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Abb. l:Der Uhrenträger von Bildhauermeister
Cajetan Schaub (1864-1943) auf dem Hirschbrunnen
, der 1932 von der Hirschbrunnengesellschaft
aufgestellt wurde und 1981 auch für
das Titelblatt der Zeitschrift DKräz gewählt
wurde. Foto: Carsten Kohlmann
berg eine Industriestadt ist und Uhren offensichtlich
eines ihrer besonders bedeutenden
Erzeugnisse sind.
Wer dann vielleicht nicht nur auf der eiligen
Durchfahrt ist, sondern sich auch für einen
kurzen Besuch der Stadt selbst Zeit nimmt,
kann dann auf den Uhrenträger auf dem
Hirschbrunnen aufmerksam werden und wird
sich wahrscheinlich an die Werbung bei der
Einfahrt erinnern (Abb. 1). Viele kommen dann
wohl auf den Gedanken, dass hier eine
Geschichte zu sehen ist, die mit Uhrenhändlern
wie diesem Uhrenträger begonnen hat
und geradewegs zu den Funkuhren der Junghans
Uhren GmbH führt. Aber - wie so oft in
der Geschichte - war es nicht ganz so einfach.
Man muss sich eigentlich wundern, dass in dieser
Zeitschrift nie ein Beitrag über die Uhrmacher
und Uhrenhändler des Marktfleckens
Schramberg erschienen ist, obwohl der Titel
D'Kräz und der Uhrenträger auf dem Titelblatt
eigentlich an sie erinnern. Wer sich dafür interessiert
wird aber selbst in den neueren Darstellungen
zur Geschichte der Stadt Schramberg
nicht fündig.
Die Kapitel zur Industriegeschichte schweigen
sich darüber aus. Ganz offensichtlich wurde
die Geschichte der handwerklichen Uhrenherstellung
durch den späteren Siegeszug der
industriellen Uhrenproduktion vollständig
überlagert und ist im Lauf der Zeit weitgehend
in Vergessenheit geraten.
Um etwas darüber erfahren zu können, muss
man schon auf die ältere Literatur des 19. Jahrhunderts
zurückgreifen, bis man einige ihrer
wenigen Spuren entdecken kann. In der 1868
erschienenen Beschreibung des Oberamts
Oberndorf wird im Kapitel Fabrikations-
Anstalten außer der 1861 gegründeten Uhrenfabrik
Gebrüder Junghans mit ihrem Schwerpunkt
„amerikanische Uhren" auch die
„Anfertigung von Schwarzwälderuhren" in der
1867 zur Stadt erhobenen Gemeinde Schramberg
erwähnt: „Außer Schwenningen ... ist in
Württemberg Schramberg der einzige Ort, wo
dieser Industriezweig in größerem Maßstabe
betrieben wird. Gegenwärtig mögen in
Schramberg 23 Meister und über 100 Gehilfen
sein, welche alle Sorten sog. Schwarzwälderuhren
, von der ordinärsten bis zur elegantesten
Ausstattung fertigen. Die Fabrikate gehen
nach dem ganzen Zollverein, Rußland, der Wal-
lachei, Frankreich, der Schweiz, Österreich,
Holland und Belgien." Auch in der 1872
erschienenen Chronik der Stadt & ehemaligen
Herrschaft Schramberg sowie Ortsbeschreibung
von Schramberg des ersten Stadtschultheißen
German Waller (1823-1897)
werden diese Uhrmacher und Uhrenhändler
erwähnt und sogar teilweise namentlich genannt
: „Es sind dermalen 26 Meister mit etwa
60 Arbeitern damit beschäftigt, worunter die
bedeutenderen, wie A. Waller, H. Schweizer,
F. Brunnenkant, J. King, A. Klausner, X. Keck
u.s.w. 4-6-8 Gesellen beschäftigen." Größere
Bedeutung erreichten die ersten Schramber-
ger Uhrmacher und Uhrenhändler aber nicht
und tauchen deshalb auch nicht in den zeitgenössischen
Werken über die Wirtschaftsgeschichte
des Schwarzwaldes auf. Die Haupt-
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