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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_21/0006
markantes Kreuz, das als „Hochkreuz" dem
Gewann dauerhaft seinen Namen verlieh. Dieses
Denkmal lässt sich über Jahrhunderte an
dieser Stelle nachweisen und gerät erst durch
allerjüngsten Bau von Fabrikanlagen in Gefahr
(8>. Indirekt erscheint dieses Kreuz schon in
der ersten schriftlichen Quelle, die den Namen
„Heiligenbronn" anführt.
Da kaufte 1385 ein Bruder Konrad vom III.
Orden des heiligen Franziskus gegen die
ursprünglich sehr strengen Armutsvorstellungen
seines Ordensgründers aber mit ausdrücklicher
Zustimmung seiner als Zeugen genannten
Herren von Falkenstein und Falkenstein-
Ramstein ein Stück Land, das wir als „Gut ze
Waldmessingen ... ob der Creuzwise bei den
Stegen" sogar überraschend genau auf den
genannten Bereich südlich der heutigen Straßenbrücke
über die Eschach, am Ostufer im
Großraum des „Hochkreuzes" und auf der
damals nur ackerbaren Höhe über den Feuchtwiesen
lokalisieren können. Im Unterschied zu
vielen anderen Bettelbrüdern seiner Zeit wollte
sich Konrad hier offensichtlich auf Dauer engagieren
- möglicherweise nicht allein. Verkäufer
war Herrmann Hack (auch: Hagg), der seine
Güter zu Waldmössingen gerade zu einem
Niederadelssitz ausbaute, was seinen Verkauf
eher als Unterstützungsmaßnahme erscheinen
lässt. Er kam aus einem Patriziergeschlecht von
Rottweil, wo unsere Franziskanerbrüder im
Klosterhof der Villinger Franziskaner notfalls
einen Rückhalt hätten finden können, welcher
für diese Zeit nachgewiesen ist <9>.
Abt Tritheim von Hirsau, dessen Klosterbesitz
ebenfalls bis Waldmössingen reichte, notiert
uns dann für 1442 das Aufkommen einer regen
Wallfahrt nach Heiligenbronn und den Bau
einer Marienkapelle am Ort ^10>. Damit finden
wir hier einen frühen Beleg aus der Welle
neuer Marienwallfahrten des 15. Jahrhunderts.
Als Auslöser ist das Aufstellen des heute noch
verehrten Gnadenbildes genannt. Gerade die
um ihren Sohn trauernde Mutter - als Szene in
der Bibel nicht belegt - bot vielen Menschen
Identifikationsmöglichkeit und Trost in den
Notzeiten des Spätmittelalters: Wir bedenken
die schwere Agrarkrise, die wachsende Gewalt
als Folge auch des schwachen Kaisertums, den
Orientierungsverlust vieler Menschen angesichts
konkurrierender Päpste, vor allem aber

die als Geißel Gottes empfundenen Pestepidemien
, von denen eine gerade wieder Süddeutschland
getroffen hatte. Noch für 1524 ist
uns das Beispiel einer solchen Wallfahrt aus
Seedorf überliefert, wo „gemainlich, riech und
arm, wieb und man, zu dem Heiligenbrunnen -
all da dozumal eine große Wallfahrt hin war -
zur kirchen gangen und den allmechtigen umb
glück und wolfahrt irer Härrin angerüeft", die
im Kindbett lag (n>. Die Anhänglichkeit der
Bauern mag vom adligen Chronisten etwas
überhöht dargestellt sein, der den Einwohnern
Seedorfs bald darauf übelstes Verhalten im Bauernkrieg
nachsagte, die Anziehungskraft des
Wallfahrtsortes und seine Kirche dürfen aber
als belegt gelten.

1463 hatte diese Wallfahrt nämlich eine wichtige
institutionelle Hilfe erfahren, als Gut und
Kapelle am Heiligen Brunnen von Elsbeth, der
Frau des Hans von Rechberg, an die Franziskaner
des Villinger Klosters gegeben wurden. Ein
Jahr später bauten diese bereits eine Wohnung
für mehrere Mönche mit einem Hospiz für Pilger
und Reisende. Sie erneuerten auch die
inzwischen zerstörte Kapelle. So weit können
wir die nicht immer ganz sicheren Chroniken
der Franziskaner durch bisher unberücksichtigte
Akten stützen: Zur Steigerung der Attraktivität
der Wallfahrt und zur Finanzierung der
Baumaßnahmen beantragte man nämlich in
den Jahren zwischen 1467 und 1493 beim
zuständigen Bischof in Konstanz mehrfach
Ablässe „ad capellam zum haiigen Brunnen ...
ruinosam et pro habitacione fratrum mino-
rum"(12>. Offensichtlich haben sich die Villinger
über mehrere Jahrzehnte in Heiligenbronn stärker
engagiert als bisher angenommen, was
wiederum als deutliches Zeichen für den Erfolg
der Wallfahrt gewertet werden darf. Diese
Niederlassung blieb aber immer eine Filiale des
Gründerklosters, wie im Rückschluss ihr Verkauf
vor der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigt.
Wenn Pater Berard Müller nun aber auch die
Errichtung einer Wohnmöglichkeit für einen
Guardian behauptet, also den Leiter eines
selbstständigen Klosters, hat das als Übertreibung
einer Zeit (vor 1703) zu gelten, in der die
Franziskaner bemüht waren, in alte Besitzstände
zurückzugelangen. Wir können aber
auch nicht ganz ausschließen, dass etwa das
Erstellen geeigneter Räumlichkeiten für zeit-

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