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Ingrid Schaub:
CAJETAN SCHAUB (1864-1943) - EIN SCHRAMBERGER
LEBENSLAUF UM DIE JAHRHUNDERTWENDE
„Einem hiesigen und auswärtigen Publikum
beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, daß ich
mich in hiesiger Stadt als Bildhauer niedergelassen
habe"1
Einleitung
Cajetan Schaub lebte am Übergang vom 19. zum
20. Jahrhundert. Er war ein Kind dieser wechselvollen
Zeit, die ihn wohl nachhaltig beein-
flusste. Mit seinen vielseitigen Talenten, die weit
über das berufliche Schaffen hinausgingen,
gestaltete er Schramberg auf politischer, gesellschaftlicher
, kultureller und künstlerischer
Ebene mit. Er gehörte sicherlich zu einer der
bekanntesten und bedeutendsten Schramberger
Persönlichkeiten dieser Zeit.
Bei einem Gang durch die Stadt trifft man noch
heute auf viele Zeugnisse seines künstlerischen
Schaffens. Er war unbestreitbar ein interessanter
Mann, der heutzutage ein wenig in Vergessenheit
geraten ist. Mit diesem Beitrag soll das Leben und
Werk von Cajetan Schaub wieder in Erinnerung
gerufen werden. Der Beitrag beruht auf jahrelangen
Recherche- und Forschungsarbeiten.
Lebenslauf
Cajetan Schaub wurde am 17. Juli 1864 in dem
damaligen Marktflecken Schramberg geboren,
der am 7. September 1867 das Prädikat Stadtgemeinde
erhielt. Cajetan war das erste von neun
Kindern der Eheleute Johannes und Amalie
Schaub. Johannes Schaub arbeitete als Aufseher
in der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans in
Schramberg. Cajetan wuchs daher in recht geordneten
Lebensverhältnissen auf, denn sein Vater
hatte für die damaligen Verhältnisse ein gutes
Einkommen. Bartholomäus Schaub, Cajetans
Großvater, war Bildhauer inAixheim und hat vermutlich
das Interesse am Bildhauerhandwerk in
Cajetan geweckt.
Von 1878 bis 1880 besuchte Cajetan die
Gewerbliche Fortbildungsschule in Schramberg.
Hier unterrichtete ihn u. a. der bekannte Gewerbelehrer
und spätere Professor Leo Merz im Fach
S dj r a w b c r g.
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Airti« sämmtlictaer BilflJian&r-Arteiten in Steil und Holz.
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^ciliflCuCtutiicit uub (Sh'ü&bcufmiÜcv tu ioübcv imb tieidjtnarfuaflct
ftosfiiijiiing, fotuic 3tiifjmtiicieK, IWoticllc it. in allen Sfljlarteit.
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jtii^en ju luoUett, jeitfme mir SorjügU^« §od)adjlmtg
gajefem g>d?attß, SStlbljauer,
üSaii;l)albc.
Zeitungsanzeige im Schwarzwälder Postillion
vom 22. Juni 1889.
Zeichnen. Nach seiner Zeit an der gewerblichen
Fortbildungsschule ging er zehn Jahre in die
„Fremde". Über diese Zeit ist leider nichts
Näheres bekannt. Doch Cajetan muss hier seine
Ausbildung als Holz- und Steinbildhauer vollendet
und seine künstlerischen Fähigkeiten, vermutlich
bei verschiedenen Firmen, weiter
verbessert haben. Im Jahr 1889 eröffnete er dann
ein Atelier für Holz- und Steinbildhauerei, sowie
eine Werkstätte für Friedhofskunst in der
„Gaishalde" in Schramberg.2
Schon nach kurzer Zeit machte er sich als Bildhauer
, in Schramberg sowie in der näheren und
weiteren Umgebung, einen Namen. Da das Haus
in der Gaishalde schon bald nicht mehr für seine
Bedürfnisse ausreichte, errichtete er um 1900 ein
Wohn- und Geschäftshaus mit Werkstatt in der
Tier steinstraße.
Am 15. September 1890 heiratete er die damals
23-jährige Berta Faist. Sie war die Tochter des
bekannten Schramberger Fotographen Carl Faist,
der den Titel Hofphotograph am 25. Februar
1905 von Wilhelm dem II. König von Württemberg
verliehen bekam. Der Schramberger
Anzeiger berichtet darüber Folgendes „[...]
Ferner haben Se. K. Maj. durch allerhöchste
Entschließung vom gleichen Tage dem Herrn
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