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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_21/0056
die Berichte der damaligen Geistlichen von
Schramberg und von Werner Hofmann zur Verfügung
und bat ihn, seine Sicht der Vorfälle zu
schildern. Dieser Bitte kam Herr Moser nach
und verfasste kurz vor seinem Tod einen
Bericht mit der Überschrift „Betrifft: Bischofstag
1935 in Schramberg". Seine Darstellung
weicht in den meisten Punkten von den Berichten
der Schramberger Geistlichen und von der
Schilderung Werner Hofmanns ab. Der Kern
seiner Aussagen besteht in der Behauptung,
dass er als Standortführer dafür gesorgt habe,
dass es von Seiten der HJ Schramberg zu keinerlei
Handgreiflichkeiten auf dem Bischofstag
gekommen sei.

Um einer Legendenbildung vorzubeugen, halte
ich es für unausweichlich, auf einige Aussagen
von Hans Moser einzugehen. Zu Beginn seiner
Darstellung schreibt er:,, Von einem Treffen der
katholischen Jugend mit dem damaligen
Bischof Herrn Dr. Sproll war mir und wohl
den meisten Schrambergern nichts bekannt."
Diese Aussage dürfte wohl kaum stimmen;
denn sie steht im Widerspruch zur Meldung in
der Schramberger NS-Wacht vom 23.3.1935.
Dort war nämlich der Bischofstag ausdrücklich
angekündigt worden:

CHcttceMcnitDr^ung

JBifdfjofSfog in SdfjromBerg
äftorgen Sonntag, 24. aftärj

SageSorBnung unB ©otteS&ienftorBmmg:

8—9 Uljr Eintreffen 6er SEeflneljmer attä Bern
6<f)roar3tt>at&* unb ^euBergBegitJ. 1/4IO Ufyz
SugenBgotteSBfenft in 5er ^eitiggeiftfirdje mit
$>re&fgt 6eS SÖifäjofS <Dr. SprotL 12 Vfyx
9Jtittageffen im iödren. y22 Hl»* SJtarienfeier
in 5er $eiliggef[tfird)e. 3 TXlft ©XauBenSftutB*
geßtmg in 5er £eiliggeiftfttdje mit örnfpra<§e
BeS »fföofS. 2Tm ©dEjlufc: »ifd^fHdfjer

Gegen. Sitte 3 relfgföfen 23eranftaltungcn
roerBen für 5ie (Scmadjfenen in blc 6ta5i>
pfatr!frcf)e tfBcrfragcn.

Ankündigung des Bischofstages in der NS-Wacht
vom 23.3.1935

Eine weitere Aussage von Hans Moser lautet,
die angereiste katholische Jugend hätte sich
gegenüber dem HJ-Kameraden Schwitzgäbele
geäußert, „daß sie der HJ zeigen wolle, wer

heute in Schramberg das Sagen hat". Nach
einer Meldung in der NS-Wacht scheint es aber
eher umgekehrt gewesen zu sein; denn „trotz
der unfreundlichen Witterung ließ es sich
unsere Hitlerjugend nicht nehmen, sich an
diesem Tage auf der Straße zu zeigen. Braunhemd
und B.d.M.-Tracht beherrschten das
Straßenbild:u

Set mit ecnnfog Im Srudiing

25er erfte Sonntag im gfrfHjKttg §at fi<§
redjt unfreunBItd) angelaffen. fftegenfdjmier cm
ßötmfttag vereitelten Bie SttBljaltuitg Be&erftm
PcrHongerteä. Sluäj 5er 9lad>mftiag nwxrfeljr
regnerifd) un5 ftörmtfdj- <2me 3rfÜang fyxt eä
fegar genagelt 3Mäpd) 6e£ B{f<f)of3-
tage£ mar leBfjafter 33erfel)t in 6er StaBt.
Stbij 6er unfreunBlidjen 2Bitterung Ke§ e£
\id) unfere §ftlerj[ugen6 nicfyt nehmen,
ffd) cm 6iefem Zage auf 6er Strafte gu jei*
gen. SBraunljemB un5 S.B.2Jt.*2r<xä)t Beljerrfd)*
tot Baä GtrafcenBfIB. Irtump^terenB fällten
Ut Straften tm'6er oon SErommel* unB fpfet-
fenftang unB Ben ÄampflteBent 6er ttat*fo3;
SfugenB. !Die (Sunggeftrigen fällten e£ toiffen:
D<t3 nat.*fo3. $) euf f <§lan6 fennt
nur tint BeutfcEje 3ugenB: Bfe §it*
XetfugettS!

Bericht der NS-Wacht vom 25.3.1935 über den
Bischofstag

Hans Moser berichtet ferner von seinen Bemühungen
, eine Konfrontation zwischen HJ und
katholischen Jugendlichen zu vermeiden. Deshalb
habe er die Anweisung erteilt, dass die
gesamte Schramberger HJ unverzüglich im HJ-
Heim erscheine. Zwei Dreierposten der HJ zwischen
Rathaus und Postamt sowie beim Hotel
Post hätten die Aufgabe gehabt, alle fremden
HJ-Kameraden, etwa 30-40 Mann, ins HJ-Heim
zu schicken. Zum Mittagessen seien die HJ-Mit-
glieder in kleinen Gruppen und im Abstand
von wenigen Minuten nach Hause entlassen
worden, und zwar mit der Anweisung, sich diszipliniert
zu verhalten und nach dem Essen
wieder zu erscheinen. Hans Moser fährt dann
folgendermaßen fort: „Etwa gegen 15.00 Uhr
bekamen wir die Mitteilung, daß die kath.
Jugend sich auf dem Berneckschulplatz zu
einem Marsch durch die Stadt aufstellen
würde. Darauf hat Unterbannführer Köbele

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