Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 25.2005
Seite: 115
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0116
schöner Herbsttag gewesen ist, wie er später
einmal von dem bekannten Blinden Eduard in
Heiligenbronn erfahren kann, der wegen seines
präzisen Wettergedächtnisses damals von
vielen angesprochen wird. Seine Kindheit und
Jugend ist von einfachen Lebensverhältnissen
in einer typischen Arbeiterfamilie geprägt, in
der beide Eltern berufstätig sind, da sie das
vom Großvater erworbene und noch nicht
schuldenfreie Haus abzahlen müssen. Sein
Vater ist als Fabrikarbeiter in der Uhrenfabrik
Gebrüder Junghans beschäftigt, seine Mutter
als Fabrikarbeiterin zunächst im Emaillierwerk
Christoph Schweizer & Söhne und später in
der Spiralfedernfabrik Pfaff & Schlauder.
Bescheidenheit wird für Erich Maier als Arbeiterkind
eine Selbstverständlichkeit und kennzeichnet
ihn als herausragende Charaktereigenschaft
bis heute.

Nicht weniger prägend als die einfachen
Lebensverhältnisse wird für ihn die Glaubenstreue
seiner katholischen Eltern im Dritten
Reich, in das seine Kindheit und Jugend fallen.
Der christliche Glaube der Eltern und die
Erfahrung der bedrängten Kirche lassen ihn
sehr früh eine distanzierte Haltung zum nationalsozialistischen
Unrechtsstaat einnehmen.
Um das Jungvolk der Hitler-Jugend (HJ) kommt
er zwar nicht herum, besitzt aber nie eine Uniform
. Dagegen spricht er bereits im Alter von
acht Jahren den Vikar Max Fischer (1913 bis
1969) an - „ohne äußeres Zutun, es war für
mich klar" - und wird Ministrant in der Heilig-
Geist-Kirche, der er immer eng verbunden bleiben
wird. Das Gemeindeleben gestaltet er später
als Kirchengemeinderat mit. Außerdem
arbeitet er bei der Kolpingfamilie mit, seine
Ehefrau Gertraude Maier hingegen im Elisabethenverein
, da beiden das soziale Engagement
aus christlichem Glauben ein besonderes
Anliegen ist.

Obwohl es für eine Arbeiterfamilie nicht einfach
ist, ermöglichen die Eltern ihrem begabten
Sohn den Besuch des Gymnasiums. 1950
macht er das Abitur. Über seine Berufsplanung
ist er sich zunächst unschlüssig. Er arbeitet deshalb
zunächst etwa ein Jahr lang im Automatensaal
der nicht weit von seinem Elternhaus
entfernten Spiralfedernfabrik Pfaff & Schlauder
, dreht Schrauben und fräst Schraubengewinde
und lernt die industrielle Arbeitswelt

kennen. Nachdem Bemühungen um eine Stelle
bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK)
erfolglos bleiben, wird er von einem Bekannten
darauf aufmerksam gemacht, dass Diplom-
Handelslehrer gute Berufsaussichten haben,
und ist von diesem Berufsziel sofort begeistert.
Mit dem Studium beginnt er 1950 in Freiburg,
wechselt 1951 nach Mannheim und macht
dort 1954 sein Examen. Das Studium finanziert
er selbst mit seinem angesparten Geld und
kann als Werkstudent in den Semesterferien zu
Hause mehrfach in der Uhrenfabrik Gebrüder
Junghans arbeiten.

Nach dem Examen wird er vom Oberschulamt
Tübingen zunächst für ein halbes Jahr nach
Biberach an der Riss geschickt, aber bald nach
Schwenningen versetzt, wo er von 1955 bis
1969 an den Kaufmännischen Berufsschulen
unterrichtet. Dazwischen führt ihn i960 eine
Versetzung kurzzeitig nach Ebingen. In
Schwenningen wohnt er auch einige Zeit,
kehrt dann aber bald in seine Heimatstadt
Schramberg zurück und fährt zunächst mit
dem Moped und später mit dem Auto jeden
Tag nach Schwenningen. 1969 kann er an die
Kaufmännischen Berufsschulen in Schramberg
wechseln und wird 1971 in der Nachfolge
von Dr. Max Schlenker (1905-1986) zum
Schulleiter ernannt. Mit der Einführung des
Kaufmännischen Berufskollegs I und des
Berufskollegs zum Erwerb der Fachhochschulreife
gelingt ihm in seiner Amtszeit eine
wesentliche Erweiterung des Bildungsangebotes
, das die Kaufmännischen Berufsschulen bis
heute auszeichnet. Durch sein „berufliches
Vorbild" und „seine Menschlichkeit" - wie einmal
über ihn geschrieben wird - erwirbt er
sich hohes Ansehen und erfreut sich großer
Beliebtheit.

Nach erfolgreichen Berufsjahren tritt er 1993
als Studiendirektor in den Ruhestand und
möchte sich in seinem Ruhestand zunächst
vor allem für das Reisen und Wandern Zeit
nehmen. Einige Monate vor seinem Dienstende
wird er aber über die Lokalpresse auf die
ungeklärte Nachfolge von Franz Fehrenbacher
aufmerksam, der im Alter von 79 Jahren die
Leitung des von ihm 14 Jahre lang ehrenamtlich
betreuten Stadtarchivs aufgibt. Rathaus
und Gemeinderat können sich zu keiner
hauptamtlichen Besetzung entschließen und

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0116