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Fußwegle kam. Im Finsteren Wald kamen wir
zu einem schmalen Brückle, das uns über den
Bach leitete. Von dort gingen wir der Straße
nach bis zur Bushaltestelle am Eiswerk. Die
Bewohner des Ramstein stiegen hier immer
ein und aus, wenn sie zum Einkaufen nach
Schramberg und von dort wieder nach Hause
gingen.
Die „Franzosenhiebe" nach dem Krieg
Vom Finsteren Wald in Richtung Tennenbronn
standen in meiner Kindheit noch einige große
und mächtige Tannen der Straße und der Berneck
entlang. Nach Kriegsende wurden einige
gefällt, die mir noch besonders gut in Erinnerung
sind. Die französische Besatzungsmacht
hatte in dieser Zeit hier aus dem Besitz des
Grafen von Bissingen auf einer Fläche von acht
Hektar schönes und starkes Holz geschlagen,
das als Reparation für Kriegsschäden nach
Frankreich gebracht wurde. Wie ein Zeitzeuge
erzählte, fand die Erfassung des Holzbestandes
1947 und die Fällung 1949 statt. Organisiert
wurde dies von der französischen Firma
Sochefort, die damals eine Niederlassung in
Alpirsbach unterhielt. Durch den steilen Hang
an dieser Stelle des Bernecktals rutschte das
Stammholz von alleine bis zur Abfuhr stelle.
Dabei wurde das Holz auch oft beschädigt. Ob
die Bäume in 150 Jahren wieder einmal diese
Höhe und Stärke von damals erreichen werden
? Ähnliche „Franzosenhiebe", wie man
diese Kahlschläge damals nannte, wurden im
Allmendwald von der Falkensteiner Kapelle
bis zum Tischneck und beim Eiswerk vorgenommen
. Der größte Einschlag fand aber im
Finsteren Wald statt.
Die Geröllhalden im Bernecktal
Vor dem Finsteren Wald, links von der Berneck
, wurde eine Brücke gebaut, die für den
Abbau von losem Steingeröll gedacht war. Auf
der linken Talseite gab es einmal drei große
Geröllflächen, das sich zwischen den Felsen
abgesetzt hatte. Den früher sehr schönen Blick
auf diese Geröllhalden hat man heute nicht
mehr. In den 1920er-Jahren wurde die erste, in
den 1930er-Jahren die zweite und in den
1950er-Jahren die dritte dieser Flächen von
Bauunternehmen abgeräumt.
Durch das Abräumen dieser Geröllhalden mit
Pickel und Steingabel konnten sich hier verschiedene
Bäume und Sträucher ansiedeln. So
hat das Bernecktal viel von seinen landschaftlichen
Sehenswürdigkeiten eingebüßt, die es
so nie mehr geben wird. Die kahlen Flächen
stiegen zwischen den Felsen am Hang hoch in
Richtung Ramstein.
Der „steinerne Mann" und die große Tanne
In den 1960er-Jahren wurde die Bernecktalstraße
breiter gemacht. Es wurde ein acht Zentimeter
starker Belag aufgetragen, Randsteine
wurden angebracht und ein Gehweg mit einem
Geländer angelegt.Viele Felsen, die durch
die Verbreiterung der Straße im Weg waren,
mussten weggesprengt werden. So wurde leider
auch ein bemerkenswertes Steingebilde
beseitigt, das sich an der Stelle befand, wo
noch heute der als Heuwegle bekannte Wanderweg
aus dem Bernecktal auf den Tischneck
führt. Das Felsgebilde - man nannte es nach
seiner gesichtsähnlichen Form „steinerner
Mann" - war wirklich etwas Besonderes; nur
einige alte Ansichtskarten erinnern noch daran
(Abb. 4).
Eine weitere - heute weitgehend vergessene -
Sehenswürdigkeit des Bernecktals war vor
dem Ersten Weltkrieg die so genannte „große
Tanne", die als einer der ältesten und größten
Bäume weit und breit bekannt war (Abb. 5). Sie
erreichte eine Höhe von 42 Metern, hatte
69 Zentimeter mittleren Durchmessers und lieferte
15 Festmeter des ganzen Stammes mit
Rinde, aber ohne Äste. Wegen Altersschwäche
musste sie am 13. Februar 1913 gefällt werden.
Der Schramberger Bildhauermeister Cajetan
Schaub widmete ihr unter seinem Pseudonym
„C. Kirchhofer" am 16. Februar 1913 im
Schwarzwälder Tagblatt einen liebevollen
Nachruf:
„ Wer kennt sie hier nicht, die große Tanne,
das Wahrzeichen des lieblichen Bernecktales.
Schon als kleiner Knirps an der Hand des
Vaters stand ich staunend vor dem Riesenbaume
und bis auf den heutigen Tag war
er mir ein trauter Geselle, zu dem ich in
guten und bösen Tagen gerne gewandert bin.
Zwei Jahrhunderte hat er standgehalten der
stattliche Baum ... Doch alles ist vergänglich.
Wir haben den 13- Februar. Mit Tagesanbruch
wollte ich hinaus durchs Bernecktal nach
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