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Tagespresse, die turnusgemäß erschienen,
schon damals eine große Gemeinde. Ihr erstes
Buch „Efeu und Immergrün" galt als Schram-
berger Hausbuch und stand in vielen Bücherregalen
. Sie selbst hatte es 1928 bei Gustav Maier
drucken und in rotem Lackeinband binden
lassen. Da es im Selbstverlag erschien, lag auch
der Vertrieb in ihren Händen. Es enthielt außer
„Gedichten und Skizzen" (Untertitel) religiöse
Gedichte und solche vermischten Inhalts. Im
Geleitwort schrieb Carl Linder: „Ein Zauber umweht
uns beim Genuß der seelenvollen Lieder
dieses Erstlingswerks einer begnadeten Frauenseele
... so sprechen diese Verse stets zum
verwandten Herzen und wecken gleichgestimmte
Saiten". Doch auch mit den Prosatexten
konnte Emma Haaser viele ihrer Leser ansprechen
. Es sind Themen darunter wie „Die
Kastanie auf dem Schützenplatz", „Von dem
ehemaligen Neunuhrläuten in Schramberg",
„Der Uhrmacher-Adolf", „Zur Heidelbeer-Ern-
te", „Ein Gedenkblatt für den Harschierle"
u.a.m. Wenige Mundartstrophen sind eingefügt.
So bildete das Büchlein mit seinen 122 Seiten eine
Bilanz ihres bisherigen und einen Grundstock
für ihr weiteres Schaffen. Noch am 24.
April 1950, im Sterbejahr, schrieb sie an den
Süddeutschen Rundfunk: „Für Heimatbünde,
Volkstänze u.s.w. bin ich nur insofern tätig, als
ich hin und wieder Gedichte für solche Zwecke
verfassen muß. Dagegen diene ich der Heimat
durch jahrzehntelange Mitarbeit bei der
„Schwarzwälder Post" (=Nachkriegstitel des
„Schwarzwälder Boten" - Verf.), Oberndorf. -
Ebenso durch Gedichte, die ich für Vereins- und
Familienfeste für Schramberg und Umgebung
schreibe."
Emma Haaser ist am 3. August des Jahres 1878
in Lauterbach als erstes Kind des Ehepaares Moses
und Emilie Haaser geb. Fehrenbacher geboren
. Mit 7 Jahren kam sie nach Schramberg, weil
ihre Eltern in der oberen Hauptstraße ein Kurz-
, Weiß- und Wollwarengeschäft aufmachten.
Schon im Alter von 8 Jahren schrieb sie ihre ersten
Gedichte. Nach dem Volksschulabschluß
besuchte sie zwei Jahre lang die Frauenarbeitsschule
. Eine Modistinnenlehre führte sie 1894
nach Stuttgart. Nach Abschluß derselben kehrte
sie wieder in das elterliche Geschäft zurück.
Zwischen 1901 und 1908 war sie als Directrice
in der Strohhutfabrik J. P. Haas angestellt. In dieser
Zeit entstanden auch ihre ersten druckreifen
Gedichte, die schon von 1903 an veröffentlicht
wurden. Ab 1908 leitete sie Filialen von Lebensmittelgeschäften
in Schramberg, Villingen
und Lahr. In Lahr gründete sie 1914 sogar ein eigenes
Geschäft. Von hier aus führte sie den lebhaften
Briefwechsel mit Christian Wagner in
Warmbronn weiter. Wagner riet ihr, sie solle einmal
ihr dichterisches Schaffen in einem Buch
zusammenfassen und herausbringen. Als sie
1925 ihr Geschäft in Lahr wegen einer schweren
Erkrankung aufgeben mußte, zog sie, nun
endgültig, nach Schramberg zurück. „Ich kehrte
nach Schramberg zurück, um mir die Schrift-
stellerei endlich zum Hauptberuf zu machen",
berichtete sie später. Und wieder trat sie ins elterliche
Geschäft ein, das inzwischen in die
Geißhaldenstraße verlegt war und dem gegenüber
sie zusammen mit ihrem Vater eine
Wohnung bezog.
Emma Haaser war bereits 50 Jahre alt, als sie
„Efeu und Immergrün" herausbrachte. „1928
gab ich auf Anraten von Christ. Wagner Warmbronn
, mit dem ich früher jahrelang in Briefwechsel
gestanden u. ihm meine Sammlung
zur Begutachtung eingesandt hatte, mein erstes
Gedichtbuch heraus, dem eine Reihe kleiner
Bändchen nachfolgten. Auf eine Besprechung
in Stuttgarter Zeitungen wurde ich vom
Vorstand des Schwäb. Schillervereins,Professor
Günther, Stuttg., aufgefordert, mein Büchlein,
sowie einiges Handschriftliche, einzusenden.
Ich erhielt hierauf die ehrenvolle Nachricht,
daß ich mit meinen poetischen Arbeiten in das
Archiv u. in die Bibliothek schwäbischer Dichter
aufgenommen worden sei."
Der Erfolg von „Efeu und Immergrün" ermutigte
die Dichterin zu weiterem literarischem
Schaffen. Der Widerstreit zwischen Brotberuf
und Berufung zur Dichterin war somit beendet
. In den folgenden Jahren erschienen, wieder
im Selbstverlag, zwei weitere Bändchen:
„Unter den Schwarzwaldtannen" und „Neue
Dichtungen" (Abb. 3). Das erstere enthielt auf
62 Seiten 50 Arbeiten und war mit Landschaftsbildern
Schramberger Fotografen geschmückt
. „Im Walde geht seit Urgedenken/
Ein eigenes Geheimnis um", dichtete sie im
„Waldgeheimnis", und zur „Ginsterblüte"
schrieb sie reimlos: „Sieh doch, wie golden /
Vom Hange leuchtet der Ginster!" Impression
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