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der Kaiserin Maria Theresia ab 1753 gebräuchlich
- und dann auch nur für fünfzig Jahre,
bevor ein Großteil dieser Gebiete auf Dauer
abgegeben werden musste. Vorher hatten die
„habsburgischen Vorlande" weit ausgegriffen:
im Süden bis zum Alpenhauptkamm, im
Westen zu den Vogesen und im Norden in den
Raum obere Donau-oberer Neckar/4) Ausgerechnet
die Stammlande der Habsburger, von
denen her sie ihre Macht als „Spätlinge der Territorialisierung
" ausgeweitet hatten, gingen
recht früh verloren: Fast den ganzen Schweizer
Besitz nebst der namengebenden Habsburg
übernahmen die Eidgenossen noch im Spätmittelalter
, der elsässische Sundgau um Ensis-
heim und das Kloster Otmarsheim ging mit
dem Westfälischen Frieden 1648 an Frankreich
. Der große Rest des territorialen Fleckenteppichs
lässt sich nur grob in (Alt-)Vorderösterreich
(vom Nordschweizer Fricktal über den
Südschwarzwald bis zum Breisgau) und Vorarlberg
(zwischen Arlberg und Bodensee) als
noch relativ kompakte Einheiten unterteilen,
dazu der stark zerfaserte Bereich von Schwä-
bisch-Österreich (vom Schwarzwald bis zur
Grafschaft Burgau an Donau und Lech)/5)
Noch weit unübersichtlicher wird das Bild,
berücksichtigt man die Vielfalt der Formen, in
der diese Herrschaft an unterschiedlichen
Orten zu unterschiedlichen Zeiten ausgeübt
wurde. Sehr schön konnte das am Beispiel der
Herrschaft Schramberg gezeigt werden, wo die
Innsbrucker Regierung von der informellen
Einflussmöglichkeit auf die ihr dienstlich verbundenen
Herren von Rechberg und Merz von
Staffelfelden über die formelle (Ober-)Herr-
schaft von 1583 bis 1806 mit Phasen direkter
Herrschaft im Sinne unmittelbarer Landeshoheit
(1595-1609 und 1618-1648) und längeren
Zeiten indirekter Herrschaft über Lehensträger
(in erster Linie die Herren von Bissingen
) ein differenziertes Spektrum durchprobierte
/6)
Solche Bindungen, in denen sich für die Habsburger
oft Vorteile mit der Notwendigkeit von
Rücksichten gegenüber den „Partnern" verbanden
, außerdem der hartnäckige Konkurrent
Württemberg, häufiger Geldmangel, vor allem
aber die frühe Verlagerung der Interessens-
schwerpunkte des Hauses Habsburg in die
wichtigeren und lukrativeren Regionen im
Osten führten dazu, dass Vorderösterreich
nicht z.B. durch eine ausstrahlende Residenz zu
einem herrschaftlichen Ganzen integriert
wurde, sondern eine wechselhafte Existenz als
„Vorposten" in großer Entfernung von der Zentrale
zugewiesen bekam.
Wo sich heute kaum ein repräsentatives
Schloss oder symbolisch wirkendes Kloster fin-
detf7), gewinnen aber kleinere Zeichen an Erinnerungswert
, wie Brunnen, Wappen, Statuen.
Ein solches Wappen hängt - nur wenig nördlich
der Kirche - an der Ostseite der älteren
Gebäude des Heiligenbronner Franziskanerinnenkonvents
. Den Heimatforschern war nach
langer Ratlosigkeit seit den 1960er Jahren klar,
dass es sich um ein Wappen des „erzherzoglichen
Hauses Österreich" aus dem 17. Jahrhundert
handeln muss/8) Ergänzend führte der
eingangs angeführte Impuls erst vor wenigen
Jahren zur Erkenntnis der überlokalen Bedeutung
dieses Relikts und ließ es genauer dem
Erzherzog Leopold V von Österreich zuordnen:
Es entspreche seinen Majestätssiegeln um 1620
und wurde „vermutlich anlässlich der Neuerrichtung
der Wallfahrtskirche Anfang der
1620er Jahre angefertigt. "<9)
Die nicht sehr präzise Datierung, die Unsicherheit
einer Zuordnung angesichts der offensichtlichen
Zweitverwendung des Objekts an
einem Gebäude des 19. Jahrhunderts sowie die
Rätsel um die schillernde Gestalt gerade dieses
Erzherzogs mit seinen auffälligen Aktivitäten
lassen es nicht müßig erscheinen, Wappenträger
und Herrschaftszeichen einer interessierten
Öffentlichkeit vorzustellen, um auf der
Basis von Indizien die obige Annahme einer
verifizierenden Probe zu unterziehen:
Passen Wappengeber (bzw. seine Politik), Ort
und Zeitpunkt (also: Anlass) und Gestaltung
des Wappens zusammen?
2. Erzherzog Leopold V. von Österreich
Schon ein flüchtiger Blick auf den Stammbaum
zeigt, dass Leopold 1586 am väterlichen Hof in
Graz in die Welt des höchsten Reichsadels hineingeboren
wird. Seine Eltern sind Erzherzog
Karl, Regent von Innerösterreich, und Prinzessin
Maria Anna von Bayern. Sein ältester Bruder
wird dem Vater als Regent nachfolgen, die
Königskronen von Böhmen und Ungarn erlangen
, um 1619 als Ferdinand II. den Kaiserthron
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