http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0066
Gisela Lixfeld:
25 JAHRE STADTMUSEUM SCHRAMBERG
Ein Vierteljahrhundert ist keine lange Zeit für ein Museum. Museen leben von der Langfristigkeit
- zumindest im Sammlungsbereich. Denn gleichzeitig sind Museen den jeweils aktuellen
Zeitströmungen unterworfen, was ihre Konzeptionen und Zielsetzungen betrifft.
Im Unterschied zu Privatsammlungen sind Museumssammlungen auf Dauer angelegt. Sammeln
, bewahren, forschen, ausstellen bzw. Kenntnisse vermitteln durch Ausstellungen sind
ihre Kernaufgaben. Historische Museen bergen Sachzeugen der Geschichte, im Falle eines
Stadtmuseums sind es in der Regel Gegenstände der Heimatgeschichte.
Ein wichtiger Schwerpunkt der Schramberger Museumssammlung sind daher Zeugnisse der
Industriegeschichte. Ein Museum wird in der Regel auch nicht so schnell aus dem Boden
gestampft. Meist gehen der Gründung langwierige Überlegungen voraus. Im Falle des Stadtmuseums
Schramberg dachte man 65 fahre über Sinn und Nutzen eines Heimatmuseums
nach, bis man 1979 in die Realisierungsphase eintrat.
Vorgeschichte und Museumsgründung1
1913 hatte Erhard Junghans d.J. (1849-1923),
der Erbauer der Villa mit Park am Sonnenberg
(heute Parkhotel und Park der Zeiten), der
Stadt Schramberg seine Altertümersammlung
als Geschenk angeboten. Im Juli 1914 stimmte
der Gemeinderat schließlich zu, die alte katholische
Kirche zum Museum auszubauen. Wenig
später brach der Erste Weltkrieg aus, und
die Museumspläne verschwanden in der
Schublade.
Anfang der 1930er-Jahre lebte die Diskussion
nochmals auf. Als Museumsstandorte waren
diesmal die Burgschule und zwei Fabrikantenvillen
im Gespräch, die Villa Erhard Junghans
und die Villa Uechtritz: beide stattliche Gebäude
mit für damalige Verhältnisse großzügigem
Raumangebot. Eine kleine Heimatstube
hatte man demnach nicht im Sinn, sondern ein
modernes Museum.
Die favorisierte Junghans-Villa wurde schließlich
nach der Machtergreifung von den neuen
Machthabern, der NSDAP, mit Beschlag belegt.
Das Museumsthema ruhte fortan bis in die
Nachkriegszeit.
In den 1950er-Jahren nahmen Interessierte
einen neuen Anlauf. Diesmal wurde sogar ein
Sammlungsaufruf an die Bevölkerung gestartet
. Schon damals hatte man das gräfliche
Schloss als Museumsgebäude im Auge, das jedoch
vorerst für Schulzwecke benötigt
wurde. Das Museumsvorhaben schlief wieder
ein, bis das Stadtjubiläum 1967 die Museumsdebatte
erneut in Schwung brachte. Stadtrat
Franz Flaig setzte sich vergeblich für eine
Zwischenlösung im Lindenhof an der Weihergasse
ein.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um ein
Kulturzentrum in den 1970er-Jahren lebte
auch die Heimatmuseumsidee wieder auf.
Zwei Umstände begünstigten diesmal die Realisierung
der Museumspläne: Das Schloss wurde
1978 durch Schulneubauten frei; gleichzeitig
hatte Fritz Landenberger (1892-1978), der
jüngste Sohn des Gründerpaares der Hamburg-
Amerikanischen Uhrenfabrik, seiner Heimatstadt
eine stattliche Summe für den Ausbau der
kulturellen Einrichtungen vermacht.
Am 19. März 1979 wurden erstmals Museumsfachleute
zu einer Sondersitzung des Verwaltungsausschusses
eingeladen; am 26. April be-
fasste sich schließlich der Gemeinderat mit
dem Thema. Strittig waren vor allem die Personalkosten
. Die Stelle der wissenschaftlichen
Museumsleitung wurde daher zunächst auf
eine dreijährige Aufbauphase begrenzt. Am 1.
September 1979 traten Andreas Kuntz als Museumsleiter
und Agnes Budke als Verwaltungsangestellte
ihren Dienst an.
Startphase und Konzept
In der ersten Zeit gab es reichlich Startschwierigkeiten
. Hohe Investitionssummen für Renovierung
und Umbau des Museumsgebäudes,
65
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0066