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Abb. 9: Die 2,5 x 8 Zentimeter große
Plastik an einem der sechs „Henkel" der
Glockenkrone.
Zufälle überlebte sie die Zeiten und vor allem
die beiden Weltkriege. Als während des Ersten
Weltkrieges die vier Glocken der Pfarrei eingeschmolzen
werden sollten, gelang es dem
damaligen Pfarrer und preußischen Abgeordneten
im Berliner Reichstag, Camillo Brand-
huber, die Taufglocke um 100 Mark loszukaufen
und vor dem Schicksal ihrer drei
Schwestern zu retten. Den Zweiten Weltkrieg
überstand die Glocke auf beinahe wundersame
Weise.
Nachdem das Glöcklein wie die anderen Glocken
im Frühjahr 1943 beschlagnahmt und
abgeliefert worden waren - zuvor hatten zwei
Ministranten versucht, das Glöcklein zu verstecken
, wurden aber erwischt - tauchte die
Taufglocke nach dem Krieg wieder auf, und
niemand weiß heute mehr, wo sie in der
Zwischenzeit war, wer sie abgeholt hat und
warum sie nicht eingeschmolzen wurde.
Nachdem sich an der Glocke ein Riss gebildet
hatte, musste sie leider außer Dienst gestellt
werden.
Nun hat diese Glocke an den sechs Henkeln
(einer davon ist abgebrochen) ebenfalls Plastiken
von Männerköpfen, die denen auf der
Schramberger Glocke äußerst ähnlich sehen.
Die Plastik ist etwa 2,5 Zentimeter breit, wie
Abb. 10: Der heiligen Agatha geweihte Taufglocke
in der Kirche St. Peter in Dettingen (Kreis
Freudenstadt).
die Henkel selber und rund acht Zentimeter
hoch. Somit dürfte sicher sein, dass nicht der Talvogt
bei der Schramberger Glocke verewigt
wurde, sondern dass es sich wohl um Schablonen
der Gießerei handelt, die immer Wiederverwendung
fanden.
Abb. 11: Der untere Glockenrand der Schramberger
Rathausglocke mit der Jahreszahl 1748.
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