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Räume, und die Gipsdecken lösten sich. Gips,
Spreu und vor allem viel Wasser drangen in den
Wohnbereich ein und überfluteten sogar die
Betten. Nur mit enormem Kraftaufwand und
Sägemehl konnte wenigstens der Gastraum
gerettet werden.
Der Schaden war immens. Die Familie musste
eine Woche in der Gastwirtschaft auf dem Fußboden
schlafen bis die Wohnräume wieder trocken
und gereinigt waren.
Doch schon lange vorher sorgten Unwetter
für größere und kleinere Schäden. 1930 schlug
der Blitz ins „Paradies" ein. Die genauen Schäden
sind heute nicht mehr bekannt. Es wird
jedoch erzählt, dass der Blitzableiter noch größere
Schäden verhindert hätte. Am 18. August
2002 schlug der Blitz wieder ein. Er drang an
der nordwestlichen Giebelseite unter dem
Dach ein und riss ein 30 Zentimeter großes
Loch in die Wand und verließ nach drei Metern
das Haus wieder durch die Dachziegel. Das
ganze Haus roch nach Rauch und Schwefel.
Auch der berühmt gewordene Sturm „Lothar"
hinterließ im „Paradies" seine Spuren. Sämtliche
Frontziegel wurden vom Dach gerissen
und beschädigten fünf Autos.
Trotz aller Probleme ist das „Paradies" eines der
letzten Traditionsgasthäuser geblieben.
Eine wahre Begebenheit aus der langen
Geschichte vom Gasthaus Paradies:
Bauer Link aus Schönbronn, viele Jahre
Stammgast im Paradies hatte nach einem
Streit Lokalverbot. Ein Jahr später, Maria
putzte ihre Fenster, kam Bauer Link mit
dem Fahrrad vorbei. Er war auf dem Weg
zum Einkaufen nach Sulgen. Er begrüßte
Maria Weiß mit den Worten:„Bei dir würde
ich auch mal wieder ein Bier trinken, wenn
ich dürfte!" Und er durfte.
Das Wiedersehen mit den anderen Stammgästen
wurde zünftig gefeiert. Es wurde
gesungen, gelacht und Witze erzählt - man
hatte ja so viel nachzuholen.
Bauer Link war in guter Stimmung und
verkündete am Stammtisch:,, Wenn ich sterbe
, mache ich zur Bedingung, dass im Sargdeckel
ein Fenster sein muss, damit ich sehe
, was für Pharisäer bei der Beerdigung
dabei sind."
Schon zwei Stunden später geschah das Unglück
: Bauer Link - nach reichlich Alkohol -
war auf dem Weg zum Klo und verwechselte
die Klotüre mit der Türe zum Keller. Er
stürzte die steile Kellertreppe hinunter und
war sofort tot (Genickbruch).
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