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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_21/0004
Ulrich Windhab:

EIN „HOF MIT UNLESERLICHEM NAMEN"

Die ältere Geschichte Heiligenbronns
und die Suche nach einer zeitnahen
Ansicht W

Die Stadt Rottweil besitzt in der Pürschge-
richtskarte des Zeichners David Rötlin von
1564 ein weithin bekanntes und außerordentlich
wertvolles Kulturdenkmal (2>. Mit dem kar-
tografischen Können der Renaissance wird uns
hier eine noch wesentlich vom Mittelalter
geprägte Welt vorgeführt. Der ganze Jagd- und
Gerichtsbereich, der um diese Zeit bereits weitgehend
auf die Reichsstadt übergegangen war,
ist zeichnerisch erfasst. Da konnte das Werk als
ein wichtiges Dokument der Sicherung solcher
Ansprüche von Seiten der Stadt dienen. Anlass
für die Bestellung der Karte ist aber offensichtlich
gewesen, dass man Grund sah, die Grenze
dieser Pürschrechte gegen das benachbarte
Herzogtum Württemberg zu überprüfen <3).
Außerdem hatte mit dem Aufkommen des territorialen
Denkens das Überlappen des älteren,
im Kern königlichen Gerichtsbezirks mit den
erst gegen das Hochmittelalter durch Rodung
entstandenen Herrschaften z. B. im Schramber-
ger Raum ein Potential für Konflikte geschaffen
, denen es vorzubeugen galt. Überall waren
adlige Herren nun darauf bedacht, ihren Machtbereich
zu arrondieren und dort die herrschaftlichen
Rechte auf sich zu konzentrieren.
Hierher gehören einige der plakativen Fehden
der Schramberger Herren von Rechberg und
von Landenberg gegen die Reichsstadt, ebenso
die moderneren Methoden eines Rochus Merz
wie juristischer Prozess und Grenzsteinsetzung

(4).

Im Zentrum der kreisrunden Landkarte mit
dem stattlichen Durchmesser von annähernd
zwei Metern steht die Reichsstadt Rottweil
selbst, deren bauliche Entwicklung hier ein
detailreiches Zeugnis findet <5>. In zentralperspektivischer
Raffinesse verbindet Rötlin dabei
die auf Genauigkeit abzielende Aufsicht einer
Landkarte mit der anschaulichen Seitenansicht.
So finden sich auch im Umland der Stadt viele
interessante Darstellungen: vom einzelnen

Wanderer zur Sägemühle, von unterschiedlichen
Dorfbrunnen zu differenziert dargestellten
Baumsorten. Der größte Wert des Dokuments
wurde aber bisher in der großen Zahl
seiner vielfältigen Ortsansichten gesehen - für
viele Dörfer die älteste bildhafte Darstellung
überhaupt.

Heiligenbronn aber fehlt!

Die Stelle ist leicht zu finden, da die mit
Namensschildchen versehenen Veduten der
Nachbarorte leicht zu identifizieren sind. Alle
sind in geschickter Reduktion charakterisiert:
Wir sehen im Altsiedelland östlich der Eschach
die geschlossenen Dörfer Waldmössingen, mit
ummauertem Kirchhof, und Seedorf, mit Kirche
sowie Niederburg des Herrn von Zimmern
. Letzterer hatte sich zum Gespött seiner
Standesgenossen gemacht, indem er durch den
Einbau der damals modernen Schießscharten
für Pulverwaffen seinen Eckturm zum Einsturz
gebracht hatte, was Pürschgerichtskarte und
Zimmersche Chronik <6>, dieses nicht weniger
bedeutende Zeugnis des Frühhumanismus, mit
spitzer Feder festgehalten haben. Weiter im
Westen erkennen wir als typische Streusiedlungen
des Rodungsgebiets. Die vier Häuser
und können „eraichalden" leicht zu „Hinteraichhalden
" ergänzen: landwirtschaftliche Höfe
mit Fachwerk- und Bohlenwänden.

Dazwischen fehlt aber Heiligenbronn!

Wir lesen da „Fluorn" oder ähnliches. Auch Professor
Holder, der fleißige Erforscher der
Pürschgerichtskarte, zeigt seine Probleme mit
der dort abgebildeten Häusergruppe: ein „Hof
(Name unleserlich)" (7). Und tatsächlich ist das
richtige Fluorn mit genauer Benennung am
geografisch exakten Ort weiter im Nordosten
zu finden. Nun haben wir als Lokalhistoriker
dem Rottweiler Professor aber eines voraus: das
besondere Interesse an eben diesem Ort.
Gehen wir das Problem daher etwas gründlicher
und von zwei Seiten an. Zunächst sei
genau beschrieben, was auf der Karte abgebil-

2


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