Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_18/0047
Günter Buchholz:

MICHAEL TROTTER UND SEINE PARLAMENTARISCHE
ARBEIT IM LANDTAG VON WÜRTTEMBERG 1848/49

Im Gefällrechnungsbuch des Rechnungsjahres
1847/48 verzeichnete Michael Trotter mit
schwungvoller, aber schwer leserlicher Handschrift
die Ablösesummen, die von der Gemeinde
Schramberg an den bisherigen Grundherren
, den Grafen von Bissingen, bezahlt und
daher von den zins- und fronpflichtigen Bürgern
eingefordert werden mussten. Noch heute
befindet sich in diesem Buch eine mit Tintenklecksen
übersäte Seite aus dem in Villingen
gedruckten „Schwarzwälder" vom 15.2.
1848, auf der unter ,Landständisches' eine angesichts
der Forderungen nach Deutscher Einheit
, Grundrechten und einer Wahlrechtsreform
spannende Debatte der Zweiten Badischen
Kammer wiedergegeben wurde. Die
Seite wurde als Löschpapier und Buchzeichen
benutzt. Der politisch interessierte Ratschreiber
und Gefällrechner Trotter sollte seinen
Namen bald in ähnlichen Korrespondentenberichten
landständischer Sitzungen wiederfinden
. Er wurde nämlich im Mai 1848 zum
Abgeordneten der Zweiten Kammer der
Württembergischen Ständeversammlung gewählt
.

Trotters politische Überzeugung

Einblick in Trotters politische Gedankenwelt,
die er mit Schultheiß Bollinger, dem radikaldemokratischen
Musiklehrer und Theaterdirektor
Popp und einem großen Teil der
Schramberger Bürgerschaft teilte, erhalten wir
durch eine vom Lithographen Kunz herausgegebene
, von Trotter verfasste Festschrift zum
25jährigen Jubiläum der Steingutfabrik von Isidor
Faist. In Anwesenheit des Oberamtmanns
Dettinger und des Grafen von Bissingen wurde
Isidor Faist hoch geehrt. Trotter selbst lobte
ihn als einen hervorragenden Bürger, der aus eigener
Kraft ein blühendes Unternehmen und
für die fleißigen Schramberger über 200 gutbezahlte
Arbeitsplätze geschaffen hatte. Aber
er übte auch in einem Prolog, den er durch
Popp vortragen ließ, eine nur notdürftig verschleierte
Kritik an den Vorrechten des Adels
und der Geistlichkeit (Abb. 1). Trotter war davon
überzeugt, dass eine gesellschaftliche Veränderung
, die vom Bürgertum getragen werde,
unvermeidlich sei, und forderte zu einer Zeit,
wo politische Vereine verboten waren, den
freien Zusammenschluß der Bürger.
Als Wahlmann im Mai 1848, als Abgeordneter
des Langen Landtags 1848/49, als Redner auf
der Oberndorfer Pfingstversammlung 1849
und als Kandidat der Volksvereine bei der Wahl
zur Verfassungsrevidierenden Versammlung
im Sommer 1849 präzisierte er seine politischen
Vorstellungen: Die Monarchie wollte er,
zumindest auf lange Sicht, durch eine demokratische
Republik abgelöst wissen. Das allgemeine
Wahlrecht - damals und noch lange
danach eine reine Männersache -, soziale Reformen
, staatliche Hilfen bei der Gewerbeförderung
, Grundrechte und Deutsche Einheit
waren ihm die wichtigsten Anliegen. Der politisch
aufgeklärte Bürger, so glaubte Trotter,
solle nicht in obrigkeitsstaatlich geprägter Ehrfurcht
auf Reformen von oben warten, sondern
sich aktiv für eine selbstbestimmte Politik einsetzen
.

Trotters Aktivität im Mai 1848 führte dazu, dass
er sich als Kandidat für die Neuwahl der Württembergischen
Kammer der Abgeordneten zur
Verfügung stellte.

Die Wahl wurde noch nach dem Wahlrecht der
Verfassung von 1819 durchgeführt. Dieses
Wahlrecht begünstigte die wohlhabenden
Steuerzahler und schloss alle aus, die in Gant
(Konkurs) standen, Armenunterstützung bezogen
und keine Steuern an den Staat zahlten.
Die Gemeinde Schramberg stellte 75 Wahlmänner
, davon die 50 höchstbesteuerten direkt
. Aus den übrigen Steuerpflichtigen wurden
25 weitere Männer zugewählt. Trotters
eigener Eintrag ins Publikandenbuch am 10.
Mai 1848 belegt, dass er der erste zugewählte
Wahlmann war. Zu einer Besprechung in Wahlangelegenheiten
, zu der sich die Wahlmänner

45


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_18/0047