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Seite aus dem Altinventar der Uhrensammlung
Junghans.
des Schlosses, waren im Spiel. Meinungsverschiedenheiten
über denkmalpflegerische
Konzepte, die in Kontrast zur Museumsnutzung
zu stehen schienen, aber auch kommunalpolitische
Zwistigkeiten sorgten für
Zündstoff.
Wer die Berichte in der lokalen Tagespresse dieser
Zeit aufmerksam verfolgt, mag sich wundern
über diesen „Museumskrieg", der erst nach dem
Weggang des ersten Museumsleiters im Sommer
1980 langsam zu verebben begann.
Die Startschwierigkeiten hingen auch damit
zusammen, dass die Vorstellungen über Museumsarbeit
recht schwammig waren. Die
Museumseinrichtung war für alle Beteiligten
eine neue Erfahrung.
Diese Probleme wären nicht erwähnenswert,
wären sie nicht symptomatisch für die Museumsgründungen
der 1970er- und 1980er-Jah-
re. Vieles war im Umbruch: die Gesellschaft,
die Bildungsdiskussion - und damit auch die
Museen, die weg wollten vom verstaubten
Image heiliger Hallen, stattdessen zu zeitgemäßen
museumspädagogischen Konzepten des
Museums für alle strebten. Kaum ein Museum,
das gerade im Aufbau oder im Wandel war, hat
das ohne Reibungsverluste geschafft.
Das Stadtmuseum Schramberg ist Teil der Museumsgründungswelle
der 1970er-Jahre, die
Museen entstauben, bürger- und bürgerinnennah
konzipieren und sie mithilfe der Museumspädagogik
stärker ins Bildungssystem integrieren
wollte.2
Trotz aller Meinungsverschiedenheiten herrschte
im Schramberger Gemeinderat von Anfang an
Einigkeit darüber, dass mit dem Museum eine
neue kommunale Bildungseinrichtung entstehen
sollte, die museumspädagogische Aktivitäten
entfalten und die Bürgerschaft für Kultur
und Geschichte ihrer Stadt gewinnen müsste.
Alle wünschten ein lebendiges, aktives Museum.3
Unstrittig war auch der Gedanke, dass ein klares
Konzept entwickelt werden müsste, das
sich auf die wesentlichen Punkte der Heimatgeschichte
konzentrieren sollte. Da die Stadt-
werdung eng mit der Industrialisierung verbunden
und überdies Alltagsgeschichte in den
1970er-Jahren ein über die Fachwelt hinaus
vielfach diskutiertes Thema war, konzentrierte
man sich auf Industriegeschichte, Arbeiterund
Alltagskultur.4
In Schramberg war schließlich 1820 die erste
Steingutfabrik im Königreich Württemberg eröffnet
worden. Ferner gaben die Strohflechte-
rei im Kontext der Armenerziehung zu Gewerbefleiß
und Arbeitsamkeit sowie die rasante
Entwicklung einer weltweit bedeutenden Uhrenindustrie
spannende Themen für Ausstellungen
und Sammlungsgebiete ab.
Dass noch keine Vorarbeiten für diese Bereiche
existierten, sich auch bis dahin erst wenige
Museen derartigen Themen gewidmet
hatten, machte diese Schwerpunktsetzung umso
interessanter. Man bewegte sich auf sehr
innovativem Feld.
In den Jahren1982 und 1983 konnten die Abteilungen
zur Industrialisierung eröffnet werden
, 1985 schließlich die Burgenabteilung.
Die Sammlungen
Einige heimatgeschichtliche Exponate, die bei
der Sammelaktion in den 1950er-Jahren zusammengekommen
waren, und eine Sammlung
hausindustriell hergestellter Schwarzwalduhren
bildeten anfangs den einzigen
Museumsbestand: insgesamt rund 150 Stücke.
Damit ließen sich schwerlich geschichtliche
Entwicklungen präsentieren.
Entsprechend dem Auftrag, die Industriegeschichte
und Alltagskultur Schrambergs in
Ausstellungen zu veranschaulichen, wurden
daher auch allmählich die erforderlichen Sammlungen
aufgebaut.
Uhrensammlung
Inzwischen verfügt das Stadtmuseum über
rund 13.000 Exponate. Allein die Uhrensamm-
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