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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_17/0065
zu den Fabriken, so daß die Frau mit
dem „Zahltag" ihres Mannes dort das Aller-
nötigste einkaufen konnte, während er in einer
der Wirtschaften, die ebenfalls reichlich vorhanden
waren - die Wallersche Chronik von
1872 erwähnt bereits 47 - seinen ärgsten
Durst stillte.

Ich habe die Spuren dieser „Tante-Emma-Läden
" in Schramberg verfolgt und will hier von
meinen Ergebnissen berichten. Im ersten
„Stadtbuch" von Schramberg, dem Einwohnerbuch
von 1921, werden neben 3 Gemischtwarengeschäften
, 5 Flaschenbierhandlungen
und 12 reinen Obst- und Gemüsehandlungen
84(!) Lebensmittel- und Kolonialwarenläden
aufgeführt. Diese befanden sich beinahe in
allen Straßen der Stadt und in allen fünf Tälern.
Die Alte Steige, die Berneckstraße und die Lauterbacher
Straße waren besonders gut bestückt
. In der Hauptstraße allein gab es
zehn solcher kleinen Läden (Abb. 1). Aber auch
in den Außenbezirken war die Versorgung der
Bevölkerung mit Lebensmitteln auf diese Weise
gesichert. Selbst in der Wirtschaft „Zum Rappen
" an der nördlichen Stadtgrenze gab es ein
solches „Lädele". Beim Hammerwerk und im
„Höfle" befanden sich ebenfalls einige Läden.
Nicht ungewöhnlich war der Laden am Bahnhof
, wo ankommende und abfahrende Reisende
sich mit Proviant eindecken konnten.
Ich erinnere mich noch gut an drei dicht beieinanderliegende
Läden in der Höflestraße:
Trost im Untergeschoß des „Hammerhäusle",
Geigis im Haus Nr. 12 und Broß im Haus Nr. 24.
Hinzu kam ganz in der Nähe die Bäckerei
Schmider, vormals Sohmer,und gleich daneben
das „Fixe-Lädele", das einem Bruder des Malermeisters
Fix gehörte. Am Bahnübergang in
Höhe des Bahnhofs befand sich hoch über dem
Schiltachufer der Stand von Emma King. Ihr Vater
hatte einen langen Vollbart und wohnte an
der unteren Alten Steige. Im Zuge der Erweiterung
der Schiltachstraße wurde dieser Stand
abgerissen.

Auch für die Arbeiter der Majolika-Fabrik stand
ein „Kiosk" - ein Modewort, das im 19. Jh. aus
dem Türkischen über das Französische (kios-
que) nach Deutschland kam - zur Verfügung,
und zwar im Haus Schiltachstraße Nr. 15, also
in unmittelbarer Nähe des Fabriktores. Später
wurde der Kiosk auf die neuerbaute Brücke,

die zu diesem Haus führt, verlegt, um damit
auch den Schülern der neuen Schloßschule
entgegenzukommen. Am Hammergraben war
ebenfalls für die Hausfrauen gesorgt: Im Haus
Nr. 32 unterhielt Josef Flaig neben seiner
Schreinerei eine Spezereihandlung.
Auf die „Alte Steige" (heute: An der Steige)
möchte ich ebenfalls näher eingehen: Im Haus
Nr. 6 hatte der Maler Max Schinle neben seinem
Betrieb im Erdgeschoß noch ein Delikatessengeschäft
, das seine Frau führte. Im Haus
Nr. 8 befand sich unter dem Gasthaus „Zähringer
Hof" das Verkaufslokal der Einkaufsvereinigung
der Gastwirte. Gegenüber, im Haus Nr.
11, bot Richard Platz, Bäckermeister - später
folgte ihm Karl Haas - neben seinen Backwaren
auch „Kolonialwaren" an. An der Gabelung
der „Steige" und der Paradiesgasse (heute:
An der Steige Nr. 17 - Modetruhe von I. u. W
Kuhn) betrieb die weit über Schramberg hinaus
bekannte Heimatdichterin Emma Haaser
(s. Beitrag von Egon Herold) zeitweise ein
kleines Kolonialwarengeschäft. Auf derselben
Seite führte im Haus Nr. 21, das sich unmittelbar
vor der Oberndorfer Straße befand,
Maria Flaig eine Obst- und Gemüsehandlung
(Abb. 2). Oberhalb der Oberndorfer Straße lag
eine Reihe weiterer Läden: im Haus Nr. 40 der
Laden von Christian Irion/ F. Schmider, im Haus
Nr. 45 der von Katharina Huser/Joh. Braun, im
Haus Nr. 54 der von Elisabeth Effinger/Paul
King und schließlich im Haus Nr. 78 der von Valentin
Schwarz/Erich Heck.
Wie schon erwähnt, gab es in der Hauptstraße
etwa zehn solcher „Tante-Emma-Läden": Nach
dem Umbau der gräflichen Mühle, der früheren
Bannmühle der Herrschaft Schramberg,
durch den neuen Besitzer Reichenbach richtete
dieser neben dem Modehaus Dobler an
der Ecke zur „Bruckerei", einer Wirtschaft, die
nach ihrem Besitzer Brucker benannt war
(später Sitz der Kreissparkasse, heute unterer
Teil des Schuhhauses Langenbach), seinen
Kolonialwarenladen ein. Neben dem Gasthaus
„Schloßberg" befand sich bis in unsere Tage
das Kolonialwarengeschäft von August Kopp
(Nr. 6, vormals Frida Hotz). Weiter stadtauf-
wärts, im Haus Nr. 35, handelte Magdalena
Hoch mit Obst und Gemüse,gegenüber (Nr. 36,
heute: Kühnle/Storz) betrieb Theresia Haas einen
Milchladen. Ein weiterer Feinkostladen

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