wir über Sulz
und Oberndorf nach Schramberg. Nicht zu Unrecht
war schon einmal von einem „Schram-
berger Dichterwald" die Rede: Hier ist Otto
Heuscheie geboren, hier lebten und wirkten
neben anderen Dichtern Wilhelm Teufel und
Franz Cingia. Und hier war sowohl die geographische
wie auch die geistige Heimat von
Emma Haaser (Abb. 2). Leidenschaftlich reimte
sie:

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