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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_18/0068
Egon Herold:

„DER HENNEBUA" - SCHRAMBERGER MUNDART
IM SPIEGEL DER DICHTUNG VON EMMA HAASER

Im Schaffen von Emma Haaser nimmt die
Mundartdichtung einen kleineren Raum ein.
Immerhin aber dokumentiert sie den Schram-
berger Dialekt ihrer Zeit in liebevoller Weise
und mit kompromißloser Genauigkeit. Dabei
ist festzustellen, daß sie selbst keine gebürtige
Schrambergerin war: Die ersten sieben Lebensjahre
, die sie auch sprachlich prägten, verlebte
sie in Lauterbach. Der Unterschied zwischen
den beiden Mundarten kommt innerhalb
ihrer Dichtung so gut wie nicht zum Ausdruck
. Dies setzte jedoch eine präzise Kenntnis
des Schramberger Dialekts voraus, die durch
den täglichen Umgang mit vielen Leuten, besonders
durch die Gespräche mit ihren Kunden
, erreicht wurde. Nur so konnte sie zu einer
Interpretin heimatlicher Mundart werden. Wie
aber hätte sie dies besser verwirklichen können
, als durch die Gestaltung von Ausnahmemenschen
, von Originalen, die sich ihr aus der
Erinnerung anboten. Ihrer Beschreibung „Us
iserer Kinderzit" entnehmen wir eine Gestalt,
deren Name mehr in Vergessenheit geraten ist
als die des Hans von Stein oder des Schnurri; es
ist dies der „Hennebua". Emma Haaser würdigte
ihn in zwei Mundartgedichten, von denen
wir das eine, oben erwähnte, unseren Betrachtungen
voranstellen wollen. In der Gedichtfolge
kommt er nach der Broschamadam
(besser Boschermadam), wie sie sich gerade
mit einer Schar Schulkinder heftig auseinandersetzt
.

Do kunnt uff oamol ruff dr Flecka,
Zu dera Gaudi g'rad derzua,
Wo Dodi nomol kennt' verwecka
Vum Schwoba ridr Hennabua.
Un barfuaß goht'r, Summer, Winter,
Er treit si Schuahwerk in d'r Hend,
So henn von jehair älli Kinder
Der lang und mager Kerli kennt.
Und uff 'm Buckel tuat er schluapfe
A großa Sack - was isch denn drin?
Vielleicht isch's Wolla, guati Suapfa -
O nua, i wuaß, daß 's Henna sin!

Au Katze tuat'r no verkaufe,
'r will am Obad fertig si,
Do muaß 'r halt no dapfer laufa
Bis d' Bibbili weg, un Kickeriki.

Emma Haaser ordnete ihre Originale den 80er
und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts zu. Über
den Helden unseres Beitrags schrieb sie:
und endlich der ,Hennebua' aus dem ,Schwo-
wa', d.h. von der Hochebene zwischen
Schramberg und Oberndorf, eine baumlange,
dürre Gestalt, die die Schuhe zu jeder Jahreszeit
nicht an den Füßen, sondern in der Hand
trug und im ,Flecken' einen schwunghaften
Handel mit Federvieh trieb ..." Dem haben
wir nichts hinzuzufügen, zumal die Dichterin
durch ihre Verse eine skizzenhafte Beschreibung
bereits geliefert hat. Die Tatsache jedoch,
daß ein Händler, nur um Schuhsohlen zu sparen
, barfuß den langen Weg zur Talstadt und
zurück machte, muß uns heutzutage mit Bedauern
erfüllen. Der löversige Text aber enthält
eine ganze Menge mundartlicher Besonderheiten
, die Einheimischen verständlich
sind, mit denen jedoch Fremde meist nichts
anzufangen wissen. Schon der Beginn wirft
Fragen auf: Silben wie „kunnt", „uff", „ruff"
werden von Uneingeweihten eher in einem
Karl-May-Roman vermutet, sind aber in Wahrheit
Produkte niederalemannischen Sprachgutes
. Und somit können wir davon ausgehen,
daß der alte Schramberger Dialekt eine Variante
des vorwiegend im Badischen verbreiteten
alemannischen darstellt, welcher sich von
Ort zu Ort verändert, und schließlich in den
Gedichten von Johann Peter Hebel exemplarisch
zum Ausdruck kommt.
Bleiben wir beim „Hennebua". Um den Inhalt
des Gedichtes jedermann verständlich zu
machen, bräuchten wir ein Glossar von rund
fünfzig Stichwörtern. Bescheidenerweise beschränken
wir uns auf weniger; in nachfolgender
Liste sollen diese verdeutscht werden:

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