Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 25.2005
Seite: 50
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0051
KZ-Opfer des Nationalsozialismus in
Schramberg, die 1982 von der Stadt Schram-
berg veröffentlicht wurde und in der erstmals
etwas über die Lebensspuren dieser Menschen
zu erfahren war. Mit der von ihm
betriebenen Aufarbeitung waren aber eine
ganze Reihe von Schwierigkeiten verbunden.
„Es gab Probleme sowohl von privater Seite
als auch von der allgemeinen Stimmung, die
damals in der Bevölkerung und vielleicht
auch im Gemeinderat noch herrschte",
erinnert er sich. „Nur nicht das Thema anrühren
." Die von ihm befragten Familienangehörigen
der NS-Opfer verhielten sich sehr
skeptisch und fürchteten Nachteile in der
Öffentlichkeit.

Aber auch bei anderen Zeitzeugen stieß er auf
Abwehrhaltung: „Ich kann mich entsinnen, ein
alter Herr wollte auf mich losgehen, als ich
gefragt habe, wie war das eigentlich, es wird
berichtet, Sie hätten auch dazu beigetragen,
dass der Erath verhaftet wurde. Und es war sehr
schwierig, den alten Herrn zu beruhigen."
Seine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhenden
Forschungsergebnisse wurden zudem
auch offen angezweifelt: „Da kam ein ganz
bezeichnendes Gespräch mit einem Bekannten
zustande. Ich habe ihn darauf hingewiesen, was
hier in Schramberg alles passiert ist. Und da
sagte er immer: ,Des glaub i net'. Ich sagte: ,Da
steht es aber.' Und er: ,Des glaub i net. Man
kann viel schreiben.'"

Zum 50. Jahrestag der nationalsozialistischen
Machtergreifung wirkte er maßgeblich an der
Ausstellung Schramberg 1933 im Stadtmuseum
mit und fasste die Summe seiner Studien
in den Büchern Momentaufnahmen
Schramberg - Ein Lesebuch 1867-1992
(1992) und Schramberg - Adelsherrschaft,
Marktflecken, Industriestadt zusammen
(2004).

Zu Einzelaspekten schrieb er in der D'Kräz
ergänzende Aufsätze über die Sturmschar des
katholischen Jungmännerverbandes (2000)
und über den Bischofstag vom 24. März 1935
mit dem Bekennerbischof Dr. Joannes Baptista
Sproll (2001). Über die bis dahin vergessenen
Opfer der Zwangssterilisierungen in der damaligen
Erziehungsanstalt Heiligenbronn veröffentlichte
er außerdem eine Monographie
(2002).

Die intensive Frage nach historischer Wahrheit
und die intensive Beschäftigung mit der NS-
Zeit haben viel mit eigenen biographischen
Erfahrungen von Hans-Joachim Losch zu tun.
Er wurde 1937 in Rößel (Ostpreußen) geboren
und erlebte hier als Kind mit dem Einmarsch
der Roten Armee die furchtbaren Folgen von
Flucht und Vertreibung. In der DDR, wo seine
Familie nach der Vertreibung aus Ostpreußen
zuerst lebte, erfuhr er in der Schule die kommunistische
Diktatur, deren Hass auf das
Christentum ihn besonders abstieß. Er fand
hier zu einem sehr kritischen Denken und
hinterfragte die ideologische Geschichtsvermittlung
seiner Lehrer. „Was ist wahr? Was ist
wirklich passiert, diese Frage, die auch schon
Ranke beschäftigt hat, wie war es wirklich,
die hat mich eigentlich immer bewegt, bis in
die Gegenwart hinein."

Seine Familie schickte ihn im Westen auf ein
katholisches Konvikt im Emsland, das an ein
staatliches Gymnasium angeschlossen war,
wo er 1958 sein Abitur machte. Danach studierte
er an der Universität Hamburg und an
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die
Fächer Latein und Geschichte.
Nach dem Referendariat am Studienseminar
Rottweil unterrichtete er von 1968 bis 1970 am
Progymnasium Alpirsbach und war von 1970
bis 1997 am Gymnasium Schramberg tätig.
Auf lokalgeschichtlicher Ebene hat er insbesondere
die Kirchengeschichte sehr befruchtet
und sich dabei nicht nur auf die NS-Zeit
beschränkt. Aus Anlass der 150-Jahr-Feier der
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt im Jahr 1994
beschäftigte er sich ausführlich mit der Frage
nach der Entstehung der für einen Ort von der
Größe der damaligen Gemeinde Schramberg
völlig außergewöhnlichen spätklassizistischen
Kirche und kam durch Archivstudien zu sehr
interessanten Ergebnissen, die zur Wiederannäherung
an die klassizistische Epoche in der
Geschichte der heutigen Stadt Schramberg
sehr viel beigetragen haben.
Sein auf diesen Vorarbeiten beruhender Beitrag
Die Entstehung der spätklassizistischen
Kirche St. Maria in dem 2001 erschienenen
Kirchenführer kann mit als das Beste betrachtet
werden, was bis heute zu einem kunstgeschichtlichen
Thema auf lokaler Ebene veröffentlicht
wurde.

50


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0051