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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_24/0037
Herbert Pfau:

ERINNERUNGEN DER 1864 NACH
NORDAMERIKA AUSGEWANDERTEN
ANNA SCHWENK VON LEHENGERICHT

Vor einigen Jahren kam MrJames R. Schwank aus der Gegend von Chicago nach Schiltach, um
die Heimat seines nach Amerika ausgewanderten Schwenk-Vorfahren kennen zu lernen. Im
Stadtarchiv Schiltach war aufgrund seiner vorausgegangenen Anfrage nachgeforscht worden,
und es hatte sich herausgestellt, dass sein Ururgroßvater Johann Georg Schwenk, geboren am
3. Mai 1832 im Rohrbach in Hinterlehengericht, 1856 nach Amerika ausgewandert war.
Auf die Änderung seines Familiennamens von Schwenk auf Schwank angesprochen, erklärte
Mr Schwank, daran sei der Lehrer schuld, bei dem sein in Amerika geborener Urgroßvater zur
Schule ging. Der Lehrer behauptete damals, der Name Schwenk sei sehr schwer auszusprechen,
er änderte ihn deshalb eigenmächtig auf Schwank (sprich Schwänk), und dabei ist es, auch für
alle Nachkommen, geblieben.

Der Auswanderer Johann Georg Schwenk entstammte einer armen Tagelöhnerfamilie mit elf
Kindern und sah in der Auswanderung die einzige Möglichkeit, aus der Armut herauszukommen
. Zahlreiche Lehengerichter waren damals der gleichen Ansicht. Sie glaubten, „drüben"
könnte es auch nicht viel schlechter sein als hier, und kehrten ihrer Heimat den Rücken.
Johann Georg Schwenk hatte Glück: Mit Fleiß und Ausdauer brachte er es in acht Jahren zu
einer kleinen Landwirtschaft, was ihm daheim nie gelungen wäre. Fr konnte sogar noch das
erforderliche Geld zurücklegen, um einige seiner Geschwister nachkommen zu lassen. Dieser
Einladung folgten im Sommer 1864 seine Schwester Barbara mit Kind und Bräutigam und
die 16-jährige Schwester Anna, die sich noch im Alter an vieles erinnern konnte, was sie in
ihrer Jugend, bei der Auswanderung und später in Amerika erlebte. Diese „Erinnerungen" hat
eine Tochter von Anna seinerzeit in Englisch nach den Schilderungen ihrer betagten Mutter
aufgeschrieben. Eine Kopie der Niederschrift wurde mir von Mr Schwank anlässlich seines
Besuchs freundlicherweise übergeben.

Anna Schwenk erzählt: Ich bin am 26. Juli 1847
in Baden, Deutschland, geboren. Meine Eltern
hießen Anna Marie Kirgus und Philipp Jakob
Schwenk. Wir waren elf Kinder: Anna Christina
, Dorothy, Christian, Anna Mary, Barbara,
Catherine jacob, Philipp Jacob, Fred john und
ich. Fünf von ihnen kamen nach Amerika:
Christian, Fred, John, Barbara und ich. Meine
Mutter starb, als ich fünf Jahre alt war, und bald
darauf wurde die Familie aufgelöst. Wir Kinder
wurden bei Verwandten meiner Mutter untergebracht
. Mutters Familie war wohlhabend und
hatte ihre Heirat mit Philipp Jakob Schwenk
nie gebilligt. Deshalb kamen nach Mutters Tod
ihre Verwandten und nahmen die Kinder zu
sich. Mein Vater wurde als Ausgestoßener angesehen
.

Ich weiß noch gut, wie freundlich alle Leute
von meiner Mutter sprachen, und man sagte
mir oft, was für eine gute Frau sie gewesen sei.
Da ich nie Mutterliebe erfahren durfte, war ich
immer bestrebt, meinen eigenen Kindern eine
gute Mutter zu sein. Ich kam in das Haus einer
Tante, die einen freundlichen Mann zum Gatten
hatte. Er war Bürgermeister und daher sehr
angesehen (der Höfenbauer Johannes Kirgis).
Obwohl er sehr gut zu mir war, hatte ich doch
große Sehnsucht nach meinen Eltern.
Die Schulzeit ist mir auch noch gut in Erinnerung
. Das Schulhaus stand unten im Tal, und
der Fußweg dorthin ging durch den Wald hinunter
über Stock und Stein. Ich denke noch
oft an die ersten und einzigen Schläge, die ich
in der Schule bekommen habe. Vor Schrecken

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