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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_21/0010
Herbert Pfau:

DER GRENZSTEINSTREIT ZWISCHEN ROTTWEIL
UND SCHILTACH IM 18. JAHRHUNDERT

Die Reichsstadt Rottweil lag wegen der Festlegung
ihrer Pürschgerichtsgrenzen mit den
benachbarten Herrschaften des Öfteren im
Streit (siehe „D'Kräz" Nr. 9, S. 31). Auch das
damals noch württembergische Städtchen
Schiltach war im 18. Jahrhundert mit Rottweil
in einen Grenzsteinkonflikt geraten, obwohl
die Schiltacher Gemarkung und der Rottweiler
Pürschbezirk durch die Herrschaft Schramberg
räumlich ganz voneinander getrennt waren.
Dieser Streit wurde von Schiltach und von seinem
zuständigen Oberamt Hornberg sehr ernst
genommen, und so entstand ein lebhafter Briefwechsel
zwischen Hornberg und der württembergischen
Regierung in Stuttgart. Die Akten
dieser Korrespondenz dienten als Grundlage
für den nachfolgenden Bericht.
In Schiltach herrschte am 6. Mai 1716 große
Aufregung. Schultheiß Matthias Stähle hatte in
aller Eile eine Mannschaft aus jungen Leuten
zusammengestellt, die so schnell wie möglich
die Staigstraße hinauf zur damaligen Ziegelhütte
marschieren sollten. Von dort oben war
gemeldet worden, dass zwei Reiter aus Rottweil
mit einem Mann aus Winzeln, den man
schon öfters in Schiltach gesehen hatte, plötzlich
erschienen waren und nach einem alten
Grenzstein des Rottweiler Pürschbezirks suchten
. Dieser Stein stecke aber so tief im Boden,
hieß es, dass er nicht mehr zu sehen sei. Die
fremden Männer hätten deshalb bereits begonnen
, nach ihm zu graben. Als die Mannschaft
endlich bei der Ziegelhütte eintraf, hatten sich
die Eindringlinge schon wieder aus dem Staub
gemacht, nur die Spuren ihrer erfolglosen Grabung
waren noch zu sehen. Der Schultheiß
meldete den Vorfall dem Hornberger Oberamt,
und Amtsverweser Ernst Trautwein schickte
der Regierung in Stuttgart sofort einen Bericht
über diese gewaltsame Grenzverletzung nebst
einer Anfrage, wie er sich in Zukunft verhalten
solle. Nach 17 Tagen traf die Antwort ein, außer
einem Lob für das rasche Handeln von Schultheiß
Stähle enthielt sie die Anweisung, die
Rottweiler beim nächsten Mal zuerst abzuweisen
, falls sie sich jedoch widersetzten, seien
sie in Arrest zu nehmen und dann zu verhören.
Es dürfe aber dabei ja kein Unglück geschehen.
Für längere Zeit kehrte nun wieder Ruhe ein,
das Interesse der Reichsstädter an dem Grenzstein
auf der Staig war aber noch nicht erloschen
. Das zeigte ein Bericht, den der Schiltacher
Stadtschultheiß bald darauf an das Oberamt
schickte und in dem er mitteilte, dass die
Rottweiler jetzt fürstenbergische und schram-
bergische Untertanen dazu bringen wollten,
den Pürschgrenzstein bei der Ziegelhütte zu
suchen und zu entdecken. Dem Finder seien
nicht nur große Belohnungen, sondern sogar
das freie Bürgerrecht ihrer Stadt versprochen
worden. Sollte der Stein gefunden werden,
dann würde man die Hohe Jurisdiktion der
Stadt Rottweil bis dahin ausdehnen und in
Anspruch nehmen.

Die Herren in Stuttgart wollten sich nun über
die Grenzverhältnisse bei Schiltach genau
instruieren und forderten von Hornberg das
Protokoll der letzten Grenzbereitung an. Trotz
großer Bemühungen konnte der neue Amtsverweser
Zimmetshauser diese Akte jedoch
nicht finden und gab als Entschuldigung für
dieses Missgeschick an, dass der zur Zeit abwesende
Oberamtmann von Schauroth bei der
Übernahme der Amtsgeschäfte vor zwei Jahren
die Amtsregistratur „in confusester Verwirrung
" angetroffen habe. Wegen dringender
Geschäfte sei es aber bis heute noch nicht
gelungen, die Registratur in guten Stand herzustellen
. Leider sei dieses Protokoll auch beim
Forstamt in Freudenstadt nicht aufzutreiben.
Für neue Aufregung in Schiltach sorgte im Oktober
1755 eine Nachricht aus der Kloster-
oberamtei Alpirsbach. Dort hatte man in Erfahrung
gebracht, dass der Rottweiler Pürschvogt
Carl mit einer Delegation am 24. Oktober eine
Grenzbereitung unternehmen wolle, jedoch
ohne ordnungsgemäß die benachbarten Herrschaftsämter
davon zu unterrichten. Um dieses
Vorhaben zu verhindern, wurden in Schiltach
und Alpirsbach bewaffnete Mannschaften auf-

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