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Anzeige im „Kinzigtäler" vom 15.2.1866
und als es dunkel war, wurde der Tote einfach
über Bord geschoben.
Am 1 Juli 1864 kamen wir in New York City an,
wir waren glücklich, dass wir wieder festen
Boden unter den Füßen hatten. Nachdem die
umständliche Bürokratie im Hafen erledigt war,
alle Papiere unterschrieben waren und wir
unser Gepäck hatten, ging es endlich in Richtung
Westen weiter. Wir brauchten sieben Tage
bis Chicago, denn die Züge fuhren ganz langsam
, weil sie schwere Lasten mitschleppen
mussten. Chicago war noch ein kleiner Ort mit
Wellblechhütten, die Wanzen haben uns dort
fast gefressen. Am Nachmittag trafen wir dann
in Sterling (160 Kilometer westlich von
Chicago) ein.
Der erste Mann, der uns dort weiterhalf, war
Godfrey Müntz, er bot sich an, uns zum Haus
meines Bruders John zu bringen, der auf der
Farm wohnte, die jetzt Abe Wolf gehört. Bevor
wir Sterling verließen, warteten wir auf der
Straße, da kam die Frau von Joseph Pfundstein
aus dem Gasthaus gelaufen. Sie hatte gesehen,
dass ich hier fremd war, deshalb bat sie mich
hereinzukommen und etwas zu essen. Obgleich
ich großen Hunger hatte, wollte ich
nicht hineingehen, weil ich kein Geld hatte und
glaubte, für das Essen bezahlen zu müssen. Später
erfuhr ich, dass das ein Missverständnis war,
und ich hatte in Mrs Pfundstein, so lange sie
lebte, eine Freundin.
Meine Erleichterung war groß, als ich das Haus
meines Bruders John erreichte, und die Begrüßung
fiel überaus herzlich aus. Das Haus kam
mir klein vor und sah fremdartig aus, Stühle hatten
sie auch keine.
Meine Schwester, ihr Mann und das Baby gingen
zu Morrison, und ich kam in das Nachbarhaus
zu John Dratz.Mein einziges Gepäckstück
war ein Sonnenhut, den mir meine Schwägerin
gemacht hatte. Ich musste auf den Feldern und
im Haus arbeiten. Als die Familie eines Tages
nicht daheim war, wollte ich einige ihrer Schaukelstühle
ausprobieren. Ich schaukelte aber so
heftig, dass sich der Stuhl überschlug und der
Spaß ein schnelles Ende nahm. Solange ich in
diesem Haus gearbeitet habe, musste ich jeden
Tag ein Pferd satteln und zu dem Haus reiten,
das später Joseph Pfundstein gehörte, um eine
Frau namens Schultz abzuholen und abends
wieder heimzubringen. Diese Frau half uns bei
der Arbeit. Wir saßen dann zu zweit auf einem
Pferd, und weil es noch keine Brücke gab,
mussten wir eben durch den Bach reiten.
Später war ich bei den Familien Landis und
Book beschäftigt. Zum Gottesdienst ging ich
mit meinem Bruder nach Penrose in ein Haus,
in dem die Mennoniten ihre Versammlungen
abhielten.
Mein Mann Matthias ist am 5. Juni 1837 in
Rotenburg, Deutschland, geboren. Seine Eltern
waren Mr und Mrs Martin Dieterle, die Familie
hatte fünf Kinder john, Mary, Christine, Salome
und Matthias. Die Mutter starb, als Matthias
noch klein war, später bekam er eine Stiefmutter
. Am 8. Februar 1866 wurden wir in Palmyra
von Reverend Thummel, dem lutherischen
Geistlichen, getraut. Ich trug ein braunes Kleid,
und mein Mann hatte sich einen Schlitten geliehen
, damit ich fahren konnte. Es war ein kalter
klarer Tag, der Schnee lag hoch, und manchmal
kam ein Schneeschauer. Wir wohnten im Haus
von Matthias' Schwester Chris Wolber und
zogen später auf das etwa 40 Morgen große
Anwesen, das mein Mann von Mr Powell gekauft
hatte und das südlich vom Haus seiner
Schwester Chris lag. Später verkauften wir es
wieder an Mr John Blum und erwarben den
alten Bauernhof.
Unsere Kinder Maggie und Charles kamen in
unserer ersten Wohnung zur Welt. Im ersten
Jahr nach der Heirat bekam mein Mann Darmentzündung
und war den ganzen Sommer
krank. Wenn wir Milch brauchten, musste ich
zu unserer Milchkuh gehen, die eine Meile entfernt
auf der Prairie Mound Section weidete.
Wenn ich zurückkam, schaute ich immer erst
zum Fenster hinein, um zu sehen, ob mein
Mann noch lebte. Er erwartete mich und
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