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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_24/0005
ren, den Glauben ihrer Untertanen zu bestimmen
, von den Bauern nicht mehr weiter gebraucht
und genutzt werden. Die vernichtende
Niederlage der Bauern machte für die Zukunft
regionale und überregionale Einigungen und
Widerstandsbewegungen des Dritten Standes
unmöglich. Das bisher unproblematische Versammlungsrecht
wurde den Gemeinden genommen
oder erschwert.
Spürbar wurde in unserer Gegend das Scheitern
der bäuerlichen Bewegung und ihrer bürgerlichen
Anhänger durch die Verhaftung des
von der Obrigkeit so genannten Bauernaufwieglers
, des Ratschreibers Lukas Strubinger
in Hornberg, der die Reichenbacher Bauern,
der Gemeinde Lauterbach im Schrambergi-
schen benachbart, zum Anschluss an den Bauernhaufen
des Hans Müller von Bulgenbach
hatte bewegen wollen.

Die Bauern resignierten aber nicht völlig.
Mutig, allerdings örtlich oder kleinterritorial
begrenzt, versuchten sie immer wieder in
unterschiedlichen Widerstands-, aber auch Verhandlungsformen
den Herren Zugeständ-nisse
abzutrotzen.

In der Herrschaft Schramberg selbst begann
dieser Widerstand unter einem neuen Herrn
bürgerlicher Herkunft, der 1547 die Herrschaft
kaufte: Rochus Merz.

Es begann mit Rochus Merz

Rochus Merz, der Gründer des Marktfleckens
Schramberg, wurde in der Schramberger Geschichtsschreibung
immer als Wohltäter gesehen
, der die durch Fehden und Grenzstreitigkeiten
zerrüttete Herrschaft Schramberg stabilisiert
habe. Der Volksmund sieht das anders.
Unterhalb der Eretskapelle am Burgweg steht
am früheren Hauptaufgangsweg zur Burg
Hohenschramberg ein verwitterter, nicht mehr
genau zu datierender Bildstock aus Sandstein,
der so genannte „Rochus Merz'sehe Eierstock
". Man erzählt sich, an dieser Stelle sei
Rochus Merz beim Ritt von der Burg herunter
in den Schlund der Hölle gefahren. Nun starb
Rochus Merz eines natürlichen Todes. Wie ist
aber der Hass zu erklären, der ihn, zumindest
im Bereich einer bis heute tradierten Sage, zum
Teufel wünschte? Unter dem Vorwand, die
Herrschaft wieder instand setzen zu müssen,
verleitete Merz die Untertanen zu einem

Solidaritätszuschlag. Statt vier gemessenen
Frontagen pro Jahr zum Schlossbau oder zur
Arbeit im Herrengarten gewährten die Untertanen
ihm acht jährliche Frontage „fünff jähr
lang aber lenger nitt" (Bittschrift der Untertanen
aus dem Jahr 1570). Diese acht Frontage
wurden aber beibehalten und galten seiner
Witwe und Amtsnachfolgerin Anna Mertzin
bereits als Gewohnheitsrecht.
Zudem schrieb Rochus Merz in seinem Urbar,
einem Rechts- und Lagerbuch von 1549, nicht
nur die bestehenden Rechtsverhältnisse fest,
sondern schuf zu seinen Gunsten neues Recht,
indem er etwa die Inhaber eines bisher gering
belasteten Gütleins in Mariazell zu Frondiensten
auf ewige Zeiten verpflichtete.
Die vier Bauern von Schönbronn nahm er mit
Abgaben und Frondiensten in sein Urbar auf.
Sie merkten rechtzeitig, dass sie seine Untertanen
würden, wenn sie nicht widersprachen.
Sie strengten einen Prozess vor dem Reichskammergericht
an und erreichten mit Unterstützung
Württembergs, als württembergische
Untertanen, die persönlich frei und vor allem
von Frondiensten frei blieben, anerkannt zu
werden.

Handstreichartig beseitigte Merz die Eigenständigkeit
und Selbstverwaltung der Pfarreien
in Sulgen, Mariazell und Lauterbach und zentralisierte
die Kirchenverwaltung in Schramberg
in einem gemeinsamen Kirchenkasten,
auch Heiligenfabrik oder später Kombinierte
Stiftung genannt. So entstand eine Miniatur-
Staatskirche im Zwergstaat Schramberg.
Unter Anna Merz kam es dann ab 1563 zu einer
Zuspitzung der Auseinandersetzung mit den
Untertanen, wie ich sie in einer früheren Ausgabe
der „Kräz" (D'Kräz 19, Seite 20ff.) dargestellt
habe. Dabei wurden folgende Konfliktfelder
deutlich:

1. Eine Änderung der Wegeverhältnisse führte
zu langen und beschwerlichen Fuhren, meist
nach Schramberg-Tal oder aufs Schloss. Immer
mehr Abgaben und Dienste konnten nicht
mehr örtlich erbracht werden. Dies sollte auch
später immer wieder zu Beschwerden führen.
Sie betrafen in der Folgezeit vor allem dieTen-
nenbronner Bauern mit ihren Holzfuhren.
Nach der Zerstörung der Burg Hohenschramberg
1689 mussten sie dann mit ihren Ochsenkarren
durch das wilde und kurvige Lauter-

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