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serungen der Lebensbedingungen für die künftige
Generation in der Herrschaft Schramberg,
nicht nur für sich selber, erstrebten.
Ein weiterer Vorgang machte dem Pfarrer Sorgen
. Noch im Jahr 17o6 forderte Silvester Lindenmiller
, einer der „Rädelsführer" bei der versuchten
Huldigungsverweigerung, in aller
Öffentlichkeit in der Kirche den Freiherrn von
Bissingen vor das göttliche Gericht.
Dabei handelt es sich um eine Form von
Widerstand, die schon im Mittelalter beispielsweise
aus der Schweiz belegt ist, aber noch
näherer Untersuchung bedarf. Menschen, die
von der irdischen Obrigkeit und den irdischen
Gerichten keine Gerechtigkeit erfahren hatten
, forderten ihre Gegner vor das Gericht Gottes
. Dafür sahen sie als alttestamentarisches
Vorbild das im Buch Joel beschriebene Weltgericht
. Dem Schramberger Pfarrer waren solche
Zusammenhänge offensichtlich nicht bekannt
.

Lindenmiller wurde exkommuniziert. Später
wurde er mit einigen seiner Anhänger wieder
in die Kirche aufgenommen, aber des Landes
verwiesen. Seitdem gibt es im Raum Schramberg
den Namen Lindenmiller nicht mehr.
Den Prozess wegen gesteigerter Hoffälle, übersetzter
Fronen, hoher Zölle und dem Verbot,
trotz Mühlenzins und Wasserzins Mühlen
außerhalb der Bannmühle noch betreiben zu
dürfen, führten die Untertanen weiter. Nach
demTod ihres Gewalthabers Haas in Wien ums
Jahr 1720 geriet der Prozess ins Stocken, so
dass die Untertanen dreißig Jahre später Nachforschungen
anstellten, wo denn die Akten
geblieben seien, in Wien, Innsbruck oder inzwischen
in Freiburg?

Inzwischen hatte sich der Konflikt wegen
einer weiteren Huldigung auf lokaler Ebene
zugespitzt. Der bisherige Talvogt war abgesetzt
worden. An seiner Stelle hatte Joseph Ferdinand
Freiherr (ab 1746 Graf) von Bissingen
den Rößlewirt Anton Haas eingesetzt, ohne die
Gemeinde Schramberg zu fragen. Die Gemeinde
Schramberg fiel beim Grafen in ewige Ungnade
. Die Ernennung von Anton Haas erwies
sich als eine unglückliche Entscheidung. Als
Talvogt übte er auch das Amt des Landschaftskassierers
aus, der für die Steuerschätzung verantwortlich
war. Er versäumte mehrere Jahre
lang die Rechnungsführung.

Steuertabelle von 1805, als zum letzten Mal Steuernfür
die österreichische Landesherrschaft eingezogen
wurden

Konfliktregelung vor Ort gescheitert

Beide Seiten, Herren und Untertanen, kamen
bald an einen Punkt, wo die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit der Herrschaft gefährdet
war. Der österreichischen Landesherrschaft
und ihrem Vasallen, dem Grafen von Bissingen,
musste an Ruhe und Ordnung in der Herrschaft
Schramberg gelegen sein. Sie mussten
auch ein Interesse daran haben, dass die Untertanen
ihre Steuern und Abgaben überhaupt
noch leisten konnten. Die Verwaltung musste
durch Ernennung eines neuen Talvogts und
Landschaftskassierers wieder normalisiert
werden. Auch konnte es nicht mehr angehen,

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