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Carsten Kohlmann:
STADTARCHIVAR ERICH MAIER -
EINE WÜRDIGUNG ZUM 75. GEBURTSTAG
Die Geschichtskulturarbeit in der Stadt Schramberg beruht auf einem vielfältigen bürgerschaftlichen
und ehrenamtlichen Engagement mit beachtlicher Tradition. Die Bereitschaft vieler
Bürger, sich mit dem Geschichtserbe ihrer Heimatstadt zu beschäftigen und sich dafür einzusetzen
, ist ein beeindruckendes Zeichen für das Geschichtsbewusstsein und die
Heimatverbundenheit der Schramberger. Diesem bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement
ist es zu verdanken, dass die Stadt Schramberg sich nicht nur als erfolgreiche
Industriestadt der Gegenwart betrachten kann, sondern auch in der Zukunft die Chance
besitzt, sich als Kulturstadt mit Vergangenheit entwickeln zu können.
Die Grundlage dafür ist die Erhaltung der
schriftlichen und bildlichen Geschichte der
Stadt Schramberg in ihrem Stadtarchiv, wo
man wie an keinem anderen Ort eine Zeitreise
durch die Schramberger Vergangenheit erleben
kann. Das Stadtarchiv ist die Anlaufstelle
für alle, die mehr über Schramberg wissen wollen
, als man in Büchern lesen kann, die nach
den Quellen der Bücher fragen und selbst
erforschen wollen, was sich in der Vergangenheit
der Heimatstadt ereignet hat.
Der Wegbereiter für diese Zeitreise ist Erich
Maier, ehrenamtlicher Leiter des Stadtarchivs
Schramberg, der vor kurzem 75 Jahre alt
geworden ist und sich wie nur wenige andere
um die Geschichtskulturarbeit in der Stadt
Schramberg verdient gemacht hat. In jahrelanger
Erschließungs- und Beratungstätigkeit hat
er vielen Besuchern des Stadtarchivs diese
Zeitreise in die Vergangenheit ermöglicht. Fast
jeder, der einmal bei ihm erleben konnte, wie
spannend das Erlebnis Geschichte sein kann,
kommt wieder, stellen sich doch nach jeder
Entdeckung oft neue Fragen, die den Wunsch
aufkommen lassen, noch mehr zu wissen, und
zu weiteren Forschungen in den archivali-
schen Geschichtszeugnissen führen.
„Ich habe mich für Geschichte immer interessiert
", erzählt Erich Maier, wenn man sich mit
ihm über die Gründe unterhält, die ihn bewogen
haben, nach seinem Ruhestand als Leiter
der Kaufmännischen Schulen Schramberg die
Leitung des Stadtarchivs zu übernehmen. „Das
war mein Lieblingsfach", erinnert sich der
gebürtige Schramberger an seine Schulzeit in
der Berneckschule und im Gymnasium, „und
auch das Fach mit den besten Noten." In der
Berneckschule beeindruckt ihn nachhaltig die
von dem schwäbischen Dichter Ludwig Uh-
land (1787-1862) bei der Burg Falkenstein in
Schramberg angesiedelte Geschichte von Herzog
Ernst von Schwaben, die damals noch sehr
bekannt war: „Da hatten wir einen Lehrer
namens Johannes Bäuerle, der hat uns die Heimatgeschichte
von Schramberg etwas näher
gebracht. Das war im Lehrplan so vorgesehen.
Und unter anderem hat er die Sage von Herzog
Ernst aufgeteilt in zwölf Teile, und da mussten
jeweils einige Schüler den ersten Teil und den
zweiten Teil und so weiter auswendig lernen.
Ich weiß nicht mehr, welcher Teil mir zufiel,
ich habe aber auf jeden Fall alle Teile gesammelt
bei meinen Kameraden. Und die habe ich
in den Herbstferien, als ich bei meiner Tante
war in Peterzell, alle zusammengeschrieben in
einem Heft. Das habe ich dann stolz meinem
Lehrer gezeigt."
Mit 75 Jahren blickt Erich Maier auf eine lange
Zeit selbst erlebter Geschichte zurück, die er
überwiegend in seiner Heimatstadt Schramberg
verbracht hat. Er wird als einziger Sohn
von Hugo Maier (1899-1980) und Anna Maier,
geborene Kopp (1902-1990), am 13. Oktober
1930 in Schramberg geboren und wohnt bis
heute in seinem 1901 gebauten Elternhaus in
der Bühlestraße, das sein Großvater Philipp
Maier (1858-1934) 1907 gekauft hat. Gerne
erzählt er, dass sein Geburtstag ein wunder-
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