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Von der Eigenversorgung zur
Überlandversorgung
Elektrisches Licht in Schramberg wäre ohne
die Schramberger Industrie zu diesem frühen
Zeitpunkt nicht möglich gewesen. Um ihren
Energiebedarf zu befriedigen, baute fast jede
Schramberger Firma ihre eigene Elektrizitätsversorgung
auf. So produzierten neben den
bereits erwähnten Werken die Firmen Pfaff &
Schlauder, die Brauerei Schraivogel A (Eiswerk)
und die H.A.U. ihren eigenen Strom.Andere Firmen
, wie die Kartonagenfabrik Gustav Maier
und die Zugfedernfabrik Hugo Kern, schlössen
sich an bestehende Systeme an. Das Emaillierwerk
Chr. Schweizer & Söhne erzeugte vermutlich
seit 1897 eigenen Strom mittels
Dampfbetrieb. Gesichert ist, dass das Werk eine
Akkumulatorenbatterie besaß. Das damals übliche
Gleichstromsystem ließ jedoch nur einen
beschränkten Aktionsradius zu. Für eine Überlandsversorgung
war eine aufwendigere Drehstromtechnik
erforderlich. Erste Überlandsversorgungen
für den südwestdeutschen Raum
gingen von den großen Kraftwerken Rhein-
felden und Laufenburg aus, an das letztere
schloss sich um 1910/11 die Firma Junghans
an. Für die Kommunen, so auch für Schramberg
war angesichts der verschiedenen Systeme
(Gleich-, Wechsel- und Drehstrom) die weitere
technische Entwicklung nur schwer voraussehbar
. So beabsichtigte die Stadt Schramberg
nach Ablauf des Vertrages mit der Fa. Junghans
(1911) die städtische Beleuchtung, zu Gunsten
des im Jahr zuvor fertiggestellten städtischen
Gaswerkes, auf Gas umzustellen. Aus heutiger
Sicht ein Anachronismus.
Über die Geschichte der Industrialisierung, wie
auch der Stadtgeschichte Schrambergs, liegen
viele Veröffentlichungen vor. In keiner dieser
Veröffentlichungen wird jedoch eigenständig
auf den besonderen Aspekt der Energiebedarfsdeckung
sowohl von Industrie, wie
auch der Kommune eingegangen. Im Schramberger
Stadtarchiv lagert hierzu zahlreiches
Material das auf eine Bearbeitung künftiger Heimathistoriker
wartet.
Anmerkungen und Literaturangaben
1 Schramberger Anzeiger vom 14. Juni 1904.
2 Heuss,Theodor: Robert Bosch, Leben und Werk, Rainer Wunderlich
-Verlag Stuttgart und Tübingen S. 98 und 99.
Vergl. auch Ams, Günther: Über die Anfänge der Industrie in
Baden und Württemberg, DRV-Verlag Stuttgart, 1986, S. 110
und 111.
3 Dambach, Oskar: Schramberg Ort und Herrschaft. Druck
und Verlag Gustav Maier, Schramberg, 1904, S. 132.
4 Vorstand des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Hrsg.: Die
Lage der Schwarzwälder Uhrenarbeiter, Stuttgart 1898.
5 Dambach, Oskar a.a.O., S. 126 ff. Schramberger Anzeiger vom
14. Juni 1904.
6 Schramberger Anzeiger vom 6. April 1899.
7 Dambach, Oskar a.a.O., S. 127.
8 Landesmuseum Mannheim: Begegnung mit der Technik
S. 44-45, Schramberger Anzeiger vom 6. Dezember 1902.
10 Eine Hefnerkerze ist die Lichtstärkeeinheit einer mit Amyla-
zetat gespeisten Lampe mit 8 mm Dochtdurchmesser und
einer Flammenhöhe von 40 mm. Die heute verwendete Einheit
von 1 Candela (cd) entspricht dabei rund 1,163 Hefnerkerzen
.
11 Kosack, E.: Elektrische Starkstromanlagen, Springer-Verlag,
Berlin 1943, S. 255.
12 Meyers-Konversationslexikon, Jahressupplement 1900-
1901, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1901.
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