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Im Jahr 1898 verstärkten sowohl die sozialdemokratische
wie auch die christliche Arbeiterbewegung
ihre Gewerkschaftsarbeit in der
badischen und württembergischen Uhrenindustrie
. Der Deutsche Metallarbeiterverband
veröffentlichte eine Untersuchung über die
Arbeits- und Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft
in der badischen und württembergischen
Uhrenindustrie.35 Außerdem stand die
Gründung eines Gewerbegerichtes in Schram-
berg an.36 Diese konnten seit 1890 auf der
Grundlage eines Reichsgesetzes eingerichtet
werden, um Konflikte in den Fabrik- und
Gewerbebetrieben regeln zu können. Dafür
wurden sowohl von den Arbeitgebern wie
auch von den Arbeitnehmern Interessenvertreter
gewählt, weshalb die damit verbundenen
Wahlen im Kaiserreich von den verschiedenen
Richtungsgewerkschaften hart umkämpft waren
, um ihre Stärke zu zeigen und ihren Ein-
fluss geltend machen zu können (SchT
30.11.1905). Die erste Gewerbegerichtswahl,
zu der die sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften
eine Kandidatenliste aufstellten,
veranlasste auch die katholische Arbeiterschaft
zur Einreichung einer Liste, die sich „Vereinigte
Christliche Arbeiter-Vereine" nannte und die
aus dem Evangelischen und Katholischen
Arbeiterverein bestand. Ihre Kandidaten erreichten
aber nur zwischen 192 bis 334 Stimmen
und unterlagen damit den Kandidaten der
sozialdemokratischen Freien Gewerkschaften
mit 412 bis 431 Stimmen, die nach dem bei den
Gewerbegerichtswahlen geltenden Mehrheitswahlrecht
alle Sitze erhielten (SA 21.4.
1898).
1898 kam es mit der Gründung des
Christlichen Uhrenindustriearbeiterverbandes
Schwarzwald in Villingen schließlich zur Gründung
eines ersten Berufsverbandes der Christlichen
Gewerkschaften für die Arbeiterschaft
in der badischen und württembergischen
Uhrenindustrie (Abb. 3).37 Die Entstehung dieses
Berufsverbandes war eine der vielen lokalen
und regionalen Gründungen derartiger
Fachsektionen und Einzelgewerkschaften der
Abb. 3: Mitgliederentwicklung des Christlichen
Uhrenarbeiterverbandes Schwarzwald von 1900
bis 1904, die nach einem Höchststand im Jahr 1900
zwischen 1901 und 1903 bis fast auf die Hälfte
zurückging, aber 1904 im Jahr des Ubergangs an
den Christlich-Sozialen Metallarbeiterverband und
den Christlichen Holzarbeiterverband doch nochmals
etwas anstieg. Graphik: Carsten Kohlmann
Mitgliederentwicklung des Christlichen Uhrenarbeiterverbandes Schwarzwald von 1900 bis 1904
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