Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 25.2005
Seite: 11
(PDF, 62 MB)
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waren - wie dieses Beispiel zeigt - sehr viel
unterwegs. Dass ihre Wanderschaft nicht ungefährlich
war, zeigt bis heute ein bemerkenswerter
Gedenkstein im Seedorfer Wald bei
Heiligenbronn, der an einen bisher aber noch
nicht näher bekannten Uhrmacher erinnert,
der an dieser Stelle 1842 Opfer eines Raubmordes
wurde (Abb. 3).

Im württembergischen Schwarzwald entwickelte
sich das Uhrmacherhandwerk wesentlich
später als im badischen Schwarzwald, wo
seine eigentliche Heimat ist. Während in badischen
Schwarzwaldorten Uhrmacherhandwerk
und Uhrenhandel schon lange florierten,
gab es in der Mitte des 19. Jahrhunderts in
Schramberg erst sechs Meister mit vier Gesellen
und sechs Lehrlingen. Die Erfolge der badischen
Uhrmacher veranlassten die Regierung
des Königreichs Württemberg durch die Zentralstelle
für Gewerbe und Handel unter der
Leitung von Ferdinand Steinbeis (1807-1893)
zur gezielten Förderung des Uhrmacherhandwerks
in wirtschaftlichen Problemgebieten
wie der Raumschaft Schramberg.
Die damaligen Verhältnisse werden in einem
nur wenig bekannt gewordenen Aufsatz Ein
gescheiterter Versuch, die Uhrmacherei im
Schramberger Umland anzusiedeln in der
Schwäbischen Heimat 4 (1989) von Siegfried
Wagner anschaulich beschrieben. Er berichtet
über eine ganze Reihe von armen Einwohnern
der Gemeinden Aichhalden, Sulgen und
Sulgau mit der Teilgemeinde Schönbronn, die
mit Hilfe der staatlichen Gewerbeförderung
den Schritt in die Selbstständigkeit wagten,
die aber wegen des zunehmenden Konkurrenzdrucks
und Preisverfalls durch die aus
den USA kommenden Billigprodukte aus der
industriellen Massenproduktion ausnahmslos

Abb. 4: Farbkolorierter Holzstich mit dem Titel
„ Uhrenindustrie im Schwarzwald" aus einer
illustrierten Zeitschrift des 19. Jahrhunderts mit
Darstellungen aus dem Leben der Uhrmacher
und Uhrenhändler im südlichen Schwarzwald.
Die drei Abbildungen zeigen eine Uhrmacherwerkstatt
(oben), eine Tanzszene in einem Wirtshaus
(unten links) und einen Uhrenhändler auf
Wanderschaft mit einer Krätze aus Korbgeflecht
(unten rechts).

Vorlage: Archiv Carsten Kohlmann

scheiterten. Nach der Aufgabe des Uhrmacherhandwerks
verlegten sich einige auf den
Uhrenhandel, verdingten sich als Tagelöhner
oder packten ihr Bündel und wanderten in
der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach
Übersee aus.

Auch für Schramberg gibt es solche Beispiele.
Die Schramberger Heimatschriftstellerin Emma
Haaser (1878-1950) erzählt in ihrem 1928
erschienenen Buch Efeu und Immergrün
über das Schicksal des als „Uhrmacher-Adolf
bekannten Uhrmachers Adolf Maurer (*1819)
aus der Kirnbachstraße, der zunächst mit großem
Erfolg „an der Spitze der hiesigen Meister
seiner Zunft" gestanden habe, dann aber „vom
Schicksal auf die Landstraße gezerrt" wurde
und zuletzt mit dem Verkauf von Schuhbändeln
sein Leben fristen musste.
Mit der Entstehung der Uhrenindustrie war für
die alte Schwarzwalduhr aus handwerklicher
Herstellung die Zeit sprichwörtlich abgelaufen
, die sich deshalb nur in einigen wenigen
Nischen erhalten konnte. Ohne eine Übernahme
des amerikanischen Systems, das im
Schwarzwald von der Uhrenfabrik Gebrüder
Junghans in Schramberg eingeführt wurde und
dem andere Uhrenfabriken schrittweise folgten
, wären die Uhrmacher und Uhrenhändler
über kurz oder lang an der übermächtigen
Konkurrenz aus den USA zugrunde gegangen.
Mit dem Aufstieg von Junghans zur größten
Uhrenfabrik der Welt wurde Schramberg als
ehemaliges Randgebiet zum dynamischen
Schrittmacher der Uhrenindustrie im Schwarzwald
und konnte sich dadurch zu einer der
führenden Industriestädte des Königreichs
Württemberg entwickeln.
Eine ganze Reihe der ehemals selbstständigen
Uhrmacher fand in der Uhrenfabrik Gebrüder
Junghans eine neue Beschäftigung und hat
dort wahrscheinlich die erste Generation der
Werkmeister gestellt. Spätestens Ende der
1870er-Jahre gab es in Schramberg keine handwerkliche
Uhrenherstellung mehr. Die Zeit der
Uhrenhändler mit Krätze, wie wir sie auf zeitgenössischen
Darstellungen sehen können,
war damit zu Ende gegangen (Abb. 4). Die in
der Uhrenindustrie hergestellten Uhren wurden
nun im Zuge der Entwicklung eines
modernen Warenvertriebssystems in Kisten
mit Fuhrwerken und später mit der Eisenbahn

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