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Hansjörg Kunz (5. von rechts), Urenkel des Bühlbauern Leonhard Kuenz;
Familienbild anlässlich einer Hochzeit
Holz direkt in Kehl oder Straßburg verkaufen,
wäre größerer Gewinn zu erzielen. Aber je
ertragreicher das Holzgeschäft wird, um so
weniger sind die Wolfacher Schiffer geneigt, die
geltenden Regeln, die allmählich zum Gewohnheitsrecht
werden, zu ihren Ungunsten zu verändern
.
Aufgrund guter Beziehungen zu den württembergischen
Flößern gelingt es Andre gelegentlich
, die Wolfacher Schikanen zu umgehen,
und, indem er seine zum Flößen vorbereiteten
Stämme an Schiltacher Gestöre anhängt, unter
Schiltacher Flagge fahrend bis Kehl und Straßburg
zu flößen.
Einmal wird er, wie das Wolfacher Amtsprotokoll
ausführlich berichtet, bei solchem Tun
erwischt. Männer von der Wolfacher Schiffer-
Kompagnie passen ihn bei seiner Rückkehr aus
Straßburg ab und schleppen ihn aufs Wolfacher
Obervogteiamt. Dort wird er streng verwarnt
und muss eine Strafe zahlen.6
In den Wirtshäusern zu Schramberg, wo Andre
ab und zu am Stammtisch sitzt, gehören
Waldarbeit und Flößerei zu den Gesprächsthemen
, über die von den anwesenden Männern
immer wieder ausgiebig diskutiert wird.
Einer der Wortführer bei solchen Gesprächen
ist Martin Haas, der ehemalige Schramberger
Talvogt.7 Dieser und Andres verstorbener Vater
haben sich gut gekannt, da beide Männer Waldbauern
und Flößer waren. Martin Haas bestärkt
Andre in der Überzeugung, dass das Gewohnheitsrecht
, wie es von den Wolfachern beansprucht
wird, ungerecht und mit den Gepflogenheiten
früherer Jahre nicht vereinbar
sei.
Das Schramberger Urbarium, ein altes Dokument
aus dem Jahre 1543, eine Art Grundgesetz
der Herrschaft Schramberg, so weiß der
ehemalige Talvogt zu berichten, geht davon aus,
dass den Untertanen der Herrschaft Schramberg
das Recht zusteht, nicht nur auf der
Schiltach, sondern auch auf der Kinzig zu
flößen.
Er erzählt, dass in früheren Zeiten Schramberger
Holzhändler regelmäßig mit ihrer Ware
bis an den Rhein gefahren seien.Auch er selber
habe dies getan und sei auf diese Weise viele
Male bis Straßburg, zweimal sogar bis Holland
gekommen. Solche Berichte des Martin Haas
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