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heit heraus, bei der jede Hilfe zu spät kam.
„Nun ruhen Geist und Hände",überschrieb der
„Schwarzwälder Bote" seinen Nekrolog,und er
fuhr fort: „Emma Haaser starb unerwartet nach
kurzer Krankheit. Heute, Samstag Nachmittag
um 14 Uhr wird die Verstorbene auf dem hiesigen
Friedhof zur letzten Ruhe gebettet." Das
„Schwarzwälder Tagblatt" schrieb gleichen
Tags: „In ihrer empfindenden und gemütvollen

Art hat sie in all ihren Werken die Heimat, ihre
Berge und Menschen besungen... Ihre Heimatschilderungen
zeugen von einem tiefen
Verwurzeltsein mit Brauchtum und Sitte. Die
Heimgegangene war ein friedvoller Mensch.
Nun hat sie so still, wie sie gelebt und gewirkt
hat, der Welt ade gesagt. - In ihren Werken aber
wird sie nicht nur für uns Schramberger unvergeßlich
bleiben."

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Ausgewählte Gedichte aus „Efeu und Immergrün"

Im Abendrot

Am Abendhimmel leuchten Purpurrosen
Mit Gold umsäumt, in königlicher Pracht,
Und weiche Lüfte meine Stirn umkosen,
Wie's liebe Händ tun - so leis und sacht.

Der Aveglocke sanfte Töne schweben
Melodisch klingend über Berg und Tal,
Auf ihren Schwingen mich emporzuheben
Ins Morgenland der Jugend, nocheinmal.

Ghasel

Sonnenlichtdurchglänzte Stunden
Rosenfarbig, glückverbunden,
Selten wie die reinen Perlen,
An des Meeres Strand gefunden!
Selten wie im Wüstensande
Quellen bringen Himmelskunden!
Rasch vorüber zieh'n sie alle,
Kaum, daß wir sie voll empfunden.
Bunte Vögel fernen Landes,
Kaum gesehen, schon entschwunden.

Jugenderinnerung

Wie Veilchenduft aus frühen Lenzestagen
Weht liebliches Erinnern mir entgegen
Aus einem Lande, ach, so weit entlegen,
Ein Gruß, von Frühlingslüften hergetragen.

Sind auch entschwunden mehr und mehr
dem Blicke

Die blauen Berge meiner Jugendträume
Bis an die allerfernsten Himmelssäume,
So blieb ihr Abglanz doch in mir zurücke.

Von jener Zeiten süßem Hoffen, Lieben
Mit ihrem Glück, dem wolkenlosen, reinen
Ist mir ein wundersames Licht geblieben,

Daß mir vom Lebenslenz, dem schönen,
einen,

Am Herbsttag noch, dem sonst so düstern,
trüben,

Die Seele hellt dies sel'ge Widerscheinen.

Reiche Armut

Vom Dachstübchen oben beschau ich
die Welt

Und male sie immer, wie sie mir gefällt.
Da lacht mir die Sonne, so frühe, wie spät,
Bis Abendrots goldene Spuren verweht.
Und wenn dann am Himmel die Sterne
aufgehn,

Da kann ich sie näher, als andre besehn.
Hoch über die Giebel der Häuser hinweg
Gedanken enteilen auf silbernem Steg,
Hinaus auf den Weiten, unendlichen Plan,
In weltferner Träume hellschimmernde Bahn.
Und kehren sie wieder zur Erde zurück,
Empfinde ich neues, zufriedenes Glück
Und singe mein Liedel mit fröhlichem Sinn,
Obwohl ich ein blutarmes Nähmädel bin.

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