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Der Talvogt Anton Haas
Die Glockeninschrift datiert die Entstehungszeit
auf mehrfache Weise. Einmal nennt sie eindeutig
die Jahreszahl 1748 (Abb. 11), dann aber
auch den um diese Zeit amtierenden Ortsvorsteher
des Marktfleckens, den Talvogt Anton
Haas. Talvögte sind seit der Übernahme der
Herrschaft Schramberg durch Rochus Merz
von Staffelfelden im Jahre 1547 nachweisbar.
Die Waller'sehe Chronik von 1872 nennt als
Nachfolger von Talvogt Mathias Haas „1745
und noch 1755 Anton Haas, Wirth zum „weißen
Roß", gestorben 1759".Wie Franz Fehrenbacher
in einer Artikelserie über die Schram-
berger Gaststätten im „Schwarzwälder Bote"
(31. 12. 1983) berichtet, „[...] lud hier an der
Geißhalde noch das Gasthaus zum „Rößle"
zum Besuch ein. Schon im Jahre 1727 wird ein
Michael Haas als Wirt zum „Weißen Roß"
genannt, der diese Gaststätte an seinen Sohn,
den Talvogt Anton Haas übergab, wobei die
Gaststätte nun in „Rößle" umbenannt wurde".
Ein Schätzungsbuch aus dem Jahre 1731 führt
einen „Antoni Haas, Rößlewürth" auf, und ein
Rechnungsbuch vom Jahr 1745/46 nennt
einen Anton Haas als Talvogt.
Die genaue Stelle, wo das Gasthaus zum „Weißen
Roß" an der „Geißhalde" lag, dürfte wohl
nicht mehr auszumachen sein. Vielleicht
besteht eine Beziehung zu einer bestimmten
Stelle an der nahegelegenen Schiltach, die
auch jetzt noch als „Roßgumpen" bekannt ist.
Die Glockengießerfamilie Reble/
Grüninger in Villingen
Über einen Zeitraum von mehr als 350 Jahren
prägten die Glockengießerfamilien Reble und
Grüninger den Glockenguss im deutschen
Südwesten. 1580 begründete der 1552 in Villingen
geborene Hans Raeblin eine Glockengießerdynastie
, die erst Mitte des vergangenen
Jahrhunderts enden sollte (Abb. 12).Vier Jahre
vor dem Tode seines Sohnes Christoph Reble
(1591-1649) übernahm dessen Schwiegersohnjohannjoachim
Grieninger (1624-1676)
21-jährig durch Einheirat die Gießhütte.
In die Zeit seines Enkels Meinrad Anton Grieninger
(1692-1750) fällt der Guss des Schram-
berger Feuerglöckleins. Meinrad Antoni Grieninger
, wie die Glockeninschrift genannt wird,
goss die Glocke also zwei Jahre vor seinemTod.
Die Glockengießerei dürfte sich in dieser Zeit
an der inneren Ringmauer Villingens im Südwesten
befunden haben, nahe der Stelle, wo
heute noch das sog. „Glockenhüsli" hinter
dem Romäus-Gymnasium zu sehen ist.
Unter seinem Enkel Franz Josef Benjamin Grieninger
(1735-1795), dem wohl bedeutendsten
in der Glockengießerfamilie, und dessen Sohn
Nicolaus Meinrad Grieninger (1763-1818),
erlebte die Glockengießerei eine erste große
Blütezeit. Franz Josef Benjamin Grieninger ist
auch der Meister, der die Dettinger Taufglocke
von 1765 für die dortige St.-Peter-Kirche
gegossen hat.
Der letzte Glockengießer in der Jahrhunderte
währenden Reihe eines der bedeutendsten
Glockengießergeschlechter Süddeutschlands
war Franz Josef Benjamin Grüninger (1901 bis
1963). Nach der Verlegung der Glockengießerei
nach Neu-Ulm im Jahre 1948 endet mit
ihm eine sich über 350 Jahre erstreckende Tradition
. Bis in die 30er-Jahre des vergangenen
Jahrhunderts gingen aus der Glockengießerwerkstatt
der Grüninger in Villingen
über 2000 Glocken hervor. Nur wenige der im
Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten Glocken
konnten nach dem Krieg, soweit sie in den
Lagern bei Hamburg und Bremen noch vorhanden
waren, nach ihrer Identifizierung in
ihre Heimat zurückkehren.
Der Marktflecken in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts
Wenn man der Frage nachgeht, warum nun
gerade eine besondere Feuerglocke für den
Stab Schramberg angeschafft wurde, so sind
die Gründe wohl in den damaligen Zeitereignissen
und der Situation der Bevölkerung
zu suchen. 1705 werden von Waller als Bewohner
des Schramberger Stabes 29 Bauern-
und 130 Tagelöhnerfamilien, zusammen also
159 Familien genannt. Erst hundert Jahre später
war die Seelenzahl auf 1676 angewachsen.
Der Ort selber hörte in südlicher Richtung
praktisch beim Gasthof „Schützen" auf.
Für die durch Einquartierungen, Plünderungen
, Brandschatzungen und Kontributionen
schon Ende des vorausgegangenen Jahrhunderts
schwer drangsalierte und bettelarme
Bevölkerung begann auch das neue, achtzehnte
, mit einer Katastrophe.
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