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Franz Graf von Bissingen und Nippenburg:
DAS FAMILIENARCHIV DER GRAFEN VON BISSINGEN
Ein Familienarchiv unterscheidet sich von anderen Archiven dadurch, dass die Familie
über Jahrhunderte nicht nur Archivalien zusammengetragen hat, welche ihre Stellung im
öffentlichen Leben und ihr Vermögen betreffen, sondern insbesondere auch Dokumente
gesammelt haben, welche höchst persönlicher Natur die Persönlichkeiten und die Verbindung
der Mitglieder der Familie untereinander durch Briefwechsel, Korrespondenz und
Tagebücher betreffen.
Die Urkunden der Familie waren in früheren
Zeiten wichtiger Bestand der Darstellung einer
Familie, leitete die Familie nämlich ihre Rechte
, sei es in finanzieller Weise oder nach ihrem
Stand, von Urkunden her oder belegte sie durch
Urkunden. Insoweit wurde von Generation zu
Generation der Urkundenbestand weitergegeben
. Bei Käufen wurden Urkunden des Verkäufers
über seine Rechte dem Käufer mit
übergeben. So reichen die Urkunden des Gräflich
von Bissingen'schen Familienarchives bis
in das 14.Jahrhundert zurück. Der Bestand des
Familienarchives reicht bis in die Gegenwart.
Der Urkundenbestand beinhaltet Verträge über
Grundstücksgeschäfte, Familienverträge, Eheverträge
, Testamente, daneben besteht eine
Vielfalt von Verwaltungsakten der in der Familie
betriebenen Wirtschaftszweige wie Forstwirtschaft
, Landwirtschaft und Industrie.
Die Verwaltungsakten betreffen weiter die hoheitliche
Tätigkeit im Herrschaftsgebiet, Rechnungswesen
, Baurechnungen. Im persönlichen
Bereich findet man Tagebücher und Korrespondenzen
innerhalb der Familie und mit Dritten.
Der Bestand des Familienarchivs lässt sich aus
der Sammlung von Familienmitgliedern seit dem
17. Jahrhundert herleiten. Das Archiv lagerte in
den Schramberger Schlössern in eigenen Archivräumen
. Nach Verkauf des Schlosses an die Stadt
Schramberg wanderte das Archiv mit dem Wegzug
der Familie aus Schramberg etwa im Jahre
1925 in das Schloss Hohenstein, Gemeinde Dietingen
. Nach einer Zwischenlagerung im Rentamtsgebäude
in der Tiersteinstraße kehrte es
etwa 1990 in neue Räumlichkeiten an den jetzigen
Wohnsitz der Familie zurück.
Der Zugang zum Archiv war beschränkt. Aufgrund
der Einlagerung und der mangelnden
Aufsicht war es kaum möglich, Interessenten
Einblick in den Archivbestand zu geben. Dabei
gab es viele Interessenten, die sich für die Geschichte
der Region Schramberg oder auch
ihre eigene Familiengeschichte interessierten.
Auf Anregung des Kreisarchivars, Herr Bernhard
Rüth, wurden dann Überlegungen angestellt
, die Erschließung des Archivs zu verbessern
. Es konnte insbesondere durch seinen
Einsatz erreicht werden, dass das Land Baden-
Württemberg mit öffentlichen Mitteln einen
Archivar, Herrn Archivrat Dr. Jürgen König,
jetzt in Nürnberg, mit der Inventarisierung und
Ordnung des Familienarchivs beauftragte.
Diese Erschließung ist nun im Jahre 2005 abgeschlossen
. Der Archivbestand konnte geordnet
, mikroverfilmt und mit einem Findbuch
versehen der Familie zurückgegeben werden.
Die Sachkosten hierfür trug neben dem Landkreis
Rottweil die Stadt Schramberg. Aus diesem
Grund wurden die Mikroverfilmungen
des Archivs den jeweiligen Archiven, nämlich
dem Kreisarchiv Rottweil und dem Stadtarchiv
Schramberg, zur Verfügung gestellt.
Ein Archiv wird erst durch seine Erschließung
und seine Nutzungsmöglichkeit sinn- und wertvoll
. Dies ist nunmehr dank öffentlicher Gelder
geschehen.
Meine Familie und ich hoffen, dass es durch
die Zugänglichkeit der Mikroverfilmung und
des Findbuches Interessenten möglich ist, diesen
Teil der Geschichte der Herrschaft Schramberg
und der die Geschichte von Schramberg
teilweise mitgestaltenden Familie der Grafen
von Bissingen wissenschaftlich auszuwerten.
Der Hilfe der öffentlichen Hand an der Sicherung
und Erschließung der Bestände sei hier
ausdrücklich gedankt.
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