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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_21/0016
Carsten Kohlmann:

„GOTT SEGNE DIE CHRISTLICHE ARBEIT!" -
DIE CHRISTLICHEN GEWERKSCHAFTEN DER
INDUSTRIESTADT SCHRAMBERG IM KAISERREICH

Die Industriestadt Schramberg entwickelte sich im Kaiserreich zu einem der wichtigsten
Industriestandorte im Königreich Württemberg, aber auch zu einem bedeutenden Zentrum
der Arbeiterschaft und der Arbeiterbewegung, wobei viele damit verbundene sozial- und
wirtschaftsgeschichtliche Themen bisher nur teilweise erforscht und dargestellt wurden. Eines
dieser Themen ist die Geschichte der Christlichen Gewerkschaften, die den christlich-sozialen
mit dem christlich-demokratischen Gedanken verbanden und durch ihre sozialpolitische
Grundlagenarbeit auch die Entwicklung vom Zentrum des Kaiserreiches bis zur Christlich-
Demokratischen Union (CDU) in der Bundesrepublik Deutschland geprägt haben.
Die Christlichen Gewerkschaften entstanden aus einigen ersten Fachabteilungen und Berufsverbänden
in der christlich-sozialen Bewegung des Katholizismus und schlössen sich 1899 im
Gesamtverband der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands zusammen. Sie verstanden
sich unter dem Wahlspruch „Gott segne die christliche Arbeit!" als Reaktion der christlichen
Arbeiterschaft auf die sozialdemokratische Arbeiterbewegung mit ihrer teilweise sehr radikalen
Kritik am christlichen Glauben und der Rolle der Kirchen in der kapitalistischen
Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Trotz einiger Erfolge erreichten sie aber nie die Bedeutung
der sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften und waren mit dem so genannten
„Gewerkschaftsstreit" über die Frage der Interkonfessionalität auch mit einer schwierigen
innerkirchlichen Kontroverse des Katholizismus belastet.

Die Christlichen Gewerkschaften stellen in der Forschungsarbeit des Autors einen wichtigen
Schwerpunkt dar, zu dem er eine umfangreiche Sammlung von Quellen und literatur aufgebaut
hat, die langfristig in ein „Archiv der Arbeiterschaft und der Arbeiterbewegung in der
Industriestadt Schramberg" aufgenommen werden soll. Nach einem Überblick zum Forschungsstand
und zur Quellenlage wird in diesem Aufsatz zunächst in die Entwicklung der
Christlichen Gewerkschaften im Kaiserreich eingeführt. Vor diesem Hintergrund wird die
Gründung des Christlichen Uhrenindustriearbeiterverbandes Schwarzwald sowie sein Übergang
in den Christlichen Metallarbeiterverband und den Christlichen Holzarbeiterverband
beschrieben. Danach wird die Rolle der Christlichen Gewerkschaften im Arbeitskampf in der
Uhrenindustrie von 1906 bis 1907 untersucht und das Christliche Gewerkschaftskartell mit
seinen Einzelverbänden dargestellt. Abschließend werden die wichtigsten Ergebnisse des Aufsatzes
zusammengefasst, um die Christlichen Gewerkschaften in die Geschichte der Arbeiterschaft
und der Arbeiterbewegung in der Industriestadt Schramberg einzuordnen.

Forschungsstand und Quellenlage
im Überblick

Die Kirchen und die „soziale Frage" im Industriezeitalter
sowie die Entstehung der damit
verbundenen christlich-sozialen Bewegung
und ihrer Verbindung mit einem christlichdemokratischen
Gedanken sind ein Grundthema
in der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
.1 Zur Geschichte der Christlichen
Gewerkschaften liegen verschiedene ältere,

aber bis heute wichtige Darstellungen vor,2 die
durch einige neuere Überblicksdarstellungen
ergänzt wurden.3 Grundlegend ist dabei vor
allem die umfangreiche Geschichte der Christlichen
Gewerkschaften von Michael Schneider
aus dem Jahr 1982, die daher auch für den vorliegenden
Aufsatz die wichtigste Basis in der
Forschungsliteratur darstellt.4 Zum 100-jährigen
Gründungsjubiläum des heute noch bestehenden
Christlichen Gewerkschaftsbundes

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