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<35efanntmacf>unö

9Iuf ($5runb bcr SBcrorbmmg bcs @taat§minifteriiirn§ Dom
14. September 1933 über (gtnaiefjmtg oolks* unb ftaatsfeinb?
liefen Vermögens ruerben hiermit bie ©laubiger folgenber SSer=
etnigungen namlidj:

1. 9?citf)sbaimet Stf)niaT3=sJiot=©oIb, örtsgr. ©rf)rambergr

2. 9.lrbetterrabfarjreröerein „SCRcrfur" ©djramberg,

3. 2XrbcttcrmDt)lfa[)rt SSürttemberg, Ortsgruppe ©cfjramberg,

4. Mrbciterfportücrcin Scfyrambcrg,

5. freier löolf&dfjor ©djrambcrg,

6. ©djrambcrg,

7. 3cn^ra^üerl^an^^cr ÖIrbcttsinoaltben unb ÜEöitiDen 2)eutfrf)*
Ianb§, Ortsgruppe ©crjramberg,

8. Souriftenücretn „'Sie Sftaturfreunbe",Ort§gr. ©djramberg,

9. ©rroerbSIofenDcrbanb Sdjramberg,

10. Slrbeiterfdjü^ennercin ©cfjramberg,

11. SlrbeitcrgefangDcrein „^reiljctt" iöauterbadj,

12. Slrbciterrabfarjtöercin „©olibarität" ßauterbad),

13. Stourtftcnoercin „Sic Sttaiurfrcunbe", Ort§gr. ßauterbad),

14. ütabf offnerem „SBanber^iiuft" ©ulgen=©ulgau.
aufgeforbert, ifjre 3Infprüd)c bis fpäteftens 22. bs. bei
mtr münblicf) ober fdjriftlidj onjumdben. 9tad) biefem SEermi«
angemelbcte Slnfprüdje finb erlofd)en.

6d>ramberg, bert 10. ^ooember 1933.

2)cr CiqMibator: Sesirflnotar (steint) auf ex.

den Kultur- und Sportorganisationen zu brechen
oder spalteten sich in eigenen Splittergruppen
wie der „Kampfgemeinschaft der
Arbeitersänger" ab, die aber mehr oder weniger
erfolglos blieben.30 Obwohl sicher auch einige
Sänger der „Freiheit" die KPD unterstützt
haben - die Wahlergebnisse legen das nahe -
lassen sich keine Vereinskonflikte zwischen
SPD- und KPD-Anhängern nachweisen. Im
Gegenteil: Die „Freiheit" trat sogar bei KPD-
Wahlveranstaltungen auf (NSV2 28.7.1932).
Die Wirtschaftskrise brachte für das Vereinsleben
viele Einschränkungen mit sich. Von einer
Anmeldung zum 2. Deutschen Arbeitersängerfest
in Nürnberg mußte man von vornherein
absehen, plante aber in Zusammenarbeit mit
dem Arbeitergesangverein Hornberg erstmals
die Aufführung einer anspruchsvollen Kantate
(SVW 14.4.1932). 1933 wollte man außerdem
das 25. Gründungsjubiläum der „Freiheit" begehen
(SVW 4.2.1933).

Die Zerschlagung und Gleichschaltung
der Arbeiterbewegung

Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler
ging die NSDAP-Ortsgruppe Lauterbach auch
auf lokaler Ebene gegen ihre politischen Gegner
vor. In einem ersten Schritt wurde die
Arbeiterbewegung durch Propaganda und
Terror zerschlagen. Bei einer Razzia wurden
Wohnungen durchsucht und 25 Lauterbacher
festgenommen, die in das Schutzhaftlager
Heuberg kamen, aber nach einigen Wochen
wieder entlassen wurden (SZ 24.3.1933/SZ
4.4.1933/SZ 10.4.1933). Darunter waren auch
einige Sänger der „Freiheit". Der NSDAP-Kreisleiter
und Sonderkommissar für politische
Angelegenheiten im Oberamt Oberndorf, Otto
Arnold, drohte vor allem den Gegnern aus der
Arbeiterbewegung, „daß er gegen politische
Störenfriede unnachsichtlich mit den schärfsten
ihm zur Verfügung stehenden Mittel
vorgehen wird" (NSVZ 24.4.1933). Wenig späterwurde
der Arbeitergesangverein „Freiheit",
der Arbeiterradfahrer- und kraftfahrerbund
„Solidarität", der Touristenverein „Die Naturfreunde
" und schließlich auch der SPD-Ortsverein
in der Gemeinde Lauterbach aufgelöst
und vom Bezirksnotariat ein Liquidationsverfahren
eröffnet (Abb. 6). Barvermögen, Noten
und Sportgeräte wurden von auswärtigen Poli-

Abb. 6: Bekanntmachung des Bezirksnotariats
Schramberg zur „Einziehung volks- und staatsfeindlichen
Vermögens" der Arbeiterkultur- und
-Sportorganisationen im Raum Schramberg aus dem
Schwarzwälder Tagblatt vom 11.11.1933

zeibeamten und Hilfspolizisten beschlagnahmt
(ST 20.4.1933/SZ 24.4.1933/SZ 12.5.1933).
Beim Arbeitergesangverein „Freiheit" wurden
etwa 100 Lieder mit Partituren im Wert von
2000 Reichsmark, Bilder der Gefallenen und
Vereinsmitglieder, die Protokolle und das Kassenbuch
sowie andere Vereinsakten sichergestellt
.31 Das Vereinseigentum fiel in die Hände
der NSDAP-Ortsgruppe. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter
Otto Kurfeß unterbreitete dem Bezirksnotariat
ein Vertragsangebot zum symbolischen
Übernahmepreis von 10 Reichsmark.
Die beschlagnahmten Gegenstände benötigte
die NSDAP angeblich zur „Schulung ihrer Parteigenossen
" und rechtfertigte damit den Diebstahl
des Vereinseigentums.32 In einem zweiten
Schritt wurde die Gleichschaltung des Vereinswesens
eingeleitet. Die Sänger des „Frohsinn
" und die Sänger der „Freiheit" wurden in
einem einheitlichen Verein zusammengeschlossen
. Insbesondere NSDAP-Kreisleiter Otto
Arnold war an der Gleichschaltung der beiden
Vereine interessiert und verfolgte damit
verschiedene Ziele. Einerseits war das Vereinigungsprojekt
ein geeignetes Propagandathema
für die Ideologie der „Volksgemeinschaft" unter
dem Hakenkreuz. Andererseits spielten

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