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ftoilwlHtfte guotnt «ctirocilö!
Wm hat Metiitlerjugenfc $injtörtefa
IflQ fn Starnberg 311 fagen?"""*
2Bäre Der Sifcbofstag nirrjt Offizien als Äunbgebung ber hatf)olifd)en
^ugenborganifationen ausgerufen roorbeu, fo rjätte er bie als Organifation
nid)t berutjrt, benn nori) nie rjaben mir, genau fo toenig roie bie 9t62)'2I;p.,
etroas einjuroenben gehabt gegen rein religiöfe Sieraiiftaltungen.
iÖtr £>ttlerjunßen tonnen aber nidjt öerfietjen, bafe
man ^um '-Beten über 80 ^fatjnen unb iöim^el brauet.
£öir tjaben fein ^erffänouiö Dafür, bafe ^um ©eten
Uniformen ndtia fein fottem
ilurf) fönnen mir baö Gräften bon $rf)ulterriemen ab»
foluf in feine ©c^iclmna, ^utn '■öeten bringen*
(Es ift unfere Aufgabe bie ganje beutfd)e 3uflenb unter einer ftarjne
ju fammeln, (Einig ift bas 93olk, einig [jinroeg über Äonfeffion unb Äiafle.
2Barum foQ nun gerabe bie 3u8ert& m Äonfefflonen gefpalten bleiben ? ~ 3Bir
können bas nidjt oerftefjen.
2Bir können aurf) nlcfjt oerfteljen unb mehren uns bagegtn, roenn un>
fere ftatmen, für bie £unbertt ihr Sieben gaben, nlctjt gegriiftt roerben, roenn
$Ingefjörige ber katfjolijcrjen ^uq^n^^ünbe mit ben £>änben in ben «Salrfjen bis
über bie (Ellenbugen beim ^Öorbeimarfd) unterer ftaljnen baftetjen unb nur ein
agnifcfjes ©rinfen für uns übrig baben.
3?o* t\m Sraoc!
SZBarum roerben eigentlid) beute auf einmal folrtje Äunbgebungen abge.
galten ? Slls ber 2*uf in Deutfdjlanb buteb. bie ©aue qeüte: „^Religion ift Opium
für bas 33oIk", ba brauchte man keine Äunbgebungen. ttbe^ fjeute „flehen roir in
3eiten größten Unglaubens". Wan fdjetnt fid) nicfjt mef)r erinnern au können,
ba{j roir ©eutfdilanb r>or bem ^Bolfcrjerotsmus retteten, bafj im neuen Staat bie
©otllofenberoegungen oerboten mürben.
Unb raas ift ber ©ank ? 5>afj man bie beutfdje 3uQ™b beferjimpfl unb
Dertöflert, bie ^ugenb, bie kein anberes 3{tI lm ^US« W, als ihrem QSaterlanb
äu bienen.
ttöir finb ber 3lnficf)t, bafe eine 3uaenborßanifation,
beren fjöe^fteS Biel ni<*>t bie 9DÖaf)runa. ber HiotU*
ßemeinfdjaft ift, feine (£r.iften*betec$iiauttfl meljr Ijai.
tiefer Suaenb tyredjen toir bad *Hed)i ab, fid» beutf$
£ti nennen,
$eullrter Bunge, (ein Wofc ift in tu Jfö
(Orrantrootittd): Unltrb«nnfilf|rir »(eljrttlr. - 5HU*: 3Janl)0l(ct k Zo., Wcututll.
Aufruf des HJ- Unterbannführers Gscheidle.
Quelle: L. Klaußner, Schramberg, sowie DAR G
1.5-Nr. 110
Hakenkreuzfahne nicht gegrüßt wurde. Aus
diesem Grunde war er der Ansicht, „daß eine
Jugendorganisation, deren höchstes Ziel nicht
die Wahrung der Volksgemeinschaft ist, keine
Existenzberechtigung mehr hat. Dieser Jugend
sprechen wir das Recht ab, sich deutsch
zu nennen. "25
Ganz besonders in Schramberg gab es heftige
Reaktionen auf die Tätlichkeiten der HJ und auf
die Ansprache des NSDAP-Ortsgruppenleiters
Wolf. Stadtpfarrer Schmitt berichtet darüber in
seinem Schreiben an den Bischof:„Katholiken,
die bei dieser Kundgebung standen, waren
empört und verliessen auf die Pfuirufe hin,
die ausgestossen wurden, schweigend den
Marktplatz. "26
Die NS-Wacht vom 26.3.1935 sah sich daher
veranlasst, den vermeintlichen oder tatsächlichen
Inhalt der Rede des Ortsgruppenleiters
Wolf wiederzugeben, um den „Zwecklügen" zu
begegnen, Wolf habe über den Bischof und die
Kirche geschimpft. Die Zeitung wandte sich
vor allem dagegen, dass der Bischof gesagt
habe, gerade jetzt seien der Glaube und die Kirche
besonders gefährdet. Der Bischof habe in
nicht misszuverstehender Weise besonders
den Nationalsozialismus als die Gefahr hingestellt
. Das sei eine Beleidigung für die nationalsozialistische
Bewegung und eine Beleidigung
für den Führer.
Am 28.3.1935 bezog die NS-Wacht erneut Stellung
zum Bischofstag und veröffentlichte den
„offenen Brief eines katholischen Handarbeiters
an seinen Bischof". Der Brief, der anonym
verfasst war, dürfte nach Stil und Inhalt wohl
kaum von einem Arbeiter geschrieben worden
sein, sondern könnte eher aus der Feder des
NS-Aktivisten Kurt Maurer stammen, den die
NS-Wacht am 22.4.1937 folgendermaßen charakterisierte
: „Pg. Kurt Maurer ist einer von
den Kämpfern und Trommlern, die bereits in
der Kampfzeit in unserer Heimat das nat-
soz. Gedankengut durch Wort und Schrift in
das Volk getragen haben."
Der Verfasser des Briefes griff den Bischof
scharf an, u. a. weil er vor der Vernichtung des
Christentums gewarnt habe und die Entstehung
einer Volksgemeinschaft verhindere. Er
schloss mit der Aufforderung an Bischof Sproll:
„Darum meine ich, Sie sollten nicht mehr
sagen, daß im neuen Reich der Glaube an
Gott gefährdet sei, denn das neue Reich unter
der Führung Adolf Hitlers hat nicht nur das
Volk, sondern auch den Glauben vor dem
Untergang gerettet. Darum danken wir alle
unserem Herrgott, daß er den Nationalsozialismus
siegen ließ und uns den Führer
geschenkt hat."
Wie tief die Vorkommnisse des Bischofstages
die Einwohner von Schramberg aufgewühlt
hatten, zeigte sich auch daran, dass die NSDAP-
Ortsgruppen 08 und 10 noch eine Woche nach
dem Bischofstag erneut eine „Stellungnahme
zu der kath. Jugendkundgebung am vergangenen
Sonntagcc abgaben. Dabei wurden „Angriffe
auf die Hitlerjugend und die Bewegung
zurückgewiesen". Ortsgruppenleiter Wolf
führte u. a. aus: „Der Bischofstag war nichts
anderes als eine Jugendkundgebung, die Un-
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