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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0046
großer Güte und Heimatliebe. Gern erinnert
man sich an frohe Stunden mit ihr, an liebevolle
Besuche, frohe Erlebnisse, schöne Wanderungen
. Der „Schwarzwälder Bote" schrieb:
„Bis zur Gegenwart erfreute sie immer wieder
Zehntausende mit ihren Versen und ihren heimatgeschichtlichen
Erzählungen. Über 25 Jahre
war sie unsere treue, allezeit zuverlässige
Mitarbeiterin. Die Zwiesprache mit diesem edlen
Geist war immer aufs neue gepaart mit einem
innigen Gemüt, einer christlichen Weltanschauung
und einer besonders tiefen Herzensgüte
. Trotz ihres hohen Alters war sie noch
überaus lebensfroh und voller Pläne."
Im Laufe der Zeit entwickelte sich Emma Haaser
zu einer Expertin für Gelegenheitsgedichte
aller Art. Sie inserierte: „Festgedichte ernster
und heiterer Art verfaßt Emma Haaser, Geißhaldenstraße
28",und „Humoristische Gedichte
und Vorträge für Veranstaltungen auf Fastnacht
verfaßt Emma Haaser..." Von besonderer
Güte aber waren ihre Mundartschöpfungen
, in Versen oder in Prosa, mit denen der
Schramberger Dialekt liebevoll dokumentiert
wurde.Im „Schramberger Nationalgericht" lobte
sie vor allem den guten Boden, auf dem in
Schramberg „älles wohlgedeiht", vor allem der
Kopfsalat, den die Schramberger so sehr mögen
, daß dies ihnen den bekannten Spitznamen
eingebracht hat. Im „Schramberger Brota" gibt
sie ausführlich ein Rezept für diesen preis. Sie
schließt:

Un wenn mol älles fertig isch,
- Ja, hosch's no nit verrota? -
No kunnt'n Kaffee uff dr Disch
Un hoaßt: „Schramberger Brota!"

Der „Salzhils", ein altes Schramberger Original,
der früher mit Salz gehandelt hatte, dann aber
einen Alteisenhandel betrieb, wurde von ihr in
vier Mundartstrophen geschildert. Er
verschandelte mit seinem Gewerbe die Wohnstube
, verbrauchte die Aufgangstreppe nach
und nach zum Anfeuern und ersetzte sie durch
eine Stehleiter. Manchmal wurde er von Schulbuben
ausgenommen, die ihm Alteisen lieferten
, es aber klammheimlich wieder mitnahmen
, um es ihm später noch einmal zu verkaufen
. Über andere Schramberger Originale,
wie den „Sunntigbua", die „Boschermadam"

(nach dem Französischen „Bonjour"), den
„Hennabua", „d'Seppa", und viele andere, vor
allem aber über den „Schnurri" und den „Hans
von Stein", berichtete sie in Prosa. Den Band
„Schramberger Originale" brachte sie in grüner
Broschur heraus. 1939 erschienen dagegen
zwei Bände mit ernsten Gedichten: „Deutscher
Blumengarten" und „Mutter, wir rufen
zu dir", letzterer religiösen Inhalts. Auch zwei
Theaterstücke, „Der Eisenhammer" und „Bauernlehen
", kamen aus ihrer Feder. „Alte Lauterbacher
Heimatbilder", „Alte Schramberger
Redensarten" sowie eine Beschreibung von
Schramberger Straßenzügen und deren markanteste
Persönlichkeiten wurden in Tageszeitungen
veröffentlicht. Zu diesem Thema
brachte Emma Haaser auch das Bändchen „Erinnerungen
an Alt-Schramberg" heraus. Das
Gedicht „Abend im Dorf" wurde von Professor
Hugo Hermann vertont. Ihre letzte Arbeit
war „Das Wallfahrtskirchlein St. Erasmus in
Schramberg-Falkenstein", bei A.L. Ackermann
erschienen und mit sechs Fotos illustriert.
Emma Haasers dichterisches Schaffen fußt
hauptsächlich in der Tradition der Romantiker
und Neuromantiker, Vorbilder wie Lenau,
Kerner, Mörike und Hölderlin sind zu erkennen
. Fest steht jedoch, daß von Christian
Wagner der wesentlichste Einfluß kam. Aus
Tübingen schrieb Carl Linder: „Die sprachliche
Schönheit, der klingende Rhythmus
und die formvollendete Reinheit der Verse
zeigen hohe Begabung und dichterische
Kraft." Nicht allein die Vielfalt der Themen,
auch die der dichterischen Formen (Sonett,
Ghasel usw.) überraschen. Ihr geistiger Reichtum
ließ sie materielle Besitztümer geringschätzen
. Sie bekannte sich früh im Gedicht
„Reiche Armut" („Vom Dachboden oben beschau
ich die Welt") als „blutarmes Nähmädel
" , das beim Ausblick über die Dächer zu den
Himmelssternen ihre Armut leichthin
vergessen konnte.

Ihre letzte Wohnung hatte Emma Haaser, nach
mehrfachem Wechsel, an der Steige 16. Sie
starb am 8Juni 1950, einem Fronleichnamstag,
unter den Klängen des Zwölfuhrläutens. Erst
zwei Tage vor ihrem Tod hatte sie über
Unwohlsein und Schwindelanfälle geklagt. Im
Städtischen Krankenhaus stellte sich völlig
überraschend eine hochgradige Zuckerkrank-

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