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Kompagnie verkauften Kuenzischen Holzes zu
bezahlen, lehnt er ab. Er kämpft nun nicht mehr
nur um das Recht, auf der Kinzig flößen zu
dürfen, sondern auch um Entschädigung seiner
wirtschaftlichen Verluste, die ihm durch das
Wolfacher Vorgehen entstanden sind. Zunächst
versucht er mit kräftiger Unterstützung des
alten Talvogts Martin Haas den Wolfacher
Einwand zu entkräften, Schramberger Flößer
seien noch nie berechtigt gewesen, bis nach
Kehl zu flößen. Die Zeugeneinvernahme alter
Leute aus Schramberg, verschiedene schriftliche
Gutachten, ja sogar eine Reihe - durch
den Schiltacher Bürgermeister bestätigt -
eidliche Aussagen Württembergischer Untertanen
sollen beweisen, dass die Wolfacher
Behauptung falsch ist.
Die Verhandlungen zwischen Konstanz und der
fürstenbergischen Regierung bringen nicht
den gewünschten Erfolg. Da weder die Wolfacher
Schiffer, noch die fürstenbergischen
Behörden in Donaueschingen Interesse an
einer schnellen Beilegung des Konflikts haben,
zieht sich die Korrespondenz zwischen den
Kanzleien über Jahre hin, Jahre in denen der
Schramberger nicht auf der Kinzig flößen darf
und in denen er darüber hinaus mit den Folgen
seines zunichte gemachten Mannheimer Holzgeschäfts
fertig werden muss. Im Mai 1759,
nachdem sein engagiertester Mitstreiter in
Sachen Schramberger Flößensgerechtsame,
Martin Haas, verstorben ist, wirft Andre Kuenz
frustriert das Handtuch. Er bittet um Einstellung
des Verfahrens.
In seinem Brief an die Repräsentation und
Kammer zu Konstanz begründet er seinen Ent-
schluss:
„Während der Gegentheil aus meiner aigenen
Sach - d.h. aus dem mir abgenommenen und
ad 4500 Gulden werthen Holz - lachend wi-
Briefkopf eines Schreibens von Andre Kuenz an
die Behörden
der mich prozessieren kann, finde ich als ein
durch die mutwillig Wolfacher Schiffer in
äußersten Bettel widerrechtlich gesetzter und
allenthalben hilfloser Mann nichts mehr übrig,
als meiner beraubten Sach und entzogenen
Stück Brot, wovon sich manches Jahr bis 30
und mehr arme Schramberger als Taglöhner,
welche sonsten dem Bettel hätten nachziehen
müssen, ernährt haben, ohn all Hoffnung mit
Bitterlichkeit nachzusehen, und gleichwohlen
alles dem höchsten Richter aller Richter zu
überlassen." 11
Einige Jahre lang fügt sich Andre Kunz in sein
Schicksal. Aber auch während er sich damit
abfinden muss, dass die Flößerkollegen in
Wolfach am längeren Hebel sitzen, funktioniert
die Zusammenarbeit des Schrambergers mit
den Schiltachern, vor allem aber mit den
Waldbauern aus Lehengericht und Schenkenzell
weiterhin. Wasserzoller Wagner von der
Schiltacher Zollstätte verzeichnet in seinem
Floßzollregister, das er der fürstlichen Rentkammer
in Stuttgart vorlegen muss, auch für die
Jahre nach 1759 große Holzmengen, die Andre
Kuenz offiziell durch den Schiltacher Zoll
gebracht hat.12 Er ist auch immer wieder geschäftlich
unterwegs, hält sich wochenlang unten
im Rheintal auf, in Straßburg, Mannheim
und anderen Städten. Unter anderem knüpft er
Kontakte in Zell am Harmersbach, Kontakte,
die im Laufe der Jahre immer intensiver werden
.
Was im Frühjahr 1764 bei Andre Kuenz den
Sinneswandel verursacht, dass er fünf Jahre
nach Einstellung seines Verfahrens gegen das
Wolfacher Schiffertum, dieses doch wieder
aufnimmt, wissen wir nicht genau. Aber man
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