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ra/?e m d/e Bevölkerung zu tragen geeignet
war. ...OGL. [Ortsgruppenleiter] Wolf zitierte
dann einige Ausführungen des Bischofs vom
letzten Sonntag, die deutlich zeigten, wie
gegen den Nationalsozialismus gearbeitet
wird. Er forderte alle Parteigenossen auf, an
der Aufklärung in der Einwohnerschaft mitzuwirken
, damit alles restlos klargestellt
wird" (NS-W v. 1.4.1935).
Auch NSDAP-Gefolgschaftsführer Lachenmaier
unterstützte Wolf mit seinen „Ausführungen
über das Wesen und Wollen der Hitlerjugend.
Veranlassung hierzu gab ihm der letzte Sonntag
. ... Das Jahr 1935 ist das Jahr der Ertüchtigung
und das Jahr des Angriffs. Wer nicht in
der HJ. marschiert, dem sprechen wir das
Recht ab, sich deutscher Junge zu nennen.
Der Bischofstag war nichts anderes als der
Hitlerjugend zu zeigen: Seht, wir sind noch
da! ... Lachenmaier dankte besonders dem
Ortsgruppenleiter Wolf, der am Sonntag mit
der HJ. marschierte und der Oeffentlichkeit
zeigte, daß wir zusammengehören und zusammenstehen
. Bewußt ihrer Aufgabe, wird
die HJ. ihren Weg gehen " (NS-W v. 1.4.1935).
Wie empfindlich damals die Schramberger
NSDAP auf Gerüchte im Zusammenhang mit
dem Bischofstag reagierte, zeigt ein Widerruf in
der NS-Wacht:
Die Reaktionen der Ortsgruppenleitung und
der HJ-Führung machen deutlich, wie wenig
gefestigt die „Bewegung" der NSDAP in
Schramberg zum damaligen Zeitpunkt war. Sie
lassen aber auch schon erkennen, dass man
entschlossen war, „in rücksichtsloser Weise"
gegen katholische Jugendorganisationen vorzugehen
. Diese wurden dann auch nach und
nach verboten, zuletzt der katholische Jungmännerverein
Schramberg durch einen Erlass
von Heinrich Himmler, des Reichsführers SS,
am7.2.1939.27
Schlussbemerkung
Der Bischofstag in Schramberg im Jahre 1935
war aufgrund der Teilnahme von etwa 9000
katholischen Jugendlichen28 aus der Region
Schwarzwald, Baar und Schwäbische Alb ein
Ereignis von überlokaler Bedeutung. Unter dem
politischen Aspekt stellte er eine Herausforderung
für das NS-Regime dar, unter dem religiösen
Aspekt eine Ermutigung für die Jugend-
Widerruf von Maria King, NS-Wacht vom
29.3.1935
liehen, dem katholischen Glauben und der
katholischen Amtskirche treu zu bleiben. Historisch
gesehen, gehört daher der Bischofstag
von Schramberg zu denjenigen Formen des
kirchlichen Widerstands, die unter den Bedingungen
der NS-Diktatur überhaupt noch möglich
waren.
Abkürzungen
DAR: Diözesanarchiv Rottenburg
H.H.: Hochwürdiger Herr
HJ: Hitlerjugend
NSDAP: Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei
NS -W: NS-Wacht
Pg.: Parteigenosse
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