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des am 28. Februar 1925 verstorbenen Friedrich
Ebert dem bislang als Holzlager genutzten
Platz beim Gasthaus „Paradies" und beim neu
erbauten Lichtspielhaus den Namen „Friedrich-
Ebert-Platz" gaben (vgl. dazu Schwäbische Zeitung
Nr. 78 vom 3. April 2001).
Nach ihrer Machtergreifung sorgten die Nazis
am 1. Mai 1933 dafür, dass der Platz in „Paradiesplatz
" umbenannt wurde. Die Erinnerung
an die Weimarer Republik sollte ausgelöscht
werden. Nach Kriegsende 1945 gab es leider
keine Initiative - auch nicht von Seiten der
SPD -, dem Platz den Namen Friedrich Eberts
zurückzugeben.
Als ich bei einer Stadtführung darauf hinwies,
stieß ich auf wenig Verständnis. Es hieß, die
Schramberger hätten den Namen „Paradiesplatz
" lieb gewonnen, und nur noch für wenige
Bürger sei Friedrich Ebert heute ein Vorbild!
Doch es gab auch Stimmen, die eine Diskussion
darüber wünschten, wie man in Schram-
berg mit den demokratischen Traditionen
umgehen solle. Auch die Verdienste von
Schramberger Persönlichkeiten aus der Weimarer
Republik, wie Helene Junghans, Theresia
Bantle, Berta Kuhnt, Josef Andre oder Jonas
King sind kaum bekannt.
Braucht man eine Gedenktafel
zur Erinnerung an Friedrich Ebert?
Bemerkenswert ist ein Vorschlag des Historikers
Carsten Kohlmann, den Oberbürgermeister
Dr. Zinell und die Stadtverwaltung aufgegriffen
haben. Am Hauser-Brunnen, auf dem
etwas vernachlässigten Plätzchen beim Lichtspielhaus
, könnte eine Informationstafel mit
einem Ebert-Porträt angebracht werden, allerdings
im Rahmen einer freundlicheren Umgestaltung
und Aufwertung der Umgebung. Dies
wird eine wertvolle Erinnerung zur Geschichte
der Weimarer Zeit und an Friedrich Ebert in
Schramberg sein.
Anmerkung: Neben Carsten Kohlmann, von
dem der Vorschlag eines Gedenkbrunnens für
Friedrich Ebert stammt, habe ich Herrn Bodo
Heinz Beil zu danken, der in Heidelberg-Peterstal
lebt und ein umfangreiches Friedrich-Ebert-
Archiv besitzt. Ich danke auch der Familie Krön
für den Einblick in ihre Familiengeschichte.
(Dieser Beitrag ist die persönliche Meinung des
Autors; die Redaktion)
Bronzeplastik von Friedrich Ebert, die der Historiker
Carsten Kohlmann der Stadt als Gedenktafel
am Hauserbrunnen stiftet.
Protokoll
7. September 1920 vor dem Gemeinderat
Anwesend: Stadtschultheiß Ritter, Gemeinderatsmitglieder
: Schaut», Fehrenbacher, Kuhner, Bantle, Junghans, Land-
enberger, Vayhinger, Fischinger, Huß, Faller, Schinle, Straub,
Senn, King, Kuhnt, Schlachter, Ganter, Neef. 19.
Entschuldigt: Glenz, Dees.
Normalzahl: 21 Mitglieder
Beginn der Sitzung vorm. 10 Uhr.
§847.
Einer privaten Einladung zur Besichtigung der Uhrenfabrik
Gebrüder Junghans A.G. folgend, stattete heute Vormittag
Reichspräsident Ebert unserer Stadt einen Besuch
ab. In seiner Begleitung befanden sich der württ. Staatspräsident
Dr. Schall und der württ. Gesandte in Berlin Hildenbrand
.
Um 10 1/4 Uhr trafen die Gäste im Kraftwagen von Freudenstadt
kommend vor dem mit Fahnen geschmückten
Rathaus ein. Zu ihrem Empfang hatte sich der Stadtvor-
stand mit dem Gemeinderat, die städtischen Beamten und
die Führer der hiesigen Gewerkschaften im großen Sitzungssaal
des Rathauses eingefunden, wo eine Begrüssung
stattfand.
Stadtschultheiß Ritter richtete zunächst folgende Begrüssung
an die Anwesenden:
„Hochgeehrter Herr Reichspräsident! Sehr verehrter Herr
Staatspräsident! Geehrte Herren Minister! Verehrte
Damen und Herren!
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