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Michael Gaugel:
DER BERNECKSPORTPLATZ
Der Bernecksportplatz feierte im Jahr 1999 sein 75-jähriges Bestehen. Imfolgenden Beitrag
soll geschildert werden wie es zum Bau dieser Anlage kam und mit welchen Schwierigkeiten
dieser verbunden war.
Anfang der zwanziger Jahre, als der Stadtverband für Leibesübungen und die Stadt den Bau
in Planung nahmen und durchführten, waren die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs in
Schramberg wie auch im restlichen Deutschland noch deutlich zu spüren. Es herrschte Armut
und Lebensmittelknappheit. Die politische Situation in der Weimarer Republik war als durchaus
instabil zu bezeichnen. Es kam ständig zu neuen Regierungsbildungen. Der Wiederaufbau
lief nur schleppend. Die Industrie kam, bis auf wenige Ausnahmen, nur langsam wieder
in Gang. Reparationszahlungen an die Siegermächte konnten nicht bezahlt werden. Dies
führte im Jahr 1923 zur Inflation. Lm selben Jahr fand in Schramberg die Hauptbauphase des
Bernecksportplatzes statt.
Die Situation in Deutschland und somit auch in
Schramberg wurde aufgrund der ständig steigenden
Geldentwertung immer dramatischer.
So fehlte bald das Geld, um sich mit Grundnahrungsmitteln
zu versorgen, wenn es sie
überhaupt noch gab. Diebstahl und Hamstern
von Lebensmitteln waren die Folge. Löhne
konnten nicht mehr bezahlt werden. Die Druckerei
Gustav Maier musste sogar ein „Notgeld
" drucken. Im November 1923 kam es
durch die Einführung der Rentenmark zu einer
Preisstabilisierung und einer Zunahme des Warenangebots
. Doch damit waren die Probleme
der Inflation noch lange nicht beseitigt. Durch
die Geldentwertung waren Armut und Wohnungsnot
gestiegen. Dies hatte für viele die
Konsequenz, ihr Glück in der „Neuen Welt" zu
versuchen.
Die Inflation erklärt auch die enormen Summen
, welche für den Bau des Bernecksportplatzes
aufgebracht werden mussten. Trotz all
dieser Probleme gelang es dem Stadtverband
für Leibesübungen, den Sportplatz im Juni
1924 zu eröffnen.
1. Ursachen für die Entstehung
des Platzes
Der Bernecksportplatz war nicht der erste
Spielplatz in Schramberg. Zuvor wurde bereits
ein Spielplatz an der Berneckschule angelegt,
und auch die Schlachthauswiese war spielbar
gemacht worden. Jedoch gab es mit diesen beiden
Plätzen einige Probleme (Bespielbarkeit,
Platzabmessungen), durch welche sich der
Stadtverband für Leibesübungen1 genötigt sah,
die Gemeinde darum zu bitten, einen neuen
Sportplatz anzulegen.
Der Stadtverband für Leibesübungen konnte
selbst nach mehrmaliger Beschwerde nicht
durchsetzen, dass die beiden vorhandenen Plätze
, der Spielplatz an der Berneckschule und die
zum Fußballplatz umorganisierte Schlachthauswiese
, nicht mehr für andere Veranstaltungen
, wie beispielsweise Feste, genutzt werden
durften.2
Am 9. August 1920 verhandelte daher die Bauabteilung
des Gemeinderats über die weitere
Nutzung der oben genannten Plätze.
Die Forderungen und Wünsche des Stadtverbands
für Leibesübungen zur Schaffung eines
Sportplatzes vom 24. Juli 1920 erscheinen einleuchtend
:
„Der Stadtverband für Leibesübungen erlaubt
sich an die verehrte Stadtverwaltung
mit der Bitte heranzutreten, von der Vergebung
der Schlachthauswiese und des Spielplatzes
an der Berneckschule an Wandertheater
, Karussells, Zirkusse und dergleichen
ein für allemal Abstand zu nehmen.
Seitens der Sportvereine sind schon früher
ausführlich begründete Schreiben in dieser
Angelegenheit an die Stadtverwaltung gerichtet
worden, so daß es sich erübrigt, auf
die Nachteile hinzuweisen, die für einen gell
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