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lieh und im Herbst bis zum Wintereinbruch
das Vieh auf der Weide zu halten. In dieser Jahreszeit
bot der Wald mit seinen Bäumen und
Sträuchern ohnedies besseren Schutz und mit
seinen Stauden und Büschen auch ein reichhaltigeres
Angebot.
Das Gras auf den Weidewiesen dagegen war im
Herbst meist abgegrast oder durch Kuhdung
vergiftet und daher für das Vieh ungenießbar.
Heutzutage vermag eine Person mit den entsprechenden
Maschinen mehr und schneller
die Heubühne mit Heu und Öhmd zu füllen, als
früher 20 Taglöhner in Handarbeit. Zudem
hätten so viele Taglöhner auf dem Bauernhof
kaum verköstigt werden können.
Auf vielen Bauernhöfen soll außerdem die
Unsitte geherrscht haben, daß, wenn beim
Essen der „Hofbur" den Löffel weglegte, das
auch für alle anderen galt, gleich ob jung oder
alt, auch wenn deren Teller noch halb voll war.
So wurde auf Kosten der Taglöhner gespart.
Wie sich die Sitte auf den Schwarzwaldhöfen
auswirkte, daß der jüngste Nachkomme, der
sog. „Hofengel", der alleinige Hoferbe wurde,
kann man sich denken. Mit der Zeit siegte
jedoch die Vernunft: Die übergroßen Höfe
wurden allmählich verkleinert, indem man sie
unter mehrere Geschwister aufteilte und diesen
damit eine Lebensgrundlage schuf. So siedelten
die Geschwister vielfach um ihren
Stammhof herum und konnten in der aufkommenden
Industrie Arbeit und Lohn finden,
gleichzeitig aber dem Haupthoferben bei der
harten Erntearbeit helfen. Auf diese Weise entstanden
bei uns im Schwarzwald die Streusiedlungen
in den Teilgemeinden oder Parzellen
.
Die Bewohner der Hutneck
Zunächst zur Gastwirtschaft: Die „Hutneck"
wurde vor einiger Zeit von Josef Dierberger an
die Familie Gagg von Schramberg verkauft, die
sie von Grund auf renovierte und zu einem
„Schmuckkästchen" umgestaltete. Durch die
neutrassierte Kreisstraße und die Anlage eines
Fahrrad- und Fußweges entlang der Hardtstraße
hat die „Hutneckwirtschaft" zurückgewonnen
, was sie während des Straßenumbaus
verloren hatte.
Am Vereinsleben von Sulgen haben die Hut-
necker immer regen Anteil genommen. Als
zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg der Kirchenchor
von St. Laurentius stark geschwächt
wurde, gelang es Pfarrer Anton Herre, mit Josef
Dierberger, Alois Flaig und W Lamprecht
sehr gute Sänger von der Hutneck zu gewinnen
. Der Erstgenannte war ferner ein maßgebliches
Mitglied im Athletenverein bis zu seinem
Wegzug nach Geislingen bei Balingen, wo
er mit seiner tüchtigen Frau Anna aus dem
Gasthaus zur Linde auch die letzte Ruhestätte
gefunden hat. Alois Flaig hatte noch den Übernamen
„Deckerflaig", denn er war Fachmann
für Strohdächer und oft auf dem Strohdach des
leider 1989 abgebrannten Specksepplehofes
als „Strauhdeck" tätig. Er hat auch das Schindeldach
auf dem Schwarzwald-Entenhaus im
Kurparkweiher in der Talstadt gefertigt.
Langjähriger Vorstand des Athletenvereins war
Georg Weißer vom Haus Nr. 14.
Im Haus Nr. 3 bestand in den 20er Jahren auch
ein Kaufladen, geführt von Sophie Dierberger,
wohin die Kinder vom Sulgen gerne ihre Mütter
zum Einkaufen drängten, weil sie dann mit
einer Tafel Schokolade belohnt wurden. Alois
Mauch von der alten „Hutneck" (Nr. 11) hat
jahrelang die Sulgener Haushalte mit guter
Milch versorgt. Sein treues „Zugpferd" war ein
Esel, der sich auf dem Sulgen fast besser auskannte
als auf der Hutneck. Walter Pfaff von der
Hutneck Nr. 5 war viele Jahre Vorstand des
Sulger Fußballvereins. Karl Friedrich Eigeldin-
ger (Haus Nr. 16) war lange Zeit Vorstand und
Lehrer des Mandolinenclubs Schramberg. Als
Ruheständler erwarb sich Dr. Franz Xaver
Welte (Haus Nr. 17) große Verdienste um die
Behinderten-Werkstatt in Heiligenbronn, jetzt
Waldmössingen.
Großes Vertrauen hatten viele Leute in die Heilkräuter
von Gregor Ginter (Haus Nr. 22) „uf em
Nimmes". Weit und breit bekannt war Josef
Lamprecht,der sog. „Lange Sepp",(Haus Nr. 12)
wegen seiner Fähigkeit, wertvolle Quellvorkommen
und störende unterirdische Wasserläufe
mit seiner Wünschelrute ausfindig zu
machen. Nur die ältesten Sulgener können
sich noch an den „Fieremoosjäger" Lutter erinnern
, dessen Sohn einige Jahre die Sulger
Volksschule leitete.
Nachfolgerin im alten Forsthaus im Feuren-
moos war u.a. das „Waldrösle", Frau Elisabeth
Haigis, die Tochter von German Haigis.
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