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2) (Sfd)(e, Severin, @tpfcr in <2cr/rambcrg,
3) 9Jiönte(, Qluguft, ftabrifarbeiter in 6d>rambcrg,
4) fcttg, Ottdjarb, ftabrifarbeiter in Cauferbad),
5) Wüiitbcr, (Srnft, ^abrifarbeiter in edjramberg,
6) 2ampvc<S)t, 3ofcf, Q3aufd)rcitter in <2d>rambcrg,
7) «penßter, Qluguft, ftabritarbeiter in <2d;rambcrg,
8) Satter, 3ofef, ed)rciner in ednamberg,
9) Meuter, "Jßenbeiin, 3i"uncvinann in Gebramberg.
Meiler!
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beginnt mittags 12 Ur>r unb enbet abenbs 8 llrjr.
religionskritischen Selbstverständnis. 1891
wurde auf der Grundlage eines seit 1888 bestehenden
Arbeiterlesevereins ein SPD-Ortsverein
gegründet, der 1894 auch die Freien Gewerkschaften
aufzubauen begann. Als Konkurrenzorganisation
zur sozialdemokratischen Arbeiterbewegung
entstand deshalb 1898 aus der
katholischen Arbeiterschaft der Christliche
Uhrenindustriearbeiterverband Schwarzwald,
der aber bereits 1904 aufgelöst wurde und in
den Christlich-Sozialen Metallarbeiterverband
sowie den Christlichen Holzarbeiterverband
überging. Mit dem Schreiner Josef Andre
brachte die Industriestadt Schramberg auch
einen sehr bedeutenden Vertreter der Christlichen
Gewerkschaften hervor, der als Landtags
- und späterer Reichstagsabgeordneter an
der Sozialpolitik des Zentrums mitarbeitete
und sie teilweise auch sehr deutlich prägte.
Nach der Jahrhundertwende konnten sich die
Christlichen Gewerkschaften in kurzer Zeit
organisatorisch konsolidieren und in einem
Christlichen Gewerkschaftskartell zusammenschließen
, das mit seiner Bildungsarbeit, seinem
Unterstützungswesen und seinen politischen
Initiativen mit Erfolg arbeitete. Die Vormacht
der Freien Gewerkschaften konnten die
Christlichen Gewerkschaften aber trotz aller
Bemühungen nicht brechen, wie die meisten
Gewerbegerichtswahlen des Kaiserreiches eindeutig
zeigen.
Dennoch waren sie für die Freien Gewerkschaften
immer eine ernsthafte Konkurrenz,
weshalb sie insbesondere beim Arbeitskampf
in der Uhrenindustrie des badischen und württembergischen
Schwarzwaldes auch gegen die
Christlichen Gewerkschaften vorgingen, obwohl
sich diese in der Konfliktsituation als
Gewerkschaften im Grundsatz bewährten.
Der weltanschauliche Meinungskampf und die
politischen Parteibindungen erschwerten aber
die gegenseitige Zusammenarbeit im Gesamtinteresse
der Arbeiterschaft. Aber auch innerhalb
der christlichen Arbeiterbewegung mit
ihrem katholischen und evangelischen Flügel
gab es Spannungen: Die Bildung einer breiten
christlich-nationalen Arbeiterbewegung auf der
Grundlage aller antisozialdemokratischen
Kräfte unter Federführung der Christlichen
Gewerkschaften scheiterte nämlich an der Distanz
der evangelischen beziehungsweise der
Abb. 10: Aufruf des Katholischen Arbeitervereins,
des Katholischen Gesellenvereins und des Christlichen
Gewerkschaftskartells mit einer einheitlichen
Kandidatenliste zur Gewerbegerichtswahl am 7.
April 1913, welche die enge Verbundenheit und Zusammenarbeit
zwischen den katholischen Standesorganisationen
und den Christlichen Gewerkschaften
zeigt. Schwarzwälder Tagblatt, den 6. April
1913. Vorlage: Stadtarchiv Schramberg
Dominanz der katholischen Arbeiterschaft, wie
überhaupt die Interkonfessionalität der Christlichen
Gewerkschaften durch ihren eindeutig
katholischen Charakter nur auf dem Papier
stand und damit ihre Interkonfessionalität und
Überparteilichkeit auch sehr kritisch sehen
lässt. Letztlich waren sie - aber das waren die
Freien Gewerkschaften ebenfalls - doch eine
eindeutige Richtungsgewerkschaft. Dennoch
haben aber auch die Christlichen Gewerkschaften
einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung
des Gewerkschaftsgedankens im Kaiserreich
geleistet, ihn insbesondere in der katholischen
Arbeiterschaft verankert und damit zur
Entwicklung der Industriestadt Schramberg als
Zentrum einer bedeutenden Arbeiterbewegung
maßgeblich beigetragen.
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