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Mein Mann legte großen Wert auf Ehrlichkeit.
Er liebte Spaß und Fröhlichkeit, er konnte aber
auch sehr ernst sein. Wir waren eingeschriebene
Mitglieder bei der Dreieinigkeitskirche,
und man konnte unser Haus als eine Art zweites
Pfarrhaus bezeichnen, denn alle, Pfarrer,
Freunde und Mitglieder, waren willkommen.
Sie trafen sich bei uns und erarbeiteten Pläne
für die Organisation der Kirche. Diese Kirche
steht für immer als eine lebendige Erinnerung
an ihre Mitglieder und ihr Wirken, denn sie
wurde erbaut dank ihrer Führung.
Mit ihrem starken Glauben ermutigten sie
andere zur Mitarbeit am Aufbau der Sache
Luthers und Christi. Mein Mann hatte gern
Gesellschaft um sich und es gefiel ihm, wenn
wir beim Essen Gäste hatten, ich dagegen war
nicht darauf erpicht, denn ich musste ja das
Essen zubereiten.
Unsere Tochter Salome starb im Juli 1906 im
Alter von 26 Jahren. Fünf Jahre später erlitt
mein Mann einen Bruch an der Hüfte und starb
am 3. Dezember 1911 mit 74 Jahren.
Er ist gegangen, aber nicht vergessen, und wir
wissen, dass die Welt durch sein Dasein verbessert
wurde.
Die letzten Lebensjahre von Anna Schwenk
schildert ihre Tochter am Schluss der „Erinnerungen
".
Unsere Mutter verkaufte 1917 das alte Haus in
Milledgeville und baute den Bungalow in der
Hauptstraße, wo sie viele glückliche Stunden
verbrachte. Sie bekam häufig Besuch und
konnte auch in der Stadt Spaziergänge machen.
Mit 80 Jahren erlitt sie eine Hüftfraktur und
drei Jahre später einen Schlaganfall, von dem
eine einseitige Lähmung zurückblieb. Nun las
Elternhaus von Anna Schwenk im Rohrbach.
Hinterlehengericht
sie viele Stunden in ihrer deutschen Bibel und
im Gebetbuch, als später aber ihr Augenlicht
nachließ, wiederholte sie für sich und ihre
Freunde die Bibelstellen und Gesangbuchlieder
, die sie in ihrer Jugend gelernt hatte. Ihre
Liebe und ihr Mitgefühl beschränkten sich
nicht auf die Familie, sondern erstreckten sich
auch auf Hilfsbedürftige. Mancher arme Wanderer
empfing eine Mahlzeit aus ihrer Hand
und vielen Armen war sie eine treue Freundin.
Ihr ruhiges und bescheidenes Wesen zeugte
von großer Lebenserfahrung und hat ihre Kinder
und Freunde sehr beeindruckt.
Am 12. November 1939, an einem Sonntagmorgen
, folgte sie dem Ruf ihres Herrn und
durfte als letztes von elf Geschwistern mit
92 Jahren heimkehren in ihres Vaters Haus.
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