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Eberhard Marte:
DIE SCHRAMBERGER FEUERGLOCKE
VON 1748
Der Glockenfund
Als im Juli 2001 wegen einer Störung der
Turmuhr des Schramberger Rathauses das Uhrwerk
auf dem Dachboden inspiziert wurde,
hat der Autor auch den Stundenschlag auf die
Schlagglocke im Türmchen über der Außenuhr
kontrolliert (Abb. 1). Dabei fiel eine bislang
wohl so gut wie gar nicht beachtete Inschrift
an der Stundenschlagglocke auf, mit der die
Glocke in eindeutiger Weise für sich selber
spricht. In zwei Schriftbändern oben an der
Glockenschulter und unten am Schlagring ist
zu lesen:
ALS ANTON HAAS THALVOGT
IM SCHRAMBERG WARE
BIN ICH VON MEINRAD ANTONI
GRIENINGER IN VILLINGEN GEGOSSEN
WORDEN ANO 1748
Abb. 1: Uhrturm auf dem Dach des Schramberger
Rathauses mit zweiseitigem Uhrzifferblatt und
darüber liegenden Glockenstube.
Die beiden ersten Buchstaben im unteren
Schriftband, B und I im Wort BIN, fehlen wegen
eines Ausbruches am Glockenrand (Abb. 2).
Damit erwähnt die Inschrift drei Fakten, die mit
der Entstehungsgeschichte der Glocke zu tun
haben: Zunächst den Talvogt Anton Haas als den
damaligen Ortsvorsteher, der wohl als Initiator
des Glockengusses anzusehen ist, weiter den
Glockengießer Meinrad Anton Grieninger als
Glied einer Jahrhunderte lang in Villingen im
Schwarzwald beheimateten Glockengießerdynastie
und schließlich als „Geburtsdatum" der
Glocke das Jahr 1748. Die unverhoffte Entdeckung
dieser Inschrift regte daraufhin zu weitergehenden
Nachforschungen an. Es sollte sich
herausstellen, dass es sich hier um die vor über
250 Jahren gegossene Feuerglocke des damaligen
Marktfleckens Schramberg handelt, welche
als eine der ältesten Glocken im weiten Umkreis
aus der Villinger Gießerei die Zeitläufe, vor allem
aber die beiden Weltkriege überlebt hat.
wm
Abb. 2: Am unteren Glockenrand ist die Ausbruchstelle
am Beginn des unteren Schriftbandes
deutlich zu sehen.
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