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Nach einem Gespräch mit Martin Maurer
„waren wir uns eigentlich innerhalb von zehn
Minuten einig", erinnert sich Horst Schock
gerne.
Am 16. Juli 1999 stellte er sich bei einer Vorstands
- und Ausschusssitzung des Museumsund
Geschichtsvereins vor und erläuterte die
Bedingungen für die Übernahme der Redaktion
der Zeitschrift: „1. Inhaltliche Verantwortung
bei den Autoren, 2. Nachrecherchen nur
bei offensichtlichen Widersprüchen, 3. Alleinverantwortung
bei der organisatorischen und
redaktionellen Arbeit."
Allen war klar, dass er als Zugezogener noch
nicht die gleiche Ortskenntnis wie sein Vorgänger
haben konnte und waren deshalb mit
seinen Bedingungen einverstanden.
Mit dem Beginn seiner Redaktionstätigkeit
änderte sich einiges in der alljährlichen Entstehung
der Zeitschrift. Um die Autoren kennen
lernen zu können, lud er anfangs zu bis
dahin unbekannten Redaktionssitzungen ein.
Außerdem konnte er aufgrund seiner beruflichen
Fähigkeiten als versierter Buchhersteller
auch die Vorstufen-Produktion übernehmen
, so dass die D'Kräz nur noch gedruckt
werden musste. Die Gestaltungsspielräume
wurden dadurch erheblich größer als bisher.
Da Robert Ditter seinem Nachfolger einen
unbelasteten Neuanfang ermöglichen wollte -
„Fangen Sie neu an!" -, musste sich Horst
Schock von Grund auf in seine neue Aufgabe
einarbeiten.
Die Übernahme der Zeitschrift durch einen
Zugezogenen konnten sich manche
zunächst schwer vorstellen, erinnert sich
Horst Schock, „aber ab dem zweiten, vor
allem ab dem dritten Heft hat man dann
gesagt, das ist auch nicht viel anders als beim
Herrn Ditter."
Der Neuanfang glückte und führte von Jahr zu
Jahr zu immer attraktiver werdenden Ausgaben
. Bei seiner Arbeit kamen ihm nicht nur
seine ausgezeichneten beruflichen Fähigkeiten
als einem der Besten seiner Branche zugute
, sondern auch seine hervorragenden
menschlichen Qualitäten. 2002 schaffte die
Zeitschrift in seiner Amtszeit auch den Sprung
in das Internet, wo seitdem unter der Adresse
„www.kraez.de" kurze Inhaltsangaben aller
Beiträge abrufbar sind.
Als Mensch mit Ethos und Format war er ein
würdiger Nachfolger für das Erbe von Robert
Ditter, auch wenn die beiden „Chefredakteure
" in ihrem Profil sehr gegensätzlich sind.
Als Sohn des Polizeibeamten Richard Schock
und der Übersetzerin Rita Schock wurde er
1948 in Sindelfingen geboren. Bereits von
Kindheit an stand für ihn entgegen einer über
Generationen zurückreichenden Familientradition
von Polizeibeamten der Berufswunsch
Journalist mit dem Ziel einer Tätigkeit als
Schlussredakteur fest.
Die Voraussetzung für diesen Berufswunsch
war zunächst eine Lehre als Schriftsetzer, die
er in der Druckerei der von der SPD herausgegebenen
Schwäbischen Tagwacht in Stuttgart
machte und für die er vorzeitig das Gymnasium
verließ. Im Rückblick auf diese Berufsausbildung
meint er, „diese zweieinhalb Jahre
haben mich wahrscheinlich mehr geprägt als
alles andere." In dieser Lehrzeit wurzelt seine
von beeindruckendem Idealismus, Kollegialität
und Solidarität geprägte persönliche und politische
Grundhaltung.
Ohne Unterstützung seiner Eltern infolge seines
gegen die Familientradition gewählten
Berufswunsches ging er 1966 nach Berlin und
besuchte dort parallel sowohl ein Abendgymnasium
wie das renommierte Franz-Bücher-
Seminar für Publizistik.
An dieser damals besten Ausbildungsstätte des
Journalistennachwuchses erlernte er das
Handwerkszeug seines Berufes. Die im Epochenjahr
1968 beginnende Studentenbewegung
erlebte er in ihrem Zentrum Berlin und
lernte mit Rudi Dutschke (1940-1979) ihren
großen Denker und Redner kennen, für den er
die Presse- und Organisationsarbeit übernahm
und mit dem ihn eine unvergessliche Freundschaft
verband.
Nach seinem Berufseinstieg in der Redaktion
des Berliner Tagesspiegels kehrte er 1980 nach
Stuttgart zurück und arbeitete dort in einem
großen Verlagshaus.
In der gleichzeitigen Mitarbeit am Aufbau des
Silberburg-Verlages beschäftigte er sich erstmals
mit lokalgeschichtlichen Büchern, indem
er das große Buch des langjährigen Stuttgarter
Stadtarchivdirektors Paul Sauer (*1931) Das
Werden einer Großstadt - Stuttgart zwischen
Reichsgründung und Erstem Weltkrieg 1871
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